Erleichterter Fink gibt trainingsfrei - Spontane Party
Hamburg (dpa) - Nicht einmal eine Magen-Darm-Verstimmung konnte Thorsten Fink das Party-Bier verderben. „Mir fällt ein Stein vom Herzen, denn ich wollte nicht der erste Trainer sein, der mit dem Hamburger SV absteigt“, sagte der blasse, aber total erleichterte 44-Jährige nach dem 0:0 gegen Mainz 05.
Anschließend gab Fink den Profis zwei Tage trainingsfrei. Die große Party soll erst nach dem Augsburg-Spiel steigen, aber spontan fing die Nicht-Abstiegsfeier schon mit den Fans auf dem Rasen an. „Wir haben zusammengelegt, das Bier kostet für Euch nur noch halb so viel“, verkündete Kapitän Heiko Westermann per Mikrofon als Dankeschön an die gebeutelten Anhänger.
In die 50. Bundesliga-Spielzeit wird der HSV ohne Mladen Petric und David Jarolim gehen, die beide ihre Tränen nicht zurückhalten konnten. „Es war so emotional, so ein sensationeller Moment, der mir sehr nahe gegangen ist“, sagte der Kroate, der zuletzt ebenso wie Jarolim an der Elbe bleiben wollte und sich nun mit seiner Familie besprechen will, wohin der Weg führt.
Der 32 Jahre alte Tscheche wurde nach seinem 257. Einsatz für den HSV minutenlang mit Sprechchören gefeiert. „Jaro, danke für neun Jahre rautengeilen Fußball“, stand auf einem Fanplakat. „Ich bin sehr glücklich, dass wir es nun geschafft haben“, sagte der vorbildliche Athlet, „ich wünsche dem HSV, dass man Konstanz reinbringt und es ein bisschen ruhiger wird, was Aufsichtsrat und Vorstand angeht“.
Noch nicht offiziell verabschiedet wurde Torhüter Jaroslav Drobny, dessen Weggang erst vermeldet wird, sobald Leverkusens René Adler den längst ausgehandelten Vertrag unterschreibt. Es soll in den nächsten Tagen passieren.
Immerhin könne er nun in den Vertragsverhandlungen mit interessanten Spielern die Bundesliga vorweisen, meinte Sportdirektor Frank Arnesen. „Den europäischen Fußball können wir nächste Saison noch nicht bieten, aber hoffentlich in zwei Jahren“, betonte der Däne, der ebenso wie seine vom FC Chelsea mitgebrachten Profis viel Lehrgeld in Deutschland zahlen musste. „Es sind 14 Spieler gegangen, sieben, acht waren neu, das ist nie leicht gewesen“, gab er zu, „aber mit dieser Erfahrung wollen wir ein, zwei Schritte nach vorn machen“.
Fink ist der siebte Trainer in den letzten fünf Jahren und soll nun Zeit bekommen, etwas aufzubauen. Die von ihm im Oktober angekündigten 40 Punkte hat er nicht geschafft. Mit nur drei Heimsiegen und nun 36 Punkten ist der aus der Schweiz erfolgsverwöhnte Fußball-Lehrer mit einem blauen Auge davongekommen. „Aus Krisensituationen nimmt man etwas mit für die Zukunft. Denn es kann nicht unser Anspruch sein, gegen den Abstieg zu kämpfen.“
Überhaupt nicht passen wollten die Sätze von Perfektionist Thomas Tuchel an diesem gelösten Hamburger Abend: „Wir geben mit einer Fahrlässigkeit Punkte und Tabellenplätze her, da fällt es mir schwer, mich zu freuen.“ Und fast hätte der Ex-Hamburger Eric Maxim Choupo-Moting (16.) mit der größten Chance seinen ehemaligen Kollegen den Tag richtig schwer gemacht.