Der VfB Stuttgart und die T-Frage

Stuttgart (dpa) - Um 9.48 Uhr erschien Huub Stevens am Samstagmorgen auf dem Trainingsgelände des VfB Stuttgart. An einen freien Tag war beim Bundesliga-Schlusslicht nach dem 0:4-Tiefschlag bei Bayer Leverkusen nicht zu denken.

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Die Lage bleibt prekär - auch wenn der Niederländer am Freitagabend nicht an eine Demission denken wollte und Sportdirektor Robin Dutt seinem Coach „den Rücken gestärkt“ hatte. „Die Situation ist nicht besser geworden“, sagte Manager Dutt nach der Partie in Leverkusen zur Trainer-Frage. „Wir haben uns aber immer eindeutig positioniert. Daran ändert sich momentan auch nichts.“ In den vergangenen Wochen hatte er stets betont, dass er sich an einer Trainerdiskussion um Stevens nicht beteiligen werde.

Er wisse, dass er kämpfen müsse, sagte der Niederländer zu einem möglichen Rauswurf. „Wenn ich spüre, dass die Spieler nicht mehr an mich glauben, melde ich mich beim Verein. Ich glaube, dass ich noch immer die Mannschaft erreiche.“

Dass Stevens von selbst hinschmeißen wird, erwartet Dutt nicht: „Davon gehe ich nicht aus.“ Aber man sitze ja vier Stunden bei der Rückfahrt nach Stuttgart beieinander, hatte er am Freitagabend angekündigt. „Da haben wir genug Zeit etwas zu reden“, sagte Dutt nach der frustrierenden Pleite an alter Wirkungsstätte.

Hoffnung, dass seine Rettungsmission nicht aussichtslos ist, machte Stevens die gute Leistung seiner Mannschaft in der ersten halben Stunde. „Da haben wir besser Fußball gespielt als in der ganzen Zeit, seitdem ich in Stuttgart bin“, meinte der Coach und fügte an: „Das 0:4 ist ein richtiger Knacks für die Jungs. In jedem weiteren Spiel wird es nicht einfacher.“

In der BayArena hatten die Stuttgarter aber auch eine Stunde lang ein erschreckendes Bild abgeliefert. Nach dem ersten Gegentreffer durch Wendell (32.) zeigten sich Auflösungserscheinungen im VfB-Spiel. Zweimal Josip Drmic (36./59.) sowie Karim Bellarabi (50.) verpassten den Gästen das dritte 0:4 dieser Saison. Restlos bedient von dieser Darbietung rollten nach einer Stunde die meisten VfB-Fans ihre Fahnen ein und verließen ihren Tribünenblock.

„Die ersten 30 Minuten kann man als Mutmacher sehen“, sagte Stuttgarts Offensivspieler Timo Werner und wagte einen Vergleich zum letzten Champions-League-Gegner von Bayer: „Wir haben hier am Anfang besser als Atlético Madrid gespielt.“

Der Youngster würde es begrüßen, sollte Stevens auch im Heimspiel am kommenden Samstag gegen Eintracht Frankfurt noch auf der Trainerbank sitzen. „Es macht Spaß mit ihm, und man sieht auch, dass er uns voranbringt“, meinte Werner. „Das Spiel haben wir nicht wegen der Taktik oder anderer Sachen verloren, sondern weil wir Fehler in der Abwehr gemacht haben.“

Stevens hatte erst am 25. November 2014 Armin Veh beerbt. Der VfB hat sich seither zwar entwickelt, aber viele Punkte fahrlässig liegen gelassen. Der vor wenigen Wochen bei RB Leipzig geschasste Trainer Alexander Zorniger wird seit Wochen in Stuttgart als möglicher Stevens-Nachfolger gehandelt.

Ob mit oder ohne Stevens - es wird ganz schwer für die Stuttgarter, den zweiten Bundesliga-Abstieg der Vereinsgeschichte noch abzuwenden. Seit neun Spielen sind die Schwaben ohne Sieg, mit nur 20 Punkten stehen sie am Tabellenende.