Dortmund beklagt Personalnot - Watzke: „Ein Desaster“
Dortmund (dpa) - Abwehrspieler dringend gesucht! Nach dem kompletten Ausfall der bewährten Viererkette aus den Meisterjahren 2011 und 2012 herrscht in der Dortmunder Defensive der Notstand.
Die durch die Verletzungen von Neven Subotic, Mats Hummels und Marcel Schmelzer verursachte Misere erfordert von Trainer Jürgen Klopp Improvisationstalent. Frustriert sprach Hans-Joachim Watzke von einem „Desaster“: „Das Schlimmste, was dir im Fußball passieren kann, ist, dass dir die gesamte Viererkette ausfällt.“ Trotzig fügte der Geschäftsführer an: „Ich hoffe, dass diese Spieler bald zurück sind. Dann werden wir alle Register ziehen.“
Zumindest bei den beiden Innenverteidigern wird sich der BVB-Chef jedoch noch länger gedulden müssen. Subotic zwingt ein Totalschaden im rechten Knie mit einem Kreuzband- und Innenbandriss zu einer halbjährigen Pause. Hummels fehlt wegen eines knöchernen Bandausrisses am rechten Fersenbein zwei Monate. Im Vergleich dazu ist die nur dreiwöchige Genesungszeit von Marcel Schmelzer (Muskelfaserriss) fast schon verschmerzbar.
In ihrer Not hat die Borussia schnell reagiert und den zuvor an wenigen Tagen getesteten ehemaligen Leverkusener Manuel Friedrich verpflichtet. Nur drei Tage nach seiner Unterschrift unter einen bis 2014 datierten Vertrag wurde der 34-Jährige im Bundesliga-Gipfel am vorigen Samstag gegen den FC Bayern (0:3) in die Startelf beordert - nahezu ohne Spielpraxis. Nicht auszuschließen, dass in der Winterpause weiteres Personal hinzukommt. Vor einer Woche nahm Klopp den 25 Jahre alten Innenverteidiger Florin Gardos von Steaua Bukarest beim WM-Qualifikationsspiel zwischen Rumänien und Griechenland als Tribünengast in Augenschein.
Trotz der großen Personalprobleme verspürt Watzke nur wenig Drang, den Kader in der nächsten Transferperiode für teuer Geld zu verstärken. „Wir müssen nicht umdenken. Unser Kader ist in der Breite besser besetzt als der von 16 anderen in der Liga. Und das ist für Borussia Dortmund schon sehr viel“, sagte er den „Ruhr Nachrichten“ (Dienstag). Er warnte davor, sich die finanziell potenteren Bayern zum Maßstab zu nehmen. „Die gesamte Medienlandschaft lechzt aus nachvollziehbaren Gründen nach diesem Zweikampf Dortmund gegen München. Aber wir bedienen das nicht.“ In diesem Zusammenhang erinnerte Watzke an die Beinahe-Insolvenz des BVB vor acht Jahren.
Immerhin machen zwei Spieler Fortschritte, deren Comeback dem dezimierten Bundesliga-Dritten ein gutes Stück weiterhelfen könnte. Die Genesung des im Sommer an der Hüfte operierten Außenverteidigers Lukasz Piszczek verläuft besser als geplant. In der Schlussphase des Duells mit den Münchnern wurde der Pole erstmals seit dem Champions-League-Finale gegen die Bayern Ende Mai in London wieder eingesetzt. Trainer Klopp will beim Rekonvaleszenten die Belastung behutsam steigern: „Er kann auch schon länger spielen als zwölf Minuten.“
Mit Beginn der Rückrunde dürfte der ebenfalls seit Monaten schmerzlich vermisste Ilkay Gündogan wieder zur Verfügung stehen. „Wenn er fehlt“, war im Dortmunder Stadionmagazin zu lesen, „schlägt das Herz der Borussia langsamer.“ Ganze 54 Bundesliga-Minuten hat der Nationalspieler in dieser Saison bestritten. Die von einem Wirbelgleiten verursachte Entzündung im Rücken erwies sich als hartnäckig. Noch immer ist der defensive Mittelfeldspieler nicht ganz beschwerdefrei, arbeitet aber schon wieder mit dem Ball. Zur Erleichterung von Klopp geht Gündogan von einem baldigen Ende seiner Leidenszeit aus: „Ich bin überzeugt, dass ich noch stärker zurückkommen werde, als ich es vor der Verletzung war.“