Der treue Steven: 96-Profi Cherundolo hört auf
Hannover (dpa) - Der treueste Ausländer der Bundesliga verlässt die Fußball-Bühne. Rechtsverteidiger Steven Cherundolo von Hannover 96 hat nach 15 Jahren einen Schlussstrich gezogen.
„Ich habe meine Karriere beendet. Leider macht mein Knie nicht mehr mit“, erläuterte der amerikanische Nationalspieler seine Entscheidung, die nicht ganz unerwartet war. Wegen erheblicher Knieprobleme musste er in jüngster Vergangenheit mehrfach operiert werden und wurde in dieser Saison nur zweimal eingesetzt.
Mit einem lockeren Kick auf dem Trainingsplatz, bei dem er zum Abschluss seinen Kollegen Szabolcs Huszti tunnelte, verabschiedete sich der 35-Jährige von der 96-Mannschaft. „Es muss nicht immer ein Bundesligaspiel sein. Davon habe ich genug gehabt“, erklärte der Rechtsverteidiger mit einem Schmunzeln. Dem Verein, für den Cherundolo seit 1999 zunächst 68 Zweitligapartien und danach 302 Erstligaspiele unter elf Trainern absolvierte, wird er weiterhin als Trainer im Nachwuchsbereich verbunden bleiben.
„Er soll schnell seinen Trainerschein machen. Wir brauchen in diesem Bereich Qualität und Stabilität“, erklärte 96-Präsident Martin Kind. Er wurde vom Zeitpunkt des Abschieds überrascht, ließ es sich aber nicht nehmen, dem Musterprofi zu danken, mit dem er vor 15 Jahren einen seiner ersten Profi-Verträge ausgehandelt hatte. „Steven weiß, wann der richtige Zeitpunkt ist. Er war immer leistungsbereit und auch kritisch. Das ist eine außergewöhnliche Karriere. Wir können ihn immer als Markenbotschafter einsetzen“, sagte Kind.
„Ich hatte das Glück, gleich am Anfang den Verein zu finden, der zu mir passt“, erläuterte der langjährige 96-Kapitän Cherundolo seine ungewöhnliche Vereinstreue. Der Kalifornier erlebte mit den Niedersachsen zahlreiche Höhen und Tiefen. „Wir sind stolz, dass wir seit zwölf Jahren ununterbrochen der Bundesliga angehören und zweimal in der Europa League spielen durften. Steven war immer dabei, er hat seine Vorbildfunktion stets erfüllt“, würdigte Kind die Verdienste des dreimaligen WM-Teilnehmers von 2002, 2006 und 2010.
Die vierte WM im Sommer in Brasilien unter der Regie von USA-Coach Jürgen Klinsmann bleibt ihm nun verwehrt. „Ich habe mit Klinsmann gesprochen, er kennt meine Entscheidung“, berichtete Cherundolo mit etwas Wehmut. „Die WM ist immer ein großes Ereignis. Da bin ich auch traurig, aber zum Glück war ich dreimal dabei“, erklärte der smarte US-Boy. Er wird jetzt die U 23-Mannschaft der Niedersachsen als Co-Trainer unterstützen und auch nach dem Laufbahnende seinem Lebensmotto vertrauen: „Bei mir ist das Glas immer halbvoll.“