Der verkehrte Robben - Schürrle gewöhnt sich ein
Valencia (dpa) - Er kann's wie Arjen Robben - nur von der anderen Seite. „Von links ziehe ich nach innen. Dann weiß ich, wie ich den Ball treffen muss. Für einen Abwehrspieler ist das unheimlich schwer zu verteidigen“, erklärte Jung-Nationalspieler André Schürrle.
Bis zum neunten Spieltag musste der schnelle Offensivspieler auf seine Tor-Premiere in der Bundesliga für seinen neuen Club Bayer Leverkusen warten. „Das war schon eine lange Durststrecke“, sagte Schürrle, der in der vergangenen Saison beim FSV Mainz 05 mit 15 Treffern und 5 Assists torgefährlichster Spieler war.
Die Leichtigkeit aus der Zeit mit der Boygruppe vom Mainzer Bruchweg mit Lewis Holtby und Co. hat er noch nicht wieder erlangt, die Treffsicherheit kommt allmählich. Im Champions-League-Duell mit dem FC Valencia traf Schürrle kurz nach seinem Ausgleichstreffer zum 2:2 bei Borussia Mönchengladbach dann sogar zum 2:1-Sieg.
In der Nationalmannschaft klappt's ohnehin noch besser. Da traf der ehemalige Mainzer, der am Sonntag 21 Jahre alt wird, in zehn Länderspielen schon fünfmal. Zuletzt beim 3:1-Erfolg in der EM-Qualifikation gegen Belgien. „So kann's weitergehen“, meinte der Torjäger.
Allerdings ist die Auswahl an guten Spielern auf seiner Position in der Nationalmannschaft groß. „Da ist eine Riesenkonkurrenz auf der linken Seite im Mittelfeld. Immer wenn ich die Chance habe, versuche ich sie zu nutzen“, sagte der Bayer-Profi. Sein ehemaliger Mainzer Vereinscoach Thomas Tuchel traut ihm den großen Sprung zu. „Er bringt alles mit, um auf allerhöchstem europäischen Niveau mitzuhalten.“
In Leverkusen wissen sie schon lange um die Stärken ihres für fast zehn Millionen Euro verpflichteten Neuzugangs. Sportdirektor Rudi Völler meinte unlängst, einigen Kritikern sei die Ablösesumme zu hoch gewesen. „Jetzt ist sie vielleicht ein bisschen niedrig“, so Völler.
Auch Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser ist von den Qualitäten Schürrles angetan. „Das ist ein Spieler, der mitspielt. Er hat Fußball von der Pike auf gelernt, ist taktisch geschult. Ich traue ihm zu, nicht nur links offensiv zu spielen, er kann alles in der Spitze spielen“, sagte Holzhäuser.
Trainer Robin Dutt setzte den pfeilschnellen Stürmer auch schon auf unterschiedlichsten Positionen ein, mit unterschiedlichem Erfolg. „Das ist mein erster richtiger Trainerwechsel“, meinte Schürrle. „Es braucht etwas Zeit, bis es funktioniert.“
Am liebsten agiert der Nationalspieler auf der linken Seite, um von dort - wie beim Treffer in Mönchengladbach - nach innen zu ziehen und mit seinem starken rechten Fuß den Abschluss zu suchen. Dass die gegnerischen Abwehrreihen gegen die Schussstärke und den Turbo-Antritt ein Allheilmittel finden, glaubt der Leverkusener Stürmer nicht. „Arjen Robben macht das auch schon lange. Und es klappt noch immer“, sagte Schürrle.