Der lange Weg von Arnautovic zum Leistungsträger
Bremen (dpa) - Für ungewöhnliche Aktionen ist Marko Arnautovic bekannt und berüchtigt. Vorigen Sonntag, als er im Nord-Duell in Hamburg die Gelb-Rote Karte sah, bestätigte er wieder einmal seinen Ruf als Werder Bremens Egozentriker.
Aus Frust über eine Entscheidung wollte der Fußball-Profi den Ball in Richtung Schiedsrichter Kinhöfer treten. Vor einem Jahr hätte er es vielleicht sogar getan, diesmal beließ er es bei einer Geste - und wurde dennoch vom Platz gestellt.
„Das war keine Gelb-Rote Karte“, erklärte Arnautovic kurz und knapp und hielt danach die Klappe. „Das war eine unnötige Aktion“, kommentierte Trainer Thomas Schaaf ebenso schmallippig den Vorfall, der seine Vorbereitung auf das Nord-Duell gegen Hannover 96 erneut störte. Bereits bei der 0:5-Pleite zum Rückrundenstart gegen Borussia Dortmund fehlte Arnautovic. Der Stürmer musste eine Gelb-Sperre absitzen, was Schaaf zu taktischen Veränderungen und einem anderen Spielsystem zwang.
Das zeigt, wie wichtig der österreichische Nationalspieler für Werder ist. Ohne ihn lahmt die Bremer Offensive. Der ganz große Durchbruch, den sich Schaaf und der damalige Werder-Manager Klaus Allofs bei der Verpflichtung im Sommer 2010 erhofft hatten, ist Arnautovic zwar noch nicht gelungen. Doch der Angreifer hat auf dem Weg zum Leistungsträger Fortschritte gemacht. Daran, dass die Bremer eine halbwegs ordentliche Hinrunde spielten, hatte der 23-Jährige mit fünf Toren und fünf Assists einen nicht unerheblichen Anteil.
Beim 4:1-Auswärtssieg in Hoffenheim, als Arnautovic in seinem vielleicht besten Match für Werder drei Treffer gelangen, sprang der Angreifer seinem Trainer demonstrativ in die Arme. Damit bedankte sich der lange Zeit als Einzelgänger abgestempelte Profi für die Engelsgeduld, die Schaaf trotz mehrerer Skandale mit ihm aufbrachte. „Das war ein Zeichen an das ganze Trainerteam, das es auch nicht einfach mit uns hat“, erläuterte Arnautovic seine damalige Geste.
Zeitweise flog der Stürmer nach einem Disco-Besuch sogar aus dem Kader. Mit Toren, Vorlagen und verbesserter Defensivarbeit überzeugte die „Bremer Light-Variante des schwedischen Fußball-Egozentrikers Zlatan Ibrahimovic“ - so die „Hannoversche Allgemeine Zeitung“ - aber nicht nur seinen eigenen Trainer. „Arnautovic ist prädestiniert für Kontersituationen und das schnelle Umschalten“, lobte Hannovers Coach Mirko Slomka den Österreicher.
Das riesige Potenzial, das schon Werder-Legende und Landsmann Andreas Herzog festgestellt hatte, konnte Arnautovic in der Rückrunde aus bekannten Gründen noch nicht abrufen. Trotz seiner Unbeherrschtheit in Hamburg wirkt der junge Familienvater, der seit Juli 2012 Vater einer Tochter ist, gefestigter als vor zwei Jahren. „Es liegt an ihm, das fortzusetzen“, sagte Trainer Schaaf.