Favre stürmt mit Gladbach durch die Liga

Paderborn (dpa) - Ungewohnt entspannt und mit einem leichten Grinsen enthüllte Lucien Favre das Geheimnis des Gladbacher Erfolgs.

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„Wir haben Branimir Hrgota, Ibrahima Traoré, Patrick Herrmann und noch einige andere“, nannte der Coach der Borussia nur die bisherigen Ersatzteile seiner beachtlichen Offensivreihe. Seinen Topscorern André Hahn und Max Kruse gönnte der Schweizer Fußballlehrer beim 2:1-Sieg in SC Paderborn dagegen zunächst eine Verschnaufpause. So sorgte der überragende Herrmann dafür, dass seine Mannschaft auch im zehnten Pflichtspiel nacheinander ungeschlagen blieb - und dass sein Coach sich nach der Partie gelassen zurücklehnen konnte.

Favre profitiert von der neuen Breite seines Kaders und rotiert den Europa-League-Teilnehmer derzeit zum Erfolg. Zur Belohnung stürmte seine Mannschaft am Samstag auf den zweiten Platz der Bundesliga, der am Ende der Saison zur Teilnahme an der Champions League berechtigen würde. „Andere Mannschaften haben bereits viele verletzte Spieler. Das wollen wir nicht, darum werden wir weiter rotieren“, betonte der 56-Jährige. Neben Torhüter Yann Sommer standen lediglich Martin Stranzl, Granit Xhaka, Tony Jantschke und Raffael in jedem der bisherigen sechs Bundesliga-Spiele in der Startelf.

Dennoch funktionieren auch Spieler wie Herrmann, Hrgota oder Traoré auf Anhieb, wenn sie von Favre in die erste Elf berufen werden. „Jeder Spieler, der bei uns reinkommt, hat eine enorme Qualität. Im Moment passt einfach alles“, sagte Xhaka. Keiner der Akteure, die besonders unter der Rotation ihres Trainers zu leiden haben, hat sich bisher öffentlich über seine Rolle beschwert. „Jeder Spieler weiß natürlich, dass die Situation schwierig ist. Uns bleibt nichts anderes übrig, als im Training dranzubleiben und Gas zu geben“, sagte Herrmann, der vor dem Paderborn-Spiel lediglich für 62 Minuten in der Liga zum Einsatz gekommen war.

Dennoch überrumpelte der Offensivverbund der Gladbacher den mutig aufspielenden Aufsteiger immer wieder mit schnellen Angriffen über die Flügel. Herrmann (8. Minute) und Raffael (14.) dämpften die tolle Stimmung in der ausverkauften Paderborner Arena früh mit einem Doppelschlag. Auch wenn die Fans ihr Team nur wenig später wieder kräftig anfeuerten, scheint die Euphorie um die Ostwestfalen nach der ersten Heimpleite in der noch jungen Bundesliga-Geschichte des Clubs zumindest etwas verflogen. „Das ist eben die Bundesliga. Daran müssen wir uns gewöhnen, dass wir mal schwere Beine haben“, sagte der Ex-Gladbacher Elias Kachunga zum Abschluss der englischen Woche.

Nach der zweiten Niederlage in Serie rutschte der Neuling ins Mittelfeld der Tabelle ab. Am kommenden Samstag droht der Mannschaft von Trainer André Breitenreiter beim Tabellendritten Bayer Leverkusen das nächste Negativerlebnis. „Ich habe schon vorher gesagt, dass wir jetzt auf Mannschaften treffen, mit denen wir uns eigentlich nicht messen können“, erklärte der enttäuschte Trainer, der dennoch mächtig stolz auf sein Team war. „Ich ziehe alle Hüte vor meiner Mannschaft, dass sie wieder an die Grenzen gegangen ist. Wir haben heute gesehen, dass wir auch gegen absolute Topmannschaften mithalten können.“