Ex-Torjäger Labbadia löst Lasoggas Ladehemmung - HSV-Sieg

Hamburg (dpa) - Der jubelnde Bruno Labbadia sprang am Spielfeldrand sogar höher als Matchwinner Pierre-Michel Lasogga nach dem Hammertor zum 3:2 (2:1) gegen den FC Augsburg.

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Der Trainer und Ex-Torjäger litt bei seiner Heimpremiere mit dem Sorgenprofi des Hamburger SV, der mit seinem fünften Bundesliga-Doppelpack (19./71.) an die Rettungstat in der Relegation des Vorjahres erinnerte. „Einfach geil, es gibt nichts Schöneres auf der Welt, wenn die Leute deinen Namen rufen“, sagte Lasogga. Er trifft wieder - und der HSV siegt wieder. Den letzten Platz ist der Abstiegskandidat zumindest für eine Woche los.

Seit dem achten Spieltag war der 8,5-Millionen-Euro-Einkauf torlos und eigentlich fast immer verletzt. Die Kritiken prasselten immer heftiger auf den Angreifer ein, den Bundestrainer Joachim Löw vor nicht allzu langer Zeit zur Nationalmannschaft eingeladen hatte.

Labbadia packte nach dem emotionalen Spielverlauf Lasoggas Kopf und drückte ihn an seine Stirn. Das war Lob und Beschwörung zugleich. „Für einen Stürmer ist es immer gut zu wissen, dass der Trainer hinter einem steht. Er hat das von der ersten Minute an getan. Mit den Toren konnte ich ihm einiges zurückgeben“, betonte Lasogga nach seinem erst vierten Saisontreffer. Nothelfer Labbadia fand den Motivationsschlüssel für den oft ungelenk wirkenden Hünen. Nach wie vor hat er Probleme bei der Ballannahme, dafür ackerte er vorbildlich und stoppte mit seinem Willen den Abwärtstrend der Hamburger.

„Er braucht Unterstützung“, beteuerte Labbadia. „Ich bin kein Zauberer. Ich wusste, dass ich ihn hinkriegen muss.“ Die Ärzte und Physiotherapeuten hätten eine Menge geleistet, um den verletzungsanfälligen Ex-Berliner auf sein früheres Niveau zu bekommen. „Er hat einen Torriecher. Den verliert man nicht“, attestierte ihm Mitspieler Marcell Jansen: „Er hatte schwierige Phasen, wurde oft herausgerissen.“ Nun sei er länger im Mannschaftstraining dabei, und mit den Spielen komme auch die Kraft bei ihm zurück. „Dass er Tore machen kann, wissen wir ja alle.“

Während Lasogga einfach nur strahlte, war Labbadia die Schwerstarbeit der vergangenen zwei Wochen anzusehen. Abgekämpft und schweißgebadet erschien der 49-Jährige zur Pressekonferenz. „Ich habe mitgespielt, im Kopf!“, sagte er und trank ein Glas Wasser nach dem anderen. Auch im Nachhinein bekomme er noch eine Gänsehaut beim Gedanken an den Hexenkessel Volksparkstadion. Selten war es so laut wie nach Ivica Olics Einstandstor für den HSV in der 11. Minute. Die Horrorstatistik von fast 600 Minuten ohne Treffer war beendet.

„Vier wichtige Wochen stehen noch vor uns. Wenn wir genauso spielen und alles reinhauen, bleiben wir drin“, meinte Lasogga. Und Clubidol Uwe Seeler pflichtete ihm bei: „Wenn wir noch zwei Spiele gewinnen, haben wir eine Chance“. Der 78-Jährige fieberte mit, als sich das Team nach den Gegentoren von Raul Bobadilla (25.) und Tobias Werner (69.) zurückkämpfte.

An Alster und Elbe sind nun die meisten überzeugt, dass der vierte Trainer der Saison genau der Richtige ist, um den konzeptlosen Club in letzter Minute vor der Zweitklassigkeit zu bewahren. Und dass Labbadia entschlossener ist als bei seinem ersten HSV-Engagement, als er exakt vor fünf Jahren am 26. April 2010 kurz nach dem Halbfinal-Heimspiel in der Europa League gegen den FC Fulham entlassen wurde, ist offensichtlich.