Die Anti-Neuer-Arena
Schalker Fans beschimpfen den Bayern-Torwart — und werden mit einem 2:0-Sieg des Rekordmeisters bestraft.
Gelsenkirchen. Die Proteste und Pfiffe gegen Manuel Neuer wurden im Laufe des Spiels immer geringer. Das hatte weniger damit zu tun, dass die Anhänger des FC Schalke 04 ihren einstigen Torhüter plötzlich wieder lieb gewonnen hätten. Vielmehr war es das überaus ernüchternde 0:2 (0:1) gegen den FC Bayern München, das für kollektive Sprachlosigkeit gesorgt hatte.
Nils Petersen hatte nach einem atemberaubenden Sololauf von Franck Ribéry über das gesamte Spielfeld und genauem Zuspiel die Führung nach 21 Minuten erzielt. Thomas Müller markierte den zweiten Treffer (75.), der als Endresultat nach der Überlegenheit der Bayern schmeichelhaft für Schalke war.
Die Mannschaft von Ralf Rangnick hatte sich in der zweiten Hälfe keine Torchance heraus gespielt, nachdem Klaas-Jan Huntelaar im ersten Durchgang zwei gute Schussmöglichkeiten vergeben hatte.
Die 61 000 Zuschauer hatten somit lediglich zu Spielbeginn Gelegenheit, ihren Unmut über den gebürtigen Gelsenkirchener Neuer zu demonstrieren. „Wir trauern um Manuel Neuer. Gestorben zwischen 2005 und 2011. Wiederauferstanden als charakterlose Marionette“, stand auf einem großen Banner, das die Fans über der Nordkurve aufgehängt hatten. „Die Mannschaft hat auch für Manuel gespielt. Da sind einige Sachen passiert, die er nicht verdient hat. Das war geschmacklos“, sagte Bayern-Trainer Jupp Heynckes.
Neuer selbst war nach dem Spiel zwar „froh, dass das Spiel vorbei ist. Aber ich wusste was mich erwartet, Schalke ist ein emotionaler Verein. Wenn man das weiß, dann geht das teilweise da rein und da raus“, sagte der 25-Jährige.
Es war erstaunlich, wie abgeklärt Neuer mit der großen Ablehnung umgegangen war. Und so sah sich Heynckes noch einmal dazu aufgerufen, Partei für seinen Torhüter zu ergreifen: „Man kann ihm nicht absprechen, dass er Charakter hat.“
Ansonsten war die sportlich entspannte Dienstreise des Rekordmeisters mit einer besonderen Erkenntnis zu Ende gegangen. „Das war die beste Saisonleistung. Das war großer Fußball“, bemerkte Heynckes.
Manuel Neuer indes hatte der unruhige Nachmittag nicht die Lust auf seine alte Heimat verdorben. „Am Montag komme ich zurück in den Westen“, sagte er, ehe er sich in den Flieger nach München setzte.