Dutt hält an Stevens fest - Wechsel wäre „Lotterie-Spiel“
Stuttgart (dpa) - Trotz der bislang schlechtesten Saison seiner Vereinsgeschichte hält Bundesliga-Schlusslicht VfB Stuttgart weiter an Trainer Huub Stevens fest.
Auch am Tag nach dem 0:4 bei Bayer Leverkusen wollte Sportvorstand Robin Dutt von einer Trennung nichts wissen. „Sonst wäre das nur ein Lotterie-Spiel“, sagte der Manager in Stuttgart. „Die Mannschaft war gut eingestellt, das war deutlich zu sehen. Deshalb gibt es für mich überhaupt keinen Grund, darüber nachzudenken. Huub Stevens genießt weiterhin unsere volle Rückendeckung.“
Selbst bei weiteren Niederlagen gebe es keine Veranlassung zur Trennung, sollte das Team weiterhin so gut vorbereitet in die restlichen neun Bundesliga-Begegnungen starten, sagte Dutt. „Das ist ganz wichtig, ganz entscheidend, dass die Mannschaft so auftritt, wie sie jetzt auftritt. Der Trainer tut unglaublich viel“, betonte der Manager auch mit Blick auf die Unentschieden gegen Hertha BSC und Hannover 96. Allerdings hat der VfB dieses Jahr weiterhin noch nicht gewonnen.
Gemeinsam mit Stevens beobachtete Dutt zuvor das Heimspiel der U19 des VfB gegen den FC Bayern. Beide tauschten sich dabei aus, eine Distanz zwischen dem Fußball-Trainer und seinem Vorgesetzten war nicht erkennbar - auch wenn Stevens einem gemeinsamen Foto mit Dutt bewusst aus dem Weg ging.
Von 12.05 Uhr an leitete Stevens das Training der Profis. Zuvor stärkte ihn Dutt öffentlich. „Es gibt aus jetzigem Stand keinen Grund, dass die Überzeugung sich verändern sollte. Ich habe immer gesagt, das Gesamtpaket ist für mich wichtig.“
Hoffnung, dass seine Rettungsmission nicht aussichtslos ist, machte Stevens die gute Leistung seiner Mannschaft in der ersten halben Stunde. „Da haben wir besser Fußball gespielt als in der ganzen Zeit, seitdem ich in Stuttgart bin“, meinte der Coach am Freitagabend und fügte an: „Das 0:4 ist ein richtiger Knacks für die Jungs. In jedem weiteren Spiel wird es nicht einfacher.“
In der BayArena hatten die Stuttgarter aber auch eine Stunde lang ein erschreckendes Bild abgeliefert. Nach dem ersten Gegentreffer durch Wendell (32.) zeigten sich Auflösungserscheinungen im VfB-Spiel. Zweimal Josip Drmic (36./59.) sowie Karim Bellarabi (50.) verpassten den Gästen das dritte 0:4 dieser Saison. Restlos bedient von dieser Darbietung rollten nach einer Stunde die meisten VfB-Fans ihre Fahnen ein und verließen ihren Tribünenblock.
„Die ersten 30 Minuten kann man als Mutmacher sehen“, sagte Stuttgarts Offensivspieler Timo Werner und wagte einen Vergleich zum letzten Champions-League-Gegner von Bayer: „Wir haben hier am Anfang besser als Atlético Madrid gespielt.“
Der Youngster würde es begrüßen, sollte Stevens auch im Heimspiel am kommenden Samstag gegen Eintracht Frankfurt noch auf der Trainerbank sitzen. „Es macht Spaß mit ihm, und man sieht auch, dass er uns voranbringt“, meinte Werner. „Das Spiel haben wir nicht wegen der Taktik oder anderer Sachen verloren, sondern weil wir Fehler in der Abwehr gemacht haben.“
Stevens hatte erst am 25. November 2014 Armin Veh beerbt. Der VfB hat sich seither zwar entwickelt, aber viele Punkte fahrlässig liegen gelassen. Der vor wenigen Wochen bei RB Leipzig geschasste Trainer Alexander Zorniger wird seit Wochen in Stuttgart als möglicher Stevens-Nachfolger gehandelt.
Ob mit oder ohne Stevens - es wird ganz schwer für die Stuttgarter, den zweiten Bundesliga-Abstieg der Vereinsgeschichte noch abzuwenden. Seit neun Spielen sind die Schwaben ohne Sieg, mit nur 20 Punkten stehen sie am Tabellenende, so wenig Zähler hatten die Stuttgarter zu diesem Zeitpunkt noch nie.
Kommenden Samstag geht es gegen Eintracht Frankfurt. „Wir würden uns nicht dagegen wehren, wenn wir ein glückliches 1:0 über die Runden bringen würden“, sagte Dutt. „Es gibt keinen rund um den VfB Stuttgart, der sich nicht einen Saisonsieg herbeisehnt.“