Wechsel schon im Winter? Draxler vor dem Abschied: Das schnelle Ende eines Irrtums
Wolfsburg (dpa) - Das Ende des teuren Irrtums ist nur eine Frage der Zeit. Geht Julian Draxler erst im Sommer? Oder verlässt er den VfL Wolfsburg schon im Winter?
Alles deutet beim angeschlagenen Fußball-Bundesligisten derzeit auf die zweite Variante, die ganz schnelle Lösung des Problems hin. Über die Tribüne auf die Transferliste - auf diesem unschönen Weg scheint die Geschichte des kostspieligsten Vereins-Einkaufs spätestens Ende Januar in Wolfsburg zu enden.
„Ich beteilige mich nicht an der Diskussion, ob es Sinn macht, die letzten Spiele mit Julian zu bestreiten“, beantwortete Trainer Valérien Ismaël entsprechende Fragen ausweichend und zugleich vieldeutig. Der selbst angeschlagene Coach sagte: „Ich schaue mir die Leistungen an, lasse mir alle Optionen offen. Mir ist egal, wer am Ende auf der Tribüne sitzen muss.“
Die heimischen Zeitungen interpretierten das eindeutig. „Es ist im Grunde nicht mehr vorstellbar, dass Draxler jemals wieder für den VfL aufläuft“, formulierte die „Wolfsburger Allgemeine Zeitung“. Dass Draxler seinen Wechselwillen nach dem 2:3 gegen Hertha BSC indirekt wiederholte, werteten die „Wolfsburger Nachrichten“ als „Affront gegen den Verein, die Fans und die Stadt“.
Der 23 Jahre alte Nationalspieler hatte auf die Frage nach einem baldigen Transfer geantwortet: „Ich habe alles gesagt, wie ich dazu stehe. Das habe ich im Sommer genug beantwortet, da muss ich nicht darüber reden.“ Draxler hatte damals im August in der „Bild“ betont, „dass ich den VfL Wolfsburg verlassen möchte“.
Seitdem hat Draxler bei den Wolfsburger Fans einen schweren Stand. Am Samstag pfiffen ihn die VfL-Anhänger bei seiner Einwechselung aus. In Wolfsburg ist der Profi für viele der Sündenbock. Außerhalb der Arbeiterstadt gilt der von Schalke 04 geholte Angreifer als Gesicht des gescheiterten VfL-Modells, mit den Volkswagen-Millionen teure Nationalspieler zu locken und sich in der Spitze der Liga und in der Champions League zu etablieren.
Bereits die Transfers von Andre Schürrle und Max Kruse erwiesen sich als Flops. Kruse blieb nur eine Saison. Schürrle verließ den VfL nach anderthalb Jahren. Und die Episode des „monströsen Missverständnisses“, wie der „Kicker“ den Kauf Draxlers nannte, dürfte ebenfalls nach eineinhalb Jahren enden.
Wenn sich ein solventer Käufer findet. Paris St. Germain und der FC Arsenal galten im Sommer als Interessenten und werden nun erneut gehandelt. Wenn neugierige Clubs einen Zusammenschnitt von Draxlers Höhepunkten bei den elf Einsätzen der laufenden Saison sehen, werden sie allerdings nicht viel zahlen.
„Ich habe Schwierigkeiten, auf dem Platz zu performen“, kommentierte Draxler seine bisherige Leistung und zeigte sich zumindest einsichtig. Und zu seiner jüngsten Degradierung auf die Bank sagte er: „Rein sportlich ist das nachzuvollziehen.“
Will der VfL die geschätzten Einkaufskosten von 36 Millionen Euro wieder hereinholen, sollte der Verein ein „best of“ der Nationalmannschaft zusammenstellen. Da glänzte Draxler zuletzt, unter anderem bei der EM und Mitte Oktober beim 2:0 in Hannover gegen Nordirland. Dass der Krisen-Club die 75 Millionen Euro erhält, die für kommenden Sommer als Ablöse festgeschrieben sein sollen, erscheint indes höchst unwahrscheinlich.