Der DFB spielt seine Macht aus
Der Bremer Senat will Geld für Risikospiele von der Fußball-Liga. Der DFB will das nicht — und nimmt Bremen das Länderspiel im November gegen Gibraltar.
Frankfurt. Länderspiel-Bann statt Weltmeister-Party: Der Deutsche Fußball-Bund entzieht Bremen den Auftritt von Joachim Löws WM-Helden gegen Gibraltar und will die Hansestadt bei allen Länderspielen vorerst meiden. Die EM-Qualifikationspartie am 14. November soll nun in Nürnberg stattfinden, entschied das Verbands-Präsidium gestern in Frankfurt. „Es tut uns sehr leid für die Fans in Bremen, die unsere Weltmeister gerne gesehen hätten“, sagte DFB-Präsident Wolfgang Niersbach.
Dem Bundesligisten Werder und dem Weserstadion entstehen damit nach eigenen Angaben ein Schaden von 600 000 Euro, der Senat will aber trotz des drastischen Schritts weiter an den umstrittenen Plänen festhalten. Man sei zu Gesprächen mit DFB und der Deutschen Fußball Liga bereit, sagte SPD-Fraktionschef Björn Tschöpe. „Erpressen lassen werden wir uns allerdings nicht.“
Die rot-grüne Landesregierung hatte am Dienstag beschlossen, dass die Hansestadt als erstes Bundesland den Fußball an den Kosten für Polizeieinsätze bei Risikospielen in der Bundesliga beteiligen will. Mit der Innenministerkonferenz habe es zu der lange schwelenden Debatte eine „klare Vereinbarung“ gegeben, sagte DFB-Boss Niersbach: „Dass wir unsere Präventivmaßnahmen verstärken und im Gegenzug die aus unserer Sicht verfassungswidrige Kostenbeteiligung an Polizeieinsätzen weiterhin nicht thematisiert wird. Diese Vereinbarung hat Bremen durch seinen Alleingang gebrochen“, erläuterte der Verbandspräsident.
„Natürlich sind wir offen für Gespräche, die uns wieder auf eine gemeinsame Linie bringen.“ Zunächst soll es aber auch keine Auftritte von deutschen Frauen- oder Jugend-Teams in Bremen mehr geben, erklärte Ligapräsident Reinhard Rauball: „Dieser Schritt ist richtig und notwendig.“
Das kleinste Bundesland steht mit seinem Vorstoß alleine da — selbst Parteifreunde aus Hamburg oder Nordrhein-Westfalen hatten die Pläne nicht unterstützt. „Der DFB schädigt mit dieser Entscheidung die Bremer Wirtschaft und will zugleich damit ein Signal an die anderen Länder abgeben, es ja nicht zu wagen, sich Bremen anzuschließen“, sagte Bremens Innensenator Ulrich Mäurer (SPD).
Die „Boykottaktion“ zielt aus seiner Sicht auf die Fußballfreunde. „Wir hätten von den beiden Fußballverbänden erwartet, dass sie mit scharfen Argumenten in die Auseinandersetzungen gehen und nicht mit fragwürdigen Strafaktionen.“
Werder-Clubchef Klaus Filbry bezeichnete die DFB-Entscheidung als „absolut nachvollziehbar“. „Die Zeche zahlen wir“, schimpfte er. Die Deutsche Polizeigewerkschaft (DPolG) kritisierte die deutschen Verbände für den Entzug des Länderspiels. „Das ist der ungeheuerliche Versuch, vor den Augen der Öffentlichkeit ein gewähltes Landesparlament zu erpressen“, sagte der Bundesvorsitzende der DPolG, Rainer Wendt.