Erfolgshunger: Dortmund nimmt Double ins Visier
Dortmund (dpa) - Den Tag nach der rauschenden Meisterparty verbrachte Jürgen Klopp auf der Couch. Vor dem heimischen TV ließ es der Trainer von Borussia Dortmund ruhig angehen. Die Erinnerungen an die große Sause in der Nacht und an eine famose Bundesliga-Saison halfen, den Kater zu vertreiben.
Im Überschwang der anhaltenden Hochgefühle gab er ein ungewöhnliches Treuebekenntnis ab. „Warum denn nicht“, antwortete der vertraglich bis 2016 gebundene Fußball-Lehrer in der „Bild“ auf die Frage, ob er sich ein lebenslanges Engagement beim BVB vorstellen kann. „Mir fallen nicht viele Alternativen zu unserem geilen Club ein.“
Aus dem einstigen Sorgenfall der Bundesliga ist ein Hort der Glückseligkeit geworden. Sieben Jahre nach der Fast-Insolvenz steht die Borussia glänzend da. Laut Hans-Joachim Watzke beschert die zweite Meisterschaft mehr Werthaltigkeit als die aus dem Vorjahr. Indirekt sprach der Geschäftsführer vom Beginn einer neuen Zeitrechnung: „Um unsere Finanzen muss sich niemand mehr Sorgen machen. Anders als zu Beginn unserer Arbeit können wir uns nun in erster Linie auf das Sportliche konzentrieren.“
Ermutigt durch den neuerlichen Meistercoup nehmen alle Beteiligten weitere Ziele ins Visier. Schon im Pokalfinale am 12. Mai in Berlin gegen den FC Bayern soll die jüngste Erfolgsstory fortgesetzt werden. Anders als im verlorenen Endspiel an gleicher Stätte im Jahr 2008 begegnet man dem lange Zeit übermächtigen Gegner diesmal auf Augenhöhe. „Wir haben die Chance, Historisches zu schaffen. In unserer Vereinshistorie wurde noch nie das Double geholt. Das können wir jetzt nachholen“, sagte Sportdirektor Michael Zorc.
Dem Comeback als nationale Fußball-Großmacht soll die Rückkehr in den erlauchten Kreis der europäischen Spitzenclubs folgen. Nach zwei dürftigen Auftritten in der Europa League und der Champions League mit jeweils frühen Knockouts bereits in der Gruppenphase brennen die Meisterprofis auf Rehabilitation. „Ich kann garantieren, dass es die Mannschaft besser machen wird“, kündigte Watzke vollmündig an.
Wie der BVB-Boss glaubt auch Ottmar Hitzfeld an Fortschritte. „Ich traue der Mannschaft zu, diesmal in der Champions League weit zu kommen. Sie ist reifer geworden und wird die Lehren aus dem frühen Ausscheiden in dieser Saison ziehen“, sagte der einstige BVB-Coach und derzeitige Sky-Experte, unter dessen Regie die Borussia 1997 als erster deutscher Club die Champions League gewonnen hatte.
Der Höhenflug der vergangenen beiden Jahre verstellt den Dortmunder Entscheidungsträgern nicht den Blick auf die Realitäten. Auf die vielen Prognosen, dass der Revierclub den Bayern mittelfristig die Branchenführerschaft streitig machen könnte, reagieren sie zurückhaltend. Mit Blick auf die kommende Saison übte sich Trainer Klopp schon am Tag nach der ersten spontanen Meisterfeier in gewohntem Understatement: „Wir sind wieder der Herausforderer der Bayern. Damit das mal andersherum wäre, müssten die Bayern schon sieben Stammspieler verkaufen.“