Eurochance und Abstiegskampf: Zeit der Entscheidungen
Düsseldorf (dpa) - Das Vorspiel zum Champions-League-Finale zwischen dem deutschen Fußball-Meister Bayern München und Vizechampion Borussia Dortmund wird zur sportlichen Randnotiz. Am drittletzten Bundesliga-Spieltag rücken andere, mehr oder weniger freiwillig in den Vordergrund.
Gesucht werden: Ein direkter Absteiger, ein Verein, der seine letzte Chance in den Relegationsspielen gegen den Zweitliga-Dritten bekommt sowie drei Europapokal-Teilnehmer.
Neben Borussia Mönchengladbach und Schalke 04, die den Spieltag eröffnen, können sich vor allem Aufsteiger Eintracht Frankfurt (46 Punkte), der SC Freiburg (45) und der Hamburger SV (44) noch Hoffnungen machen, in der kommenden Saison auf Europas Fußball-Parkett zurückzukehren. Hannover 96 (41) und der FSV Mainz 05 (40) kämpfen im direkten Duell schon um ihre letzte Chance, in den dann noch ausstehenden zwei Spielen womöglich doch noch ein Europacup-Happy-End als Bundesliga-Sechster zu schaffen.
Bis zum Zerreißen gespannt sind die Nerven der Teams und Trainer im Tabellen-Keller vor den letzten drei Spieltagen der 50. Saison. Allerdings nicht bei allen. Fortuna Düsseldorfs Trainer Norbert Meier bleibt gelassen und ergötzt sich sogar an der heiklen Konstellation, die er vor der Partie beim Europapokal-Aspiranten Frankfurt als „herrliche Herausforderung“ bezeichnete. „Ich habe als Profi und Trainer alles erlebt. Bei uns ging in den vergangenen Jahren nie etwas locker und flockig, es gab immer Last-Minute-Entscheidungen“, sagte Meier trotz erheblicher Personalprobleme und neun Spielen ohne Sieg.
Auch bei 1899-Trainer Markus Gisdol, der seinem Team in kurzer Zeit Selbstvertrauen und spielerische Qualität zurückgab, steht das Wort Abstieg trotz der schlechtesten Ausgangslage mit Platz 17 auf dem Index. „Seit ich hier bin, habe ich nicht vom Abstiegskampf gesprochen“, betonte der 43-Jährige vor dem Showdown bei Werder Bremen.
Im Abstiegsgipfel an der Weser ist trotz der Talfahrt in den vergangenen Wochen nun auch die Ruhe von Thomas Schaaf gefragt. Fünf Zähler Vorsprung hat Werder auf Hoffenheim, vom Relegationsplatz, den zurzeit der FC Augsburg belegt, ist der Traditionsclub gar nur zwei Punkte entfernt. Bei einem Heimsieg gegen die TSG könnte Werder zumindest nicht mehr direkt absteigen und den Kraichgauern den entscheidenden Stoß in die 2. Liga versetzten.
Sollte Düsseldorf gleichzeitig in Frankfurt gewinnen und der FC Augsburg am Sonntag drei Zähler beim SC Freiburg entführen, wäre Hoffenheim mit sechs Punkten Rückstand praktisch weg vom Fenster. „Wenn es schlecht läuft, kann es vorbei sein. Dann könnten wir schon abgestiegen sein, denn das Torverhältnis spricht klar gegen uns“, sagte Sejad Salihovic.
Bremens Hoffnungen ruhen vor allem Kevin de Bruyne. Der vielumworbene Profi kehrt nach seiner Oberschenkelprellung ins Team zurück. „Er steht uns am Samstag zur Verfügung“, sagte Schaaf, der Marko Arnautovic und Eljero Elia aus disziplinarischen Gründen bis zum Saisonende suspendierte.
Wie Fortuna müssen die punktgleichen Augsburger bei einem Club antreten, der die Saison unter den besten Sechs abschließen will. Das macht die Aufgabe im Breisgau für die Schwaben nicht gerade leichter. Gleichwohl glaubt Abwehrspieler Jan-Ingwer Callsen-Bracker fest an den Klassenverbleib, weil sein Team von den vier gefährdeten Clubs zuletzt den stabilsten Eindruck machte. „Wir bleiben in der Klasse, das ist klar. Wie - das werden wir sehen.“
Bei all dem gerät das sonst als Gigantenduell deklarierte Aufeinandertreffen des FC Bayern und Borussia Dortmund fast in den Hintergrund. Zumal beide Teams ihre Kräfte für das Spiel der Spiele in dieser Saison sparen: Das Finale der Königsklasse am 25. Mai im Londoner Wembley-Stadion.