Die Leiden des Christian S. - Freiburg verzweifelt
Augsburg (dpa) - Christian Streich litt fürchterlich. 90 Minuten musste der Trainer des SC Freiburg hilflos in seiner Coaching Zone das alarmierende 0:2 (0:1) gegen den FC Augsburg ertragen. Nach dem Schlusspfiff verharrte er auf seinem Sitz am Spielfeldrand.
Und in der Pressekonferenz wirkte der temperamentvolle Fußballlehrer deprimiert wie selten zuvor, als er stockend die Mängel seiner Mannschaft beim neunten sieglosen Saisonspiel in der Bundesliga aufzählte: „Wir haben schlecht Fußball gespielt. Kein Rhythmus - bemüht kann man sagen - keine Passsicherheit - keine Abstimmung der Laufwege. Wir waren Augsburg in allen Belangen unterlegen.“
Streich hat schon einige kritische Situationen bei den Breisgauern gemeistert. „Herausforderungen hatten wir schon ein paar“, betätigte er. Seufzend fügte er hinzu: „Jetzt haben wir die nächste. Wir werden sehen, was passiert.“ Zuversicht klang nicht mit. Und es muss schnell etwas passieren beim Sportclub. Streich ist sogar froh, dass schon am Mittwoch die nächste Aufgabe ansteht, im DFB-Pokal beim Zweitligisten TSV 1860 München. Das K.o.-Spiel ist eine Chance, allerdings eine mit Risiko. „Priorität hat für uns die Bundesliga“, sagte Kapitän Julian Schuster, „aber der Pokal kann Selbstvertrauen geben - wenn man da ein Erfolgserlebnis hat.“
In Augsburg hatten die Freiburger dafür nichts anzubieten, weder defensiv noch offensiv. „Es fehlt an mehreren Punkten“, gestand Schuster. „Zu viele Spieler waren nicht in der Lage, eine ordentliche Leistung abzurufen“, analysierte Streich schonungslos und rätselte über die Gründe: „Ich kann mir vorstellen, dass der Druck und die Frustration groß sind.“ Und beides nimmt von Woche zu Woche zu.
Fünf Punkte, kein Sieg, Abstiegsrang 17 - die Lage ist bedrohlich. „Wir müssen weiter arbeiten, andere Lösungen haben wir nicht momentan“, meinte der wirkungslose Angreifer Admir Mehmedi. Allein Torwart Roman Bürki lieferte erneut eine bundesligataugliche Leistung ab. Beim Foulelfmeter von Paul Verhaegh (10. Minute) und dem abgefälschten Schuss von Halil Altintop (66.) war aber auch er machtlos. „Wir konnten über das gesamte Spiel keinen Druck erzeugen“, lautete das ernüchternde Resümee des Schweizers.
Anders der FC Augsburg, der schwungvoll auftrat und allein bei der Chancenverwertung schluderte. „Wir müssen an unserer Effektivität arbeiten“, mahnte Altintop. Der Plan von Trainer Markus Weinzierl, „mutig und offensiv ins Spiel zu gehen“, ging trotzdem auf, nicht zuletzt mit dem frühen Führungstor von Verhaegh. Der Kapitän verwandelte auch beim dritten Heimsieg in Serie wieder einen Elfmeter, seine 100-Prozent-Quote blieb erhalten: Fünf Strafstöße in der Bundesliga, fünf Tore. „Es läuft gut“, sagte der Holländer: „Und es war ganz wichtig, den Abstand auf die unteren Ränge zu halten.“
Augsburgs Routiniers gingen beim vierten Saisonsieg voran. Der wie Verhaegh 31 Jahre alte Altintop krönte eine gute Leistung mit seinem ersten Saisontor und deutete eine baldige Verlängerung seines 2015 auslaufenden Vertrages an. „Davon gehe ich aus“, sagte Altintop. Und der in Gelsenkirchen geborene Türke hat eine FCA-Zukunft in der Bundesliga im Sinn: „Wir sind auf einem guten Weg. Und wenn wir am Saisonende auf Platz 15 stehen und den direkten Klassenerhalt geschafft haben, wäre auch das ein Riesenerfolg.“