Derby nur Nebensache: Frankfurt taumelt Abstieg entgegen
Frankfurt/Main (dpa) - Derby hin oder her - für Eintracht Frankfurt zählen im Kampf gegen den fünften Abstieg aus der Fußball-Bundesliga nur drei Punkte.
Angesichts der prekären Lage im Tabellenkeller weckt das Kräftemessen mit dem Nachbarn FSV Mainz 05 am Sonntag bei Eintracht-Trainer Niko Kovac keine zusätzlichen Emotionen. „Dass es ein Derby ist, interessiert mich wenig. Das müssen wir außenvorlassen“, sagte Kovac am Freitag. „Es ist ein normales Bundesligaspiel, das wir gewinnen müssen.“
Ging es in den Duellen der beiden Rivalen in der Vergangenheit stets um die sportliche Vormachtstellung im Rhein-Main-Gebiet, stellt sich diese Frage vor dem 16. Derby in der Bundesliga nicht. Während die aufstrebenden Mainzer von Europa träumen, taumeln die Hessen der Zweitklassigkeit entgegen. „Schadenfreude gibt es aber nicht, bei aller Rivalität“, versicherte Mainz-Manager Christian Heidel.
Selbst der scheidende Eintracht-Vorstandschef Heribert Bruchhagen spricht nur noch von einer Außenseiterchance auf den Klassenverbleib. „Wir wissen sehr wohl, wie es um uns bestellt ist, und wir sind es ja nicht alleine, die leiden, sondern unsere 47 000 Zuschauer, die wir im Schnitt haben und die gesamte hessische Gesellschaft leiden mit uns“, erklärte Bruchhagen.
Die Planungen für einen Neuanfang in Liga zwei laufen längst. Mannschaft, Trainer, Manager - alles kommt auf den Prüfstand. Kovac will sich jedoch nicht kampflos in das unvermeidlich erscheinende sportliche Schicksal ergeben. „Man muss sich dagegen wehren und mit Leidenschaft da unten rausziehen. Aufgeben ist nicht in meiner DNA verankert. Deshalb werde ich voranschreiten“, sagte der 44-Jährige.
Bislang folgen ihm seine Spieler, versicherte Kovac. „Es gibt niemanden, der schon die weiße Fahne schwenkt. Den würden wir auch aussortieren, denn er würde uns nicht mehr helfen können“, sagte der frühere Bundesligaprofi. „Uns haben doch alle schon abgeschrieben. Wir haben die Möglichkeit zu zeigen, dass wir noch leben.“
Die zuletzt angeschlagenen Marco Russ, Carlos Zambrano und Marc Stendera stehen wieder zur Verfügung. Allerdings plant Kovac nicht mit allen Drei. „Wir werden das in Ruhe ausloten. Es bringt ja nichts, wenn wir schon nach 30 Minuten wieder wechseln müssen.“ Definitiv ausfallen wird Rechtsverteidiger Timothy Chandler.
Die Bilanz gegen Mainz eignet sich für die Hessen nicht als Mutmacher. In den bisher 15 Partien hatte die Eintracht lediglich dreimal das bessere Ende für sich - zuletzt im Dezember 2010. Kovac weiß, dass die Emotionen hochkochen werden. „Wenn das bei Spielern und Zuschauern ein paar Prozentpunkte freimacht, wäre uns damit geholfen“, meinte er. Zugleich mahnte der Eintracht-Coach: „Man darf nicht total überdrehen.“
Sollte am Sonntag wieder kein Sieg gelingen, würde wohl die letzte Hoffnung auf ein Fußball-Wunder wie vor 17 Jahren sterben. Damals gewann die Eintracht die letzten vier Saisonspiele und feierte nach einem grandiosen 5:1 im Saisonfinale gegen den 1. FC Kaiserslautern die Rettung. „Wir arbeiten an diesem Wunder, an das wir alle glauben“, versicherte Kovac.