Erboste Augsburger müssen zum Angstgegner
Augsburg (dpa) - Vom Krankenbett richtete der schwer verletzte Patient den Blick umgehend kämpferisch nach vorne. „Ich hoffe, dass ich so schnell wie möglich wieder fit werde“, übermittelte Dominik Kohr, nachdem er noch am Vorabend am Unterschenkel operiert worden war.
Bei einem brutalen Foul des Mainzers José Rodriguez, das die Gemüter bei der 1:3-Heimniederlage des FC Augsburg erhitzte, hat der Mittelfeldspieler wenigstens keine Knochenbrüche erlitten. Das Bulletin las sich dennoch grausam: Der 22-jährige Kohr zog sich bei dem Tritt ein Weichteiltrauma mit tiefer, offener und etwa 14 Zentimeter großer Wunde am freiliegenden Unterschenkelknochen zu. Der Stammspieler wird dem FCA wochenlang fehlen. „Ich bin froh, dass es kein Bruch ist“, wurde Kohr in einer Vereinsmitteilung zitiert.
„Wir drücken Dominik alle Daumen, dass der Heilungsprozess so gut und so schnell wie möglich verläuft“, sagte FCA-Manager Stefan Reuter. Die Verletzung sei „ganz bitter“ für den Spieler und die Mannschaft. Trainer Dirk Schuster steht vor der schwierigen Aufgabe, das Frusterlebnis gegen Mainz zu verkraften und einen weiteren Ausfall zu kompensieren - und das bestens schon am Mittwoch in Leverkusen.
Übeltäter José Rodriguez entschuldigte sich via Internet-Eintrag. „Dass Dominik sich verletzt hat, tut mir unendlich Leid“, erklärte der Mainzer Profi, der auch von seinem Trainer gerügt wurde. „Das war falscher Ehrgeiz und dumm. Das ist kein Gesicht von Mainz 05“, sagte Martin Schmidt.
An der Empörung in Augsburg konnte das spontan nichts ändern. „So ein Arschloch!“, schrie FCA-Präsident Klaus Hofmann noch im Stadion. „Das ist unfassbar“, erklärte Kapitän Paul Verhaegh. „Mit so einer Aktion gefährdest du die Karriere von einem Spieler.“ Torwart Marwin Hitz, der aus seinem Tor gestürmt war, äußerte erbost: „Wenn man das Bein sieht, wenn man das Blut sieht, kann man nicht ruhig bleiben.“
Die Aufgabe in Leverkusen ist ohne Kohr noch schwieriger geworden. Noch nie hat Augsburg gegen Bayer gewonnen, in fünf Gastspielen im Rheinland gab es vier Niederlagen und ein Remis. Ein wenig Hoffnung macht nur, dass die Schwaben in der Fremde stärker sind als daheim. „Wir haben zu Hause den Wurm drin, wir kriegen es nicht gebacken“, analysierte Mittelfeldspieler Daniel Baier. „Auswärts tun wir uns viel leichter. In Leverkusen wird es auch sehr schwer, aber es geht von vorne los.“ Auch bei Bayer läuft es nicht rund, nur drei Punkte stehen für das gut besetzte Leverkusener Ensemble in der Bilanz.
Augsburg hat aktuell auch ein Offensivproblem. Dong-Won Ji strahlte als Ersatz für den verletzten Brasilianer Caiuby wenig Gefahr aus. Womöglich darf gegen den Champions-League-Teilnehmer Leverkusen Neuzugang Jonathan Schmid von Beginn an ran. Nach dessen Einwechslung fiel gegen Mainz zumindest das 1:1 durch Konstantinos Stafylidis. Davon sprach nach der Kohr-Verletzung aber keiner mehr.