2:1 gegen Hoffenheim Duselsieg im Jobduell: Stöger erweckt BVB zu neuem Leben
Dortmund (dpa) - Neuer Trainer, neues Glück - der Dortmunder Last-Minute-Treffer zum Duselsieg über Hoffenheim versetzte selbst den zuvor sehr ruhigen Peter Stöger in Euphorie. Arm in Arm mit Sportdirektor Michael Zorc bejubelte der Österreicher die späte Wende.
Zwei Siege binnen vier Tagen sorgten beim lange Wochen wankenden Revierclub für einen Klimawandel. Mit der guten Stimmung kehrte der Glaube an die eigene Stärke zurück. „Wenn wir uns konsolidieren, wenn wir an ein paar Dingen arbeiten, werden wir im Frühjahr eine richtig gute Mannschaft sein“, kommentierte Stöger voller Hoffnung auf weitere Erfolge nach der Winterpause.
Der erste Heimsieg seit dem 23. September vertrieb auch bei den Fans den Frust der vergangenen Wochen. „Der BVB ist wieder da“, skandierte der Anhang auf der Südtribüne und forderte die Profis lautstark auf, den Bayern im Pokalspiel am Mittwoch „die Lederhosen auszuziehen“. Doch das 2:1 (0:1) über Hoffenheim taugte nur bedingt als Mutmacher für die Reise nach München. „Es ist einfach ärgerlich, die Dortmunder vor der Tribüne feiern zu sehen, weil ich glaube, dass wir uns das heute verdient hatten“, klagte Hoffenheims Coach Julian Nagelsmann mit Verweis auf die starke Vorstellung seines Teams,
Nach dem Elfmetertreffer von Pierre-Emerick Aubameyang (63. Minute), der die Führung durch Mark-Alexander Uth (21.) ausglich, schienen die Hoffenheimer auf gutem Weg zum Sieg, wurden aber für ihren leichtfertigen Umgang mit Torchancen bestraft. Inspiriert durch seine Wahl zum US-Fußballer des Jahres traf Christian Pulisic (89.) zum schmeichelhaften BVB-Sieg. „Dieses Spiel muss man nicht unbedingt gewinnen“, gestand Stöger, bescheinigte seinen Profis aber Moral. „Was ich schon am Dienstag in Mainz gesehen habe: Die Mannschaft ist bereit, alles reinzuwerfen, was sie derzeit zur Verfügung hat.“
In seinen beiden Spielen auf der Dortmunder Bank sammelte Stöger doppelt so viele Punkte wie zuvor in den 14 Saisonpartien mit dem 1. FC Köln. Eine plausible Erklärung für die zumindest in kämpferischer Hinsicht erkennbaren Fortschritte seiner neuen Mannschaft fand der Bosz-Nachfolger jedoch nicht. Auf die Frage, wie er der zuvor mitunter leblosen Mannschaft zu mehr Engagement verholfen habe, antwortete Stöger bescheiden: „Ich hab gar nichts gemacht. Es war ja wenig Zeit. So wahnsinnig viele Dinge haben wir gar nicht verändert.“
Auf die skurrile Situation, dass der neue BVB-Coach Stöger im Topspiel des 17. Spieltages möglicherweise auf den künftigen Dortmunder Trainer Nagelsmann traf, reagierte der Österreicher mit erstaunlicher Gelassenheit. „Nicht auf den falschen Stuhl setzen“, rief er seinem Kollegen vor dem Spiel auf dem gemeinsamen Gang aus den Kabinen Richtung Rasen scherzhaft zu.
Gleich mehrfach musste Nagelsmann vor und nach dem vermeintlichen Jobduell mit Stöger zu den anhaltenden Medienspekulationen über seinen Wechsel im nächsten Sommer Richtung Dortmund Stellung beziehen. „Dem Interview ist nichts hinzuzufügen“, kommentierte der 30 Jahre alte Coach die jüngsten Aussagen von Club-Mäzen Dietmar Hopp in der Funke-Mediengruppe, wonach er definitiv vor 2019 keine Freigabe erhält, „der Plan ist, meinen Vertrag bis dahin zu erfüllen.“
Ähnlich wie der begehrte Fußball-Lehrer war auch Hans-Joachim Watzke bemüht, die Wogen zu glätten. „Wenn Hoffenheim sagt, Julian Nagelsmann ist erst 2019 auf dem Markt, dann haben das nicht nur Borussia Dortmund, sondern auch Bayern München und alle anderen Bundesligaclubs zu akzeptieren“, sagte der BVB-Geschäftsführer Stunden nach der Partie im ZDF-Sportstudio.
Doch dem Hoffenheimer Sportdirektor Alexander Rosen schwante, dass es trotz der wiederholten Dementis in den kommenden Wochen weitere Schlagzeilen über die Personalie Nagelsmann geben wird: „Ich könnte auf diese Frage auch einfach ins Mikrofon jodeln. Eigentlich ist alles klar gesagt, aber es wird weiter geschrieben, es wird weiter spekuliert.“