Eintracht Frankfurt vor fünftem Abstieg
Leverkusen (dpa) - Bruno Hübner versuchte sich mit kleinen Gesten als Seelenmasseur. Jeder seiner Profis wurde vom Sportchef von Eintracht Frankfurt beim stillen und bitteren Gang in die Kabine abgeklatscht oder bekam einen aufmunternden Klaps auf den Hinterkopf.
Indes: Es half überhaupt nichts. Nach dem 0:3 (0:0) bei Bayer Leverkusen machten sich Niedergeschlagenheit und Verzweiflung bei den Hessen breit. Allen Frankfurter Spielern war am Samstagnachmittag gegen 17.20 Uhr eines klar: Den fünften Abstieg aus der Fußball-Bundesliga nach 1996, 2001, 2004 und 2011 können sie nur noch mit einem Kraftakt ohnegleichen verhindern. „Wir stehen absolut mit dem Rücken zur Wand“, stellte der scheidende Vorstandschef Heribert Bruchhagen fest.
„Wir haben jetzt vier Endspiele“, kommentierte Trainer Niko Kovac die mittlerweile höchst gefährliche Situation des Tabellen-17. Bei 27 Punkten ist der Rückstand auf den Relegationsplatz nach Werder Bremens 3:2-Erfolg gegen Wolfsburg auf vier Zähler angewachsen. Der sonst so eloquente Bruchhagen war „ein bisschen sprachlos“. Dann sagte der 67-Jährige den Satz, der Mannschaft, Trainer und Fans einen soll: „Aber wir werden nicht aufgeben.“
In den Derbys gegen Mainz und beim kessen Nachbarn Darmstadt sowie in den Partien gegen Dortmund und am 14. Mai in Bremen soll das Wunder noch gelingen. „Jetzt müssen wir schauen, dass wir am letzten Spieltag in Bremen ein Endspiel kriegen“, sagte Eintracht-Kapitän Marco Russ.
Sein neuer Trainer Kovac wirkte nach der vierten Niederlage in seinem fünften Spiel als Verantwortlicher ein wenig verzweifelt, obwohl sich der Armin-Veh-Nachfolger keinesfalls so präsentieren wollte. „Ich habe trotzdem noch Hoffnung“, bekundete er - Hoffnung, die der 44 Jahre alte Kroate aus der guten Leistung seines Teams über 70 Minuten schöpfte.
Vor dem 0:1 durch Leverkusens Kevin Kampl (70.) hatte der eingewechselte Sonny Kittel die Großchance zur Eintracht-Führung. Er zirkelte seinen wunderbaren Volley-Versuch aber um Zentimeter links am Bayer-Tor vorbei. „Sonnys Schuss haben wir schon drin gesehen“, meinte Hübner. „Total ärgerlich“ und „brutal“ sei das Ganze, „weil alle anderen Konkurrenten gepunktet haben“.
Aus eigener Kraft kann Frankfurt den Klassenverbleib nicht mehr schaffen. „Jetzt müssen wir sogar hoffen, dass die anderen Mannschaften Federn lassen“, sagte Russ und gab zu: „Wir haben genauso viel Angst wie die Fans.“
Dieses Gefühl kann lähmen. Und wohl deshalb raffte sich Eintracht-Routinier Russ doch noch zu Sätzen auf, die irgendwie von purem Kampfeswillen ums Überleben in der Erstklassigkeit zeugen sollen. „Es muss ja irgendwie weitergehen“, meinte der 30-Jährige. Oder auch: „Die Welt geht ja nicht unter.“ Große Hoffnung sprach aber nicht aus den Worten, wenngleich Bruchhagen zu untermauern versuchte: „Wir werden die geringen, aber noch vorhandenen Chancen mit aller Macht zu nutzen versuchen.“