Ex-Hoffenheim-Trainer Babbel räumt Fehler ein
Frankfurt/Main (dpa) - Markus Babbel hat nach seiner Entlassung bei der TSG 1899 Hoffenheim öffentlich einige Irrtümer eingeräumt - und hat wohl einfach auch zu viel gebabbelt.
Die Zielformulierung Europa League, sagte der Ex-Trainer der Zeitschrift „Sport Bild“, könne man gerne als Fehler von ihm ansehen: „Mir war es aber einfach mal wichtig, das Gesamte mit Leben zu füllen, den Verein aufzuwecken. Im Nachhinein kann man sagen: Der Babbel hat den Mund zu voll genommen - kein Problem.“ Bei seinem Nachfolger Frank Kramer hofft der Tabellen-16. der Fußball-Bundesliga jetzt auf einen Christian-Streich-Effekt wie beim badischen Rivalen SC Freiburg.
Babbel gestand auch ein, dass er den Managerposten unterschätzt habe, den er zwischen der Amtszeit von Ernst Tanner und Andreas Müller für einige Monate übernommen hatte. „Ich habe dann gemerkt, dass ich mit beiden Jobs überfordert bin. Heute weiß ich: Babbel als Manager funktioniert nicht.“ Der 40 Jahre alte Europameister von 1996 war am Montag nach zuletzt vier Niederlagen in Serie entlassen worden.
Klare Worte fand Babbel zu Tim Wiese. Der Ex-Nationaltorwart war von dem TSG-Coach und -Manager im Sommer aus Bremen geholt und gleich zum Kapitän befördert worden. Nach einigen heftigen Patzern degradierte ihn Babbel ausgerechnet dann zur Nummer zwei als Wiese sich verletzte. „Vom ersten Tag an ist es für ihn schlecht gelaufen. Tim ist mit anderen Erwartungen hierhergekommen, hat einiges offenbar unterschätzt. Er war sieben, acht Jahre in Bremen der König“, urteilte Babbel. „Er muss sich mehr öffnen. Er darf jetzt nicht im Selbstmitleid zerfließen.“ Auch der Ex-Leverkusener Eren Derdiyok bekam sein Fett weg. „Ich war erschrocken von seinem Zustand. Wir haben sehr lange gebraucht, ihn überhaupt in eine ordentliche Verfassung zu bringen“, sagte er über den Stürmer.
Den schlimmen Autounfall von Mittelfeldspieler Boris Vukcevic am 28. September sieht Babbel als einen weiteren Grund für die Talfahrt der Hoffenheimer: „Natürlich ist da Einiges in der Köpfen der Spieler hängen geblieben. Er fehlt aber nicht nur menschlich, auch sportlich. Die Wahrheit ist: Es tut weh und belastet sicher. Die Spieler haben es noch nicht alle verarbeitet.“ Als Entschuldigung für den Absturz hat diese Tragödie bisher keiner der Verantwortlichen und Profis geltend gemacht.
Nur Stunden nach dem Rauswurf Babbels richtete Manager Müller seinen Blick nach vorn und schwor die Hoffenheimer bei der Mitgliederversammlung am Montagabend mit markigen Worten auf eine Wende ein. „Wir nehmen das Messer jetzt zwischen die Zähne. Wir können verlieren, aber wir müssen reinhauen, wie es schlimmer nicht geht“, kündigte er angesichts der Abstiegssorgen an. „Viele haben Angst, auch Fans haben Angst. Angst kann man haben, kein Problem. Aber die Angst schieben wir jetzt an Stelle sieben oder acht.“ Der frühere Manager von Schalke, der im September erst im Kraichgau angetreten war, sieht in der Krise sogar eine Chance: „Dorfclub ist doch geil, finde ich klasse! Jetzt machen wir etwas draus. Der Zeitpunkt ist ideal.“
Kramer und sein Assistent Julian Nagelsmann geben nun am Freitag beim Hamburger SV ihr Debüt auf der Bank. Die Bundesliga wird den Branchen-Neuling jedenfalls schnell kennenlernen. „Ich bin sehr akribisch und sehr direkt und klar“, sagte der 40 Jahre alte gebürtige Memminger bei seiner Vorstellung. „Und ich bin lebhaft an der Außenlinie.“ Das hat der 40-Jährige gemeinsam mit Streich, der die Freiburger vergangene Saison vor dem Abstieg gerettet hat und weiterhin sehr erfolgreich ist im Breisgau. Kramer betreute bisher das Hoffenheimer U 23-Team in der Regionalliga und arbeitete zuvor bei der SpVgg Greuther Fürth II. „Es ist ungeheuer wichtig, dass wir jetzt zwei Trainer haben, die sich voll und ganz mit dem Verein identifizieren und mit der Aufgabe“, sagte Müller.