Nach Feuerzeug-Eklat 134 Tage nach Skandalspiel: Union trifft wieder auf Bochum

Bochum/Berlin · Brisantes Wiedersehen: Erstmals seit dem Feuerzeug-Eklat im Hinspiel treffen der VfL Bochum und Union am Sonntag aufeinander. Zwischen den Fangruppen droht Ärger. Ist eine neue Rivalität entstanden?

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Im Wiedersehen des 1. FC Union Berlin mit dem VfL Bochum steckt viel Brisanz. Die beiden Clubs treffen am Sonntag (15.30 Uhr/DAZN) erstmals seit dem skandalträchtigen Hinspiel in Berlin wieder aufeinander - jener Partie, bei der Bochums Keeper Patrick Drewes von einem Feuerzeug am Kopf getroffen wurde. Seitdem ist das Verhältnis zwischen Union Berlin und dem VfL Bochum angespannt.

Was war im Hinspiel passiert?

Am 14. Dezember musste die Partie im Stadion An der Alten Försterei in der 92. Minute für mehr als 25 Minuten unterbrochen werden, nachdem Drewes von einem Feuerzeug aus dem Union-Block getroffen wurde und vom Feld musste. Da Bochum sein Auswechselkontingent bereits ausgeschöpft hatte, ging Angreifer Philipp Hofmann kurzzeitig ins Tor. Beide Teams passten danach den Ball lediglich hin und her, um die Begegnung zu beenden. Die Partie endete 1:1.

Wie entschieden die DFB-Gerichte bislang?

Sowohl das Sport- als auch das Bundesgericht des Deutschen Fußball-Bundes werteten die 1:1 ausgegangene Partie wegen des Eklats mit 0:2 für Bochum. Union kritisierte die Urteile scharf und zog bis vor das Ständige Schiedsgericht. Obwohl die Köpenicker schon am 26. März Klage eingereicht hatten, wird erst in der kommenden Woche entscheiden. Das Schiedsgericht wollte nicht für zusätzlich Brisanz vor dem Rückspiel sorgen. Es scheint jedoch unwahrscheinlich, dass das Urteil grundlegend gekippt wird.

Was sagt Bochum zur Rückkehr der Unioner an die Castroper Straße?

Der VfL braucht als Tabellensiebzehnter jeden Punkt im Kampf um den Klassenverbleib. Für Trainer Dieter Hecking ist der Fokus damit klar. „Die Spieler und Trainer werden das Sportliche ganz klar im Vordergrund haben. Ich verstehe das Interesse drumherum. Ich will mich damit aber nicht großartig beschäftigen“, sagte der 60-Jährige. Hecking betonte, dass durch die Vorfälle eine neue Rivalität entstanden sein könnte, die es zuvor nicht gegeben habe. „Es ist wie so ein Feuer, was immer noch so ein bisschen lodert.“

Mit welcher Haltung geht Union Berlin ins Rückspiel?

Da die seit sechs Spielen ungeschlagenen Berliner den Klassenerhalt inzwischen sicher haben, ist die sportliche Brisanz aus Union-Sicht nur noch klein. „Es geht da jetzt nicht um Revanche, Rache oder irgendsowas. Den Blödsinn stellen wir gleich ab“, sagte Union-Kapitän Christopher Trimmel. Es gehe einfach darum, den erfolgreichen Weg konzentriert weiterzugehen.

Droht wieder Fan-Ärger?

Das Verhältnis zwischen den Fans ist angespannt. „Vielleicht gibt es Provokationen, da wird von außen was kommen, es wird laut sein. Ich kenne das Stadion“, erklärte Kapitän Trimmel. Unions Geschäftsführer Kommunikation Christian Arbeit sagte vor der Partie: „Es ist gut vorbereitet. Beide Vereine haben ihren Teil dazu beigetragen, nicht vorher irgendwas anzuheizen, sondern im Gegenteil: Ich glaube, wir haben allseits sehr besonnen agiert in den letzten Wochen.“

Im Ruhrstadion gab es wiederholt Ärger im Gästeblock - zuletzt im März, als die Partie gegen Frankfurt wegen eines Fanbanners, das nach Angaben der Gastgeber einen Fluchtweg versperrte, erst mit 50 Minuten Verspätung begann. Der VfL äußerte schon vor Wochen die Sorge, dass Auswärtsfans künftig aus Provokation gezielt Vorgaben missachten und einen Anstoß verhindern oder Spiel unterbrechen könnten.

Sind konkrete Aktionen von Fans geplant?

Eine Union-Ultragruppierung rief in sozialen Medien und auch mit einem Banner bei den letzten Heimspielen unter dem Motto „Alle in Rot nach Bochum“ zum Fan-Marsch vom Hauptbahnhof zum Stadion auf - in Bochum nichts Ungewöhnliches. Die Polizei Bochum hat die Partie laut „WAZ“ als „Spiel mit erhöhtem Risiko“ eingestuft und ist mit entsprechendem Konzept und Kräften vor Ort.

Gibt es ein Verbot von Feuerzeugen?

Ein Verbot von Feuerzeugen gibt es nicht. „Ein Szenario, bei dem intensivste Personenkontrollen durchgeführt werden, um zum Beispiel potenzielle Wurfgegenstände herauszufiltern, ist unrealistisch und kommt bis dato in keinem Fußballstadion zur Anwendung“, teilte der VfL-Bochum auf Anfrage der „WAZ“ mit. Es werde aber „angemessene Einlasskontrollen“ geben.

Was ist sportlich von der Partie zu erwarten?

Es ist eine intensive Partie mit hoher emotionaler Temperatur zu erwarten. Für den VfL Bochum steht viel auf dem Spiel: Der Abstiegskampf spitzt sich zu, jeder Punkt zählt. Entsprechend ist mit einem engagierten, kampfbetonten Auftritt der Gastgeber zu rechnen. Union Berlin hingegen kann nach dem gesicherten Klassenerhalt befreit aufspielen. Dennoch werden die Köpenicker bemüht sein, sportlich ein Zeichen zu setzen - nicht zuletzt als Reaktion auf das unrühmliche Hinspiel vor 134 Tagen.

© dpa-infocom, dpa:250425-930-466421/2

(dpa)