Experten: Anzahl der Bluttests im Fußball viel zu gering

Berlin (dpa) - Nach Dopingjäger Fritz Sörgel hat auch der Chefarzt des Weltfußballverbands FIFA Kritik an den geplanten Blutkontrollen in der Fußball-Bundesliga geübt.

Die vorgesehenen 75 Bluttests in der gesamten Saison seien viel zu wenig, sagte Mediziner Jiri Dvorak der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ (FAS).

Der Deutsche Fußball-Bund und die Nationale Anti-Doping-Agentur NADA hatten sich zuvor darauf geeinigt, dass von den 500 Trainingskontrollen in der neuen Spielzeit 75 Bluttests sein werden.

„Es wird überhaupt nichts dabei herauskommen und wenn doch, dann hätte der Fußball ein riesiges Problem“, kommentierte der Pharmakologe Sörgel den geplanten Umfang der Blutkontrollen in der Münchner Zeitung „TZ“. Das alles sei „eine große Farce“ und der DFB die „bremsende Kraft“, so Sörgel. Der Verband wolle nicht, „dass etwas Unangenehmes ans Tageslicht kommt“.

„Optimal wäre es, wenn vor dem Beginn der Saison alle Spieler der Bundesliga getestet würden. Dann hätte man eine Basis, könnte weitere Kontrollen in der Saison folgen lassen und die Ergebnisse vergleichen“, erläuterte Dvorak in der „FAS“. Sörgel erklärte an selber Stelle: „Wenn man Blutpässe der Sportler erstellen will, über die man dann bei einer langfristigen Überprüfung ein Dopingverhalten nachweisen könnte, reicht diese Zahl niemals aus.“

Die Blutkontrollen verteilen sich auf alle Teams aus Bundesliga, 2. Liga sowie die A-Nationalmannschaft und alle Juniorenteams des DFB. Im Schnitt muss jeder der 36 Profivereine also mit weniger als zwei Besuchen der NADA-Tester rechnen, bei denen auch Bluttests vorgenommen werden. Alle anderen Kontrollen sind Urinproben.

Zum Vergleich: Bei der Leichtathletik-WM in Moskau werden rund 1900 Bluttests bei den Teilnehmern vorgenommen. Die Proben werden allen WM-Athleten für den Blutpass abgenommen, der zum Anti-Doping-Programm des Leichtathletik-Weltverbandes IAAF gehört. Das Sammeln aller Proben bei der WM kostet rund eine Million Dollar.

Der DFB setzt hingegen auf die „abschreckende Wirkung“ der Bluttests. Das sagte DFB-Vizepräsident Rainer Koch, auch Vorsitzender der Anti-Doping-Kommission im DFB, auf Anfrage der „FAS“. Zudem habe die NADA entschieden, dass 15 Prozent Blutkontrollen sein werden.

„Natürlich kann man darüber diskutieren, ob die Zahl ausreichend ist. Den Betrag, der für die Tests zur Verfügung steht, bestimmt der DFB, wie dieser eingesetzt wird, ist Sache der NADA. Wir stehen als Partner jederzeit zur Verfügung“, sagte NADA-Vorstand Lars Mortsiefer der dpa am Freitag zum Vertrag mit dem Deutschen Fußball-Bund.

Laut dem Bericht der „FAS“ kann die NADA den Spielraum bei den Kontrollen auch mit Blick auf das vom Fußball gewährte Budget aber nicht beliebig erweitern, ohne dass sie die wichtige Kontrolle durch Urinproben gefährdet. Wenn dem DFB wirklich etwas an intensiven und qualitativ hochwertigen Doping-Kontrollen gelegen sei, müsse er mehr Geld investieren, befand auch Sörgel in der „TZ“.