Dutt will keinen „Kuschelkurs“ beim VfB

Stuttgart (dpa) - Alexander Zorniger geht gestärkt aus der Mitgliederversammlung des VfB Stuttgart. Der wegen des Ligafehlstarts und seiner harschen Wortwahl unter Beschuss geratene Trainer des Bundesliga-Schlusslichts musste sich am Sonntag zwar Kritik von Aufsichtsrat und Fans anhören.

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Sportvorstand Robin Dutt und Präsident Bernd Wahler stützten den Coach aber demonstrativ.

„Er zeigt Kante. Dabei hat er auch ein paar Mal überzogen. Wir haben das intern besprochen. Alles andere müssen jetzt Trainer und Mannschaft auf dem Platz regeln“, betonte Wahler. „Wir erwarten vom Trainer, dass er mit seiner Mentalität, mit seiner Emotionalität das letzte aus der Mannschaft rauskitzelt.“

Dutt richtete gut zehn Monate nach seinem Antritt in einer zum Ende hin leidenschaftlichen Rede einen direkten Appell an die Profis: „Mit einem Kuschelkurs kommen wir aus dieser Krise nicht raus“, rief der 50-Jährige vor rund 1500 Mitgliedern. „Wir müssen die Mentalität verändern. Das darf ruhig als Kritik an die Mannschaft verstanden werden: Dass die Mannschaft nicht nur dann an die Höchstgrenze geht, wenn das Wasser hier steht. Sondern in jedem Spiel“, forderte Dutt mit der Hand am Hals. „Ich darf aber auch sagen, dass wir sehr viele Spieler haben, die das verstanden haben.“

Die Fans kritisierten weniger die schwache Ausbeute von vier Punkten aus acht Ligapartien, sondern vor allem Zornigers Nachäffen von Junioren-Nationalspieler Timo Werner nach dessen vergebener Siegtorchance beim 2:2 gegen Hoffenheim. Auch Aufsichtsrat Eduardo Garcia störte sich an der deutlichen Wortwahl seines Trainers.

Wie unzufrieden die Anhänger des VfB nach Jahren des Abstiegskampfes sind, dokumentierten sie mit der verweigerten Entlastung für Vorstand und Aufsichtsrat. Dem Aufsichtsrat um den Vorsitzenden Joachim Schmidt verweigerten 71,3 Prozent die Entlastung. Schon für 2013 gab es keine Mehrheit zur Entlastung des Aufsichtsrats. Wahler und die sich nicht mehr im Amt befindenden Ex-Vorstände Fredi Bobic und Ulrich Ruf verfehlten sie ebenfalls.

Dabei verzeichnete der Verein einen kleinen wirtschaftlichen Aufschwung. Nach zwei Jahren mit Millionen-Verlusten verbuchte der VfB wieder einen Gewinn. 2014 gab es einen Überschuss in Höhe von 897 842,91 Euro. „Wir sind froh und auch stolz darauf, denn das ist der erste Gewinn seit dem Jahr 2011“, sagte Finanzchef Stefan Heim.

2012 hatte der VfB rund 9,7 Millionen Euro Verlust gemacht, 2013 waren es noch rund 3,1 Millionen Euro. „Wir sind auf dem Weg der wirtschaftlichen Gesundung“, sagte Heim. Der Umsatz ging im Vergleich zum Vorjahr um 7,1 Millionen Euro auf 107,7 Millionen Euro zurück.

Auch die Personalkosten für den Lizenzspielerkader sanken zum dritten Mal in Serie und betrugen 2014 noch 42,1 Millionen Euro. „Das können, werden und wollen wir nicht mehr tun. Die Personalkosten müssen wieder nach oben. Nur wenn die nach oben gehen, haben wir auch wieder sportlichen Erfolg - immer vorausgesetzt, dass wir die Mittel auch richtig einsetzen“, erklärte Heim.

Um zukünftig mehr Geld investieren zu können, möchte der VfB Stuttgart weiterhin die Profiabteilung ausgliedern. Nach Unstimmigkeiten sollen die Mitglieder nun in regionalen Veranstaltungen eingebunden werden. Im Juni 2016 soll bei einer außerordentlichen Mitgliederversammlung eine Entscheidung fallen.