Erfolgsmodell Bundesliga feiert goldenes Jubiläum
Berlin (dpa) - Der Lauf der Zeit macht auch vor besonderen Anlässen nicht Halt. Wenn die Fußball-Bundesliga am 24. August runde 50 Jahre alt wird, steht in der 51. Saison schon der dritte Spieltag auf dem Programm.
Weswegen die offizielle Geburtstagsparty auch in die Woche vor dem Beginn der neuen Spielzeit verlegt werden musste.
Dass gefeiert wird, ist selbstverständlich. „Die Bundesliga ist eine Erfolgsgeschichte“, sagt Wolfgang Niersbach, Präsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), schwärmerisch. Der Vorsitzende des Ligaverbands DFL, Reinhard Rauball, sieht sie sogar führend im internationalen Vergleich: „Was die Spannung des Wettbewerbs, die Infrastruktur und die wirtschaftliche Prosperität anbelangt, muss die Bundesliga sich vor niemandem mehr verstecken. Auch nicht vor England mit der Premier League.“
Bis zu solchen Lobeshymnen war es ein weiter Weg. Es hatte allein mehr als drei Jahrzehnte gedauert, ehe Überlegungen zur Einführung einer landesweiten höchsten Spielklasse in die Tat umgesetzt wurden. Am 28. Juli 1962 durfte der damalige Bundestrainer Sepp Herberger nach dem DFB-Bundestag von Dortmund erleichtert feststellen: „Endlich haben wir sie“ - die Bundesliga, in der mit dem Hamburger SV nur ein Verein alle 50 Spielzeiten aktiv mitgestalten konnte, und Karl-Heinz Körbel so oft wie kein anderer spielte: 602-mal - und immer für Eintracht Frankfurt, insgesamt 19 Jahre lang, von 1972 bis 1991.
Das erste Tor schoss am 24. August 1963 der Dortmunder Timo Konietzka in Bremen, doch insgesamt am besten vorbereitet auf die neue Herausforderung war der 1. FC Köln um seinen Präsidenten und Bundesliga-„Gründervater“ Franz Kremer. Der „EffZeh“ wurde in der Saison 1963/64 souverän erster Meister der Bundesliga. Kapitän Hans Schäfer war einer von drei noch aktiven Weltmeistern von 1954 (außerdem: Helmut Rahn/Meiderich und Max Morlock/Nürnberg), an seiner Seite spielte der 19-jährige Wolfgang Overath.
Sieben verschiedene Titelträger in den ersten sieben Jahren zeugen davon, dass noch keine Hierarchie existierte. Für Overath ein bis heute schmerzlicher Makel. „Wir waren den anderen weit voraus“, sagte er, „doch gemessen an unseren Möglichkeiten haben wir aus unserem Vorsprung zu wenig gemacht.“
Die nächsten sieben Titel teilten zwei Clubs unter sich auf, die anfangs nicht zu den 16 vom DFB Auserwählten gezählt hatten, sondern erst 1965 aufgestiegen waren: Bayern München mit seiner Achse an Weltstars, die von Sepp Maier im Tor über Franz Beckenbauer als Libero bis zu Gerd Müller als „Bomber der Nation“ reichte. Und Borussia Mönchengladbachs „Fohlenelf“ um den rebellischen Spielmacher Günter Netzer und Torjäger Jupp Heynckes.
Aber das System barg in den für den deutschen Fußball „goldenen“ 1970er-Jahren auch noch gravierende Schwächen. Der bei Gründung der Bundesliga eingeführte Lizenzspieler durfte gemäß Statut monatlich maximal 500 Mark brutto und inklusive Prämien 1200 Mark verdienen. Listige Spieler und Clubbesitzer suchten sich quasi vom ersten Tage an Schlupflöcher gegen diese Regelung.
In der Saison 1970/71 machte Offenbachs Präsident Horst-Gregorio Canellas Bestechungen im großen Stil öffentlich - und trat so den „Bundesliga-Skandal“ los, der die noch junge Spielklasse in ihrer Existenz bedrohte. Insgesamt wurden 52 Spieler, zwei Trainer und sechs Funktionäre verurteilt, Kickers Offenbach und Arminia Bielefeld wurde die Lizenz entzogen.
Der spätere „Tagesthemen“-Gründer Dieter Gütt forderte in einem ARD-Kommentar im Juni 1971: „Auch das Fernsehen wird sich überlegen müssen, ob es einen solchen kriminellen Unsinn, der sich Fußball nennt, noch weiterhin übertragen soll.“ Freilich, es wurde weiter übertragen. Heute mehr denn je. Alle Partien sind live zu sehen, im Fernsehen und neuerdings auch auf mobilen Geräten. Die TV-Honorare sind explodiert, von 647 000 D-Mark in der Saison 1965/66 auf jene 628 Millionen Euro, die der Abosender Sky im Mittel der kommenden vier Jahre überweist.
Größter Profiteur dieser Entwicklung sind die Spieler, deren Verdienstmöglichkeiten ebenfalls ins Unermessliche gestiegen sind. Ein weiterer Beschleuniger war im Dezember 1995 das Bosman-Urteil, der den Profis auf Basis europäischen Rechts mehr Freiheit bei der Arbeitsplatzwahl zusprach.
Auf lange Sicht gesehen hat sich hierzulande kein Club besser auf die ständig neuen Chancen und Herausforderungen eingestellt, als der FC Bayern. Dieser nationale Branchenführer kam in der Bundesliga 22-mal zu Meisterehren, und immer nur zeitweise avancierten nach den Gladbachern der Hamburger SV, Werder Bremen und Borussia Dortmund zu echten Konkurrenten um den Titel. In der vergangenen Jubiläums-Saison schafften die nach Meinung vieler Experten „besten Bayern aller Zeiten“ gleich mehrere scheinbar für die Ewigkeit bestimmte Rekorde.