Didavi beschert VfB Stuttgart Kuschel-Zeit im Keller
Stuttgart (dpa) - Daniel Didavi hat beim VfB Stuttgart die Zeit zum Kuscheln eingeläutet - findet zumindest Robin Dutt.
Mit einem recht ungewöhnlichen Wortspiel für den knallharten Abstiegskampf beschrieb der Sportdirektor der Schwaben nach dem überlebenswichtigen 2:0 (0:0) gegen den FSV Mainz 05 die Hoffnungen des Schlusslichts in der Fußball-Bundesliga. „In der Tabelle ist es da unten gerade richtig kuschelig und wenn es nicht Gegner wären, dann könnten wir uns richtig gegenseitig wärmen“, meinte Dutt nach dem Zittersieg. Punkt an Punkt liegen die Kandidaten im Keller beieinander. Sogar Platz 13 ist nur noch vier Zähler entfernt.
Didavi gab dem VfB im Kampf gegen den ersten Absturz seit 40 Jahren einen am Ende vielleicht entscheidenden Impuls. Die Schwaben sendeten jedenfalls mit ihrem siebten Saisonsieg vor den letzten beiden Thrillern gegen die direkten Konkurrenten Hamburger SV und SC Paderborn ein Signal der eigenen Stärke. „Wir haben den Pokal-Modus mit Viertelfinale, Halbfinale und Endspiel für uns ausgerufen. Wir wollten Druck auf die Mannschaften vor uns ausüben“, sagte Kapitän Christian Gentner.
Bedanken durften sich die Stuttgarter nach ihrem „Einzug“ ins Halbfinale vor allem bei Didavi. Erstmals seit dem 0:0 am 20. Dezember 2014 gegen den SC Paderborn stand der lange von einer Knieverletzung gehandicapte Spielmacher wieder in der Anfangsformation - und demonstrierte, dass er für die Stuttgarter unentbehrlich ist. Ballsicher, kreativ und torgefährlich trieb der 25-Jährige seine Mannschaft an.
Nach einem Pfostenschuss (35. Minute) gelang dem früheren Nürnberger mit einem Kracher aus mehr als 30 Metern die ersehnte Führung (66.). „Ich habe dafür Grünes Licht von der Mannschaft. Ich habe das Selbstvertrauen, um es zu probieren“, sagte Didavi, der allerdings auch von einem Patzer des Mainzer Torwarts Loris Karius profitierte. „Das ist natürlich blöd. Das war mein Fehler, ganz klar“, räumte der Keeper ein, der den Aufsetzer völlig falsch einschätzte.
Für Didavi könnte sich ein Stück VfB-Geschichte wiederholen. Auch in der vergangenen Saison musste er lange verletzt zusehen, ehe er den Stuttgartern im Bundesliga-Endspurt wichtige Hilfe leistete. „Ich hätte nichts gegen ein Happy End“, versicherte Didavi. „Wir wissen um seine Qualität. Wir sind froh, dass er im Endspurt dabei ist“, lobte Martin Harnik seinen Nebenmann in der Offensive.
Für das Happy End gegen extrem harmlose Mainzer sorgte schließlich der Flügelflitzer Filip Kostic (79.). „Von Anfang bis Ende war das ein ganz souveräner Sieg“, resümierte Harnik nach dem ersten Zu-Null seines Teams seit zwei Monaten. „Wir waren in allen Belangen unterlegen“, gestand der Mainzer Nikolce Noveski ein.
Die Zuversicht beim VfB Stuttgart spiegelt sich nach verschenkten Zählern gegen Schalke und Freiburg endlich auch in Punkten wider. Doch Spieler und Führungscrew sind um Besonnenheit bemüht. Kein Wunder. „Klar freuen wir uns, wir haben ein Heimspiel gewonnen, aber wir wollen keinen großen Akt daraus machen und den Sieg nicht zu hoch hängen“, sagte Dutt. „Wenn wir aber die beiden letzten Spiele gegen Hamburg und Paderborn auch gewinnen, schaffen wir den Klassenerhalt ohne Relegation.“
Stevens rief sein Team entgegen seiner sonstigen Gepflogenheit nach dem Schlusspfiff sogar zu einem Kreis zusammen. „Ich habe das bewusst getan, um deutlich zu machen, dass wir noch nichts gewonnen haben“, beschrieb der Niederländer die Szene. Dann wiederholte er auf seiner zweiten Rettungsmission bei den Stuttgartern das Mantra der vergangenen Wochen: „Wir haben es noch selbst in den Händen.“