Die besten Bremer gehen: Werders erneuter Umbruch
Bremen (dpa) - Thomas Eichin ist nicht zu beneiden. Seit seinem Dienstantritt hat der neue Manager von Werder Bremen noch keinen Sieg erlebt. Und nun muss der Nachfolger von Klaus Allofs auch nach dem perfekten Klassenverbleib weiter für die Sünden der Vergangenheit büßen.
Der Geschäftsführer muss zwangsweise einen erneuten Umbruch einleiten und die beiden besten Spieler des Fußball-Bundesligisten ziehen lassen.
Sokratis und Kevin de Bruyne waren die überragenden Werder-Spieler, die einzigen Leistungsträger über die gesamte Saison. Nun werden sie gehen. Nur wohin und - bei Sokratis - für wie viel Geld, ist noch offen.
Der von Chelsea ausgeliehene Belgier de Bruyne wird vor allem bei Borussia Dortmund gehandelt. Der Grieche Sokratis hat zwar noch einen laufenden Vertrag bis 2016, will aber unbedingt international spielen und wird besonders von Bayer Leverkusen begehrt. Mindestens zehn Millionen Euro will Eichin erlösen und pokert deshalb noch.
Ersatz für den Abwehrchef und den gefährlichsten Angreifer zu finden, dürfte die schwierigste Aufgabe für den neuen Sportdirektor sein. Zumal der Club zuletzt ein Rekord-Minus von 13,9 Millionen Euro verbuchte und zum dritten Mal in Folge kein Geld in einem internationalen Wettbewerb verdienen kann. Der Transfer von Sokratis würde die Euros in die Kasse spülen, die dringend notwendig sind.
„Wir haben genügend Geld für eine schlagkräftige Truppe“, versicherte Klaus Filbry in der „Kreiszeitung Syke“. Der Vorsitzende der Werder-Geschäftsführung sagte weiter: „Wir wollen wieder eine Qualität erlangen, die uns mittelfristig zurück nach Europa führt. Wir halten weiter unseren Konsolidierungskurs. Aber wir sparen uns nicht zu Tode.“
De Bruyne und Sokratis sind die mit Abstand besten Transfers in den zurückliegenden drei Jahren. Ansonsten überwogen in den letzten Jahren der gemeinsamen Ära von Manager Klaus Allofs und Trainer Thomas Schaaf zuletzt die Flops. Zwei dieser Altlasten kommen Werder nun teuer zu stehen: Die derzeit suspendierten Marko Arnautovic und Eljero Elia kosteten zusammen mehr als zehn Millionen Euro Ablöse, gelten als Spitzenverdiener, sind aber nur schwer vermittelbar.
Ähnliches gilt für den für rund fünf Millionen Euro geholten Mehmet Ekici. Der türkische Nationalspieler galt vor zwei Jahren als Königstransfer und sollte die lange Tradition der Schnäppchen-Zehner von Johan Micoud über Diego bis zu Mesut Özil fortsetzen. Ekici ist zwar - anders als mancher Kollege - ein braver Profi, aber sportlich eine große Enttäuschung.
Für all die jüngsten Transferflops ist Schaaf mitverantwortlich. Auch deshalb muss sich der dienstälteste Trainer der Liga einer Analyse der Vereinsführung stellen und möglicherweise den Club trotz eines laufenden Vertrages verlassen. Auch das gehört zu Eichins unangenehmen Aufgaben in diesen Tagen.
Clubchef Filbry muss derweil dementieren, dass Schaaf zu Red Bull Salzburg wechseln wird und bereits ein neuer Trainer gefunden sei. „Mehmet Scholl wird hier definitiv nicht Trainer“, sagte Filbry des „Weser-Kurier“. Viel mehr steht aber noch nicht fest.