Trainer-Spekulationen Favre der Top-Kandidat beim BVB?

Dortmund (dpa) - Noch hat sich der BVB in Nizza nicht offiziell gemeldet, doch in der großen Dortmunder Trainer-Diskussion wird Lucien Favre als heißer Kandidat gehandelt.

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Die Mutmaßungen zum Thema Borussia Dortmund und Cheftrainer Thomas Tuchel reißen nicht ab: Neben Favre wurden und werden zahlreiche Namen von Nachfolgern des 43 Jahre alten Fußball-Lehrers derzeit öffentlich gehandelt. Beispielsweise Diego Simeone und Peter Bosz.

Für den BVB kommt die auch von Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke ausgelöste Debatte zur Unzeit, und eigentlich hat Tuchel beim Bundesligisten einen Vertrag bis Ende Juni 2018. Dennoch viele Details - ob wahr oder nicht - werden als deutliche Signale für eine bevorstehende Trennung nach dem DFB-Pokalfinale in Berlin gedeutet.

Die BVB-Verantwortlichen kommentieren die verzwickte Lage nicht mehr, denn geredet wurde zuletzt bereits (zu) viel. Sportdirektor Michael Zorc bezeichnete es jüngst im dpa-Interview als „Unsinn“, dass Tuchels Abgang beschlossen oder vorbereitet worden sei. Zuvor hatte allerdings Watzke die Diskussion losgetreten, indem er in einem Interview „Dissonanzen“ mit dem Erfolgscoach eingeräumt hatte.

Zorc stellte vor einer Woche klar: „Wir diskutieren nicht in der Öffentlichkeit über den Trainer. Das haben wir noch nie getan, nicht in sieben Jahren mit Jürgen Klopp und nicht, seitdem Thomas Tuchel Trainer ist.“ Bilanz werde gemeinsam nach Ende der Saison gezogen. Der BVB wird weiter versuchen, Schlagzeilen, die die Konzentration des Teams stören, zu vermeiden.

Immerhin geht es für den achtmaligen Meister im Saisonfinale nicht nur um Ruhm und Ehre, sondern auch um ganz viel Geld: Am Samstag gegen Werder Bremen steht die direkte Königsklassen-Qualifikation auf dem Spiel. Eine Woche später steigt das abschließende Pokal-Highlight in Berlin gegen Eintracht Frankfurt.

Die BVB-Granden dürften vor diesem Hintergrund tunlichst vermeiden, Lucien Favre oder irgendeinen anderen Kandidaten die Eignung für das Traineramt zu bescheinigen. Aus gutem Grund forderte Zorc „Ruhe im Karton“ und „volle Konzentration auf das Wesentliche“.

Dass Favre, vertraglich gebunden bis 2019 an den OGC Nizza, ein auch in der Bundesliga nach wie vor geschätzter Trainer mit großen Qualitäten ist, ist unwidersprochen. Ob der eigenwillige Schweizer zum emotionalen Club wie Dortmund passt, ist eine andere Frage.

Bei Hertha BSC und Borussia Mönchengladbach bewies der inzwischen 59-Jährige, dass er mit Talenten gut arbeiten und nahezu jeden Spieler besser machen kann. Allerdings wurden beide Engagements auch vor Vertragsende beendet. In Berlin wurde er Ende September 2009 beurlaubt. In Gladbach quittierte er im September 2015 nach fünf Niederlage zum Saisonauftakt selbst den Dienst.

In Nizza jedenfalls, weiß man, was man an Favre hat. Begeistert über die angeblichen Dortmunder Avancen ist Vereinspräsident Jean-Pierre Rivère nicht. Nein, noch habe es keine Kontaktaufnahme der Dortmunder gegeben, sagte er der Nachrichtenagentur AFP. Ihm sei auch nicht bekannt, dass Favre gehen wolle. Falls der Club von der Ruhr trotzdem interessiert sei, „könnte es möglicherweise Gespräche geben“, fügte er hinzu. Die Agentur zitierte Clubkreise, wonach Nizza vier bis fünf Millionen Euro Ablöse für Favre verlangen könnte. Sein Vertrag laufe bis 2019. Favre selbst hat bisher vermieden, sich direkt und eindeutig zu den Gerüchten zu äußern.

Und dann gibt es ja auch noch die Möglichkeit, dass alles bleibt wie es ist. Im schnelllebigen Fußball-Business kann nichts ausgeschlossen werden. Möglicherweise wird der Disput zwischen Watzke und Tuchel doch noch ausgeräumt, zumal der Coach in der BVB-Fanszene inzwischen respektvollen Rückhalt genießt. Auch wenn ihm nicht die Herzen zufliegen wie Vorgänger Jürgen Klopp. Tuchel selbst machte deutlich, dass er seine BVB-Mission gern erfüllen würde. Und geht bisher fest davon aus, „dass ich hier im nächsten Jahr Trainer bin“.