Problemzone Schalke-Tor - Neue Chance für Fährmann
Bukarest (dpa) - Der Nächste, bitte! Mit der Verletzung von Timo Hildebrand eröffnet sich Ralf Fährmann eine neue Chance, sich dauerhaft im Tor des FC Schalke 04 zu etablieren.
„Ich fühle mich auf keinen Fall als Notnagel“, sagte der 25-Jährige vor dem Champions-League-Spiel bei Steaua Bukarest. Weil Stammkeeper Hildebrand sich beim 3:3 in Frankfurt eine Hüftprellung zuzog und die Reise nach Rumänien nicht mitmachte, fiel Jens Kellers Wahl auf Fährmann. Der Trainer betonte jedoch, dass auch Lars Unnerstall eine Option gewesen sei. „Beide trainieren immer sehr gut und haben unser absolutes Vertrauen.“
Mit dem Wechsel auf der wichtigen Torwartposition werden die Karten im Dreikampf zwischen Hildebrand, Fährmann und Unnerstall womöglich neu gemischt. Gut möglich, dass der erfahrene Ex-Nationaltorwart auch am Samstag im Bundesliga-Heimspiel gegen den VfB Stuttgart wegen des Blutergusses noch nicht spielen kann. „Wir denken nicht, dass Timo länger ausfallen wird“, sagte Keller zwar, rechnet aber damit, dass der 34-Jährige erst „gegen Ende der Woche wieder ins Training einsteigen kann“.
Problemzone Tor! Seit dem schmerzlichen Abschied von Nationaltorhüter Manuel Neuer, der sich im Sommer 2011 dem FC Bayern anschloss, hat Schalke zwischen den Pfosten keine 1a-Lösung gefunden. Unter Trainer Huub Stevens gab es - auch verletzungsbedingt - ein munteres Wechselspiel. „Aber es ist immer gut für einen Torhüter, wenn eine klare Nummer eins benannt wird“, sagte Hildebrand, als die Endlosdebatten nach seiner tollen Leistung im Achtelfinale im Februar in Istanbul beendet schienen.
Obwohl Fährmann die Nr. 1 auf dem Trikot trägt, ging Hildebrand auch in diese Saison als Stammkeeper. Doch spätestens nach seinem Katastrophenfehler beim FC Chelsea, als er die 0:3-Niederlage einleitete, ist der Routinier wieder äußerst umstritten. Nun kommt also die nächste Chance für Fährmann, der eigentlich als bester der drei Keeper gilt, aber bislang oft an seinen Nerven scheiterte.
Dass es mit dem Trio keine ideale Konstellation ist, räumte Horst Heldt im dpa-Interview ein. „Optimal ist, zwei Torhüter zu haben und dahinter einen dritten, der in der zweiten Mannschaft spielt.“ Der Manager strebt deshalb eine Neuordnung an. Hildebrands Vertrag läuft zum Saisonende aus, und es wäre schon eine große Überraschung, wenn sein Kontrakt nochmals verlängert würde. Allerdings lässt sich Heldt noch nicht in die Karten schauen: „Wir haben mit Timo vereinbart, dass wir uns im Januar im Trainingslager in Katar zusammensetzen. Dann werden wir unsere Entscheidung mit ihm besprechen.“
Fährmann hat sich vorgenommen, seine Chance jetzt endlich zu nutzen. „Ich habe noch einen Vertrag bis 2015. Den will ich erfüllen. Ich fühle mich auf Schalke einfach wohl. Natürlich will ich immer spielen“, sagte der 1,94-Meter-Hüne. Aber er ist auch vorsichtig: „Man kann im Fußball keine langfristigen Pläne schmieden.“
Zwar ist Fährmann in Chemnitz geboren, fühlt sich im Ruhrgebiet aber längst heimisch. Schließlich kam er schon 2003 als Jugendlicher zum FC Schalke und gehört trotz eines Intermezzos in Frankfurt (2009-2011) zu den dienstältesten Knappen. Gegen Steaua Bukarest bestritt Fährmann übrigens sein bis dato letztes Europapokalspiel - in der Europa League am 15. September 2011 in Cluj. „Es hat lange gedauert, bis sich der Kreis für ihn geschlossen hat“, sagte Heldt.
Zum kommenden Sommer wird es wohl Veränderungen geben. Der Revierclub wird höchstwahrscheinlich einen neuen Keeper holen. Aussichtsreichster Kandidat bleibt Fabian Giefer, dessen Vertrag bei Fortuna Düsseldorf 2014 ausläuft. An dem 23-Jährigen war Schalke schon einmal interessiert, doch der Transfer kam nicht zustande. Jetzt ist Giefer ablösefrei zu haben und könnte eine neue Ära einleiten. Wenn sich Fährmann nicht doch noch in den Vordergrund spielt und auf hohem Niveau stabilisiert.