Europapokal statt Urlaub für 96-Profis
Hannover (dpa) - Kürzerer Urlaub, härtere Vorbereitung - da haben sich die grandiosen Europa-Kämpfer von Hannover 96 etwas Schönes eingebrockt. Statt zum Bundesligastart am 24. August muss das Team von Trainer Mirko Slomka zur Europa-League-Qualifikationsrunde am 2. und 9. August fit sein.
Das störte nach dem viel umjubelten 2:1 (1:1)-Zittersieg gegen Absteiger 1. FC Kaiserslautern aber weder Spieler noch Offizielle. „Wir ändern den Sommerfahrplan gerne“, sagte Clubchef Martin Kind. Er war froh und stolz, dass die Mannschaft erneut Europas Fußball-Bühne betreten darf: „Der vierte Rang aus dem Vorjahr war kein Zufallsergebnis.“
Ähnlich sah es auch Slomka. „Es ist ungewöhnlich für Hannover 96, dass wir es zweimal hintereinander geschafft haben, uns für Europa zu qualifizieren“, bilanzierte der Trainer den siebten Platz nach einer langen Saison mit 50 Pflichtspielen. Fragt sich nur, wer das neue Sommer-Programm und die Planung für die nächste Spielzeit übernehmen soll. Sportdirektor Jörg Schmadtke hat aus familiären Gründen um die Auflösung seines Vertrages gebeten. „Ich werde mir eine Auszeit nehmen müssen“, sagte Schmadtke im TV-Sender Sky. „Ich mache meinen Job mit großer Begeisterung, aber ich liebe meine Familie mehr als Fußball. Sie hat Priorität“, erklärte Schmadtke.
Er kündigte für die nächste Woche ein „intensives Gespräch“ mit Clubchef Kind an. Der möchte gerne an den Erfolgsarchitekten Schmadtke und Slomka festhalten, auch wenn es zwischen den beiden Baumeistern immer mal wieder knirscht. „Schmadtke hat gute Arbeit geleistet. Seine Zukunft sollte in Hannover liegen“, sagte der Clubchef. In Hannover sind gleichwohl Namen wie Dietmar Beiersdorfer oder Jan Schindelmeiser als mögliche Schmadtke-Nachfolger bereits im Gespräch. Als erster Zugang soll der Japaner Hiroki Sakai in Kürze verpflichtet werden.
Nach dem Schlusspfiff am Samstag verschwand Schmadtke ziemlich schnell in den Stadion-Katakomben. Er zog nicht wie Slomka und die Spieler das Altin-Lala-Trikot an, mit dem das Team und 49 000 euphorisierte Fans den Abschied des früheren 96-Kapitäns nach 14 Jahren feierten. Mit einem Seitensprung rettete sich der Manager vor der obligatorischen Bierdusche, ehe er wie gewohnt präzise die Erfolgssaison auf den Punkt brachte. „Wir haben den richtigen Weg eingeschlagen. Darüber freuen wir uns sehr“, sagte Schmadtke. Mit Blick auf den Kraftakt gegen Lautern fügte er hinzu: „Wir sind mit dem letzten Tropfen Sprit über die Ziellinie gekommen.“
Die 96-Profis waren einfach nur glücklich über die erfolgreiche Aufholjagd gegen Kaiserslautern. Das frühe 0:1 durch Pierre de Wit (7.) und die zwischenzeitliche Wolfsburger Führung in Stuttgart zerrten an den Nerven. Ein Eigentor von Alexander Bugera (38.) und ein Kopfballtor von Didier Ya Konan (71.) drehten die Partie. „Jetzt sind wir erstmal müde“, gestand der Ivorer. „Wir können stolz auf uns sein, denn wir haben wieder einige Mannschaften hinter uns gelassen, die einen deutlich höheren Etat und ganz andere Ansprüche haben“, sagte Offensivspieler Jan Schlaudraff.
„Das ist ein anderes Kaliber. Hier Europa League, bei uns Abstieg. Gut war, dass wir sehr diszipliniert gespielt haben“, sagte Lauterns Trainer Krassimir Balakow. Sein Team setzte vor allem im ersten Durchgang zwei, drei gefährliche Konter. „Wir haben erst in den letzten Spielen den Charakter bewiesen, den wir schon die ganze Saison hätten haben müssen“, sagte Kapitän Mathias Abel. „Insgesamt war es aber eine verkorkste Saison.“