Torjäger auf Abruf: Lewandowski blüht auf
Dortmund (dpa) - Mit den Toren schwanden die Zweifel. Die Zeiten, in denen der als Chancenverschwender kritisierte Robert Lewandowski die Geduld der Anhänger von Borussia Dortmund arg strapazierte, scheinen vorbei.
Mit bisher zehn Saisontreffern in Meisterschaft und DFB-Pokal trat der Pole beim deutschen Meister aus dem langen Schatten von Lucas Barrios. Die positive Entwicklung seines einstigen Problemfalls erfüllt vor allem Jürgen Klopp mit Stolz. „Robert ist ein Beispiel dafür, dass man mit Beharrlichkeit viel erreichen kann“, kommentierte der BVB-Trainer. „Es war gut, dass wir uns von der öffentlichen Kritik an ihm nicht haben blenden lassen.“
Das Vertrauen des Fußball-Lehrers in Lewandowski zahlte sich aus. Die lange Verletzungspause des bisherigen Dortmunder Top-Torjägers Barrios nutzte der 37-malige polnische Nationalspieler zur Werbung in eigener Sache und machte sich nicht nur als Goalgetter, sondern auch als Vorbereiter verdient. „Robert hat alles gegeben, um mich zu ersetzen“, lobte Barrios, der sich nach auskurierter Muskelverletzung zuletzt mit Kurzeinsätzen begnügen musste.
Ein Aha-Erlebnis Anfang Oktober verhalf Lewandowski zu mehr Akzeptanz. Zum 4:0 seiner Mannschaft über den FC Augsburg steuerte er drei Treffer bei und stahl dabei selbst BVB-Shootingstar Mario Götze die Show. „Seitdem läuft es bei ihm richtig gut“, sagte Mittelfeldspieler Sven Bender dem „Kicker“. Anders als im zurückliegenden Meisterjahr der Borussia, in dem der 4,5 Millionen Euro teure Neuzugang aus Posen hauptsächlich Teilzeitarbeit leistete, strotzt er neuerdings vor Selbstvertrauen. Auch BVB-Sportmanager Michael Zorc hat einen Stimmungswandel ausgemacht: „Robert ist lockerer geworden.“
Das für die Borussia in den kommenden Wochen anstehende schwere Programm mit Spielen gegen Wolfsburg, Bayern München, Arsenal, Schalke 04 und Mönchengladbach wird zeigen, wie stabil Lewandowskis Aufwärtstrend wirklich ist. Gut möglich, dass er seinen Platz im Angriffszentrum schon bald an Barrios verliert. Der Südamerikaner fühlt sich nach eigenen Aussagen wieder völlig fit und drängt auf die Rückkehr in die Stammelf. „Die Zeit, in der Lucas für uns sehr wichtig wird, kommt definitiv“, sagte Klopp.
Gleichwohl gibt es für den Fußball-Lehrer mittlerweile wenig Gründe, auf Lewandowski zu verzichten. Für den Polen hat Klopp im Falle einer dauerhaften Barrios-Rückkehr deshalb die Zehner-Position im Sinn: „In dieser Konstellation haben wir die Rückrunde unserer Meistersaison gespielt.“ Von dieser Idee hält Lewandowski jedoch nicht besonders viel: „Eigentlich fühle ich mich mehr als Stürmer.“ Dennoch würde er sich dem Wunsch des Trainers fügen: „Ich arbeite für die Mannschaft. Mit ist es egal, wer die Tore schießt.“