Rehhagel bemüht den „Fußball-Gott“ - Duell mit Babbel
Gelsenkirchen (dpa) - Die Story ist filmreif. Ob sie als Drama endet, entscheidet nun ausgerechnet der geschasste ehemalige Hauptdarsteller. Und Markus Babbel will am letzten Spieltag der Fußball-Bundesliga seinem Ex-Club Hertha BSC „mit aller Macht“ den K.o.-Schlag versetzen.
„Ganz Deutschland wird auf uns schauen. Für mich ist das Spiel relativ normal: Der Verein wollte mich nicht mehr. Die Art und Weise hat es mir relativ leicht gemacht, einen Cut zu machen“, erklärte Babbel, der nach gegenseitigen Lügen-Vorwürfen im Dezember vergangenen Jahres von Hertha-Manager Michael Preetz beurlaubt worden war.
Dass nach der deftigen 0:4-Pleite bei Schalke 04 die Berliner überhaupt noch weiter die Möglichkeit haben, den Abstieg zu verhindern, schien sogar Herthas aktuellen Trainer zu erstaunen. „Der Fußball-Gott hat gesagt: Komm, ich geb' euch noch eine Chance“, philosophierte Otto Rehhagel vor nur einer Handvoll Zuhörer im Schalker Pressesaal. Die meisten Medienvertreter beobachteten noch die Abschieds-Fiesta für Spaniens Fußball-Legende Raúl. Der SC Freiburg hielt mit einem 4:1 gegen den 1. FC Köln den Hauptstadtclub noch im Rennen. So kommt es zwischen Berlin (28 Punkte) und Köln (30) nun zum ultimativen Fernduell um den Relegationsplatz 16.
„Das Thema Hertha ist für mich erledigt. Jetzt bin ich hier in Hoffenheim Trainer. Und ich will die drei Punkte in Berlin mit aller Macht haben“, kündigte Babbel bereits an. „Das ist jetzt ein klassisches Endspiel. Wir werden uns darauf konsequent vorbereiten und alles dafür tun, die Punkte in Berlin zu behalten“, beteuerte Preetz, der dem Duell wegen Babbel „einen Beigeschmack“ zuordnet: „Wir spielen aber nicht gegen Babbel, sondern gegen Hoffenheim.“
„Wir wären hundertprozentig nicht abgestiegen, da hätte ich alles drauf gewettet. Es hat einfach super gepasst zwischen Mannschaft und Trainerteam“, betonte Babbel jetzt in einem Interview mit dem „Tagesspiegel“. Mit Babbel hatte Hertha in der Hinrunde 20 Punkte gesammelt und auf Platz elf gestanden. Danach kamen unter Michael Skibbe, Interimscoach René Tretschok und Rehhagel nur noch acht Zähler hinzu. „Wir haben zu viele Spieler, die gar keine Körpersprache haben, die still sind und sich nicht so artikulieren können“, erklärte der 73 Jahre alte Rehhagel nach der siebenten Hertha-Pleite im elften Spiel unter seiner Leitung.
Rehhagel ahnt, dass die Rettungschancen gering sind. Auch wenn Köln mit den Bayern einen dicken Brocken zu Gast hat. Auf Schalke war Hertha ohne echte Chance. Trotz Anlaufschwierigkeiten spielte nach der Führung von Klaas-Jan Huntelaar (32.) nur noch der Gastgeber, der sich mit dem Sieg endgültig Platz drei und den direkten Einzug in die „Königsklasse“ sicherte. Nach dem 2:0 durch Lewis Holtby (73.) brach Hertha völlig auseinander. Raúl (84.) und nochmals Huntelaar (88.) machten vor 60 000 Zuschauern die Packung für Hertha perfekt.
Dennoch meinte Rehhagel: „Wir haben tatsächlich die Hoffnung, dass am letzten Spieltag die Gunst der Stunde für uns ist. Wir müssen aber den Teufelskreis durchbrechen und mit Kampf und Einsatz zu Hause mal ein Spiel gewinnen.“ Der gegen seinen Ex-Club Schalke gesperrte Lewan Kobiaschwili und der wegen Gelb-Rot fehlende Peter Niemeyer können gegen Hoffenheim wieder mitmachen. „Komischerweise haben wir noch eine letzte Chance. Aber gegen Hoffenheim müssen wir ganz anders auftreten. Das wissen wir“, betonte Kobiaschwili.
Babbel erneuerte vor der brisanten Rückkehr nach Berlin Vorwürfe gegen den Berliner Club. Es seien „leider gezielt Sachen über mich in Umlauf gebracht worden, die nicht der Wahrheit entsprechen“, sagte der Europameister von 1996: „Manches geht tief in die Privatsphäre, anderes betrifft meine Arbeit als Trainer.“