Gentner mahnt nach erstem VfB-Sieg

Stuttgart (dpa) - Der erste Sieg seit mehr als fünf Monaten - aber Stuttgarts Kapitän Christian Gentner hielt sich damit nicht lange auf.

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„Wir können noch nicht gelassen nach vorne schauen. Wir haben einen langen und schwierigen Weg vor uns“, sagte der Bundesliga-Profi des VfB Stuttgart nach dem 1:0 (0:0) gegen Hannover 96 zum Ende einer turbulenten Fußball-Woche in Bad Cannstatt. Auf die Entlassung von Sportvorstand Fredi Bobic am Mittwoch folgte nur Stunden später das 2:2 gegen Vizemeister Borussia Dortmund, am Samstag gab es den ersehnten ersten Saisonsieg und einen neuen Mann im Tor der Schwaben.

Trainer Armin Veh ersetzte Sven Ulreich durch Thorsten Kirschbaum. „Das ist mir nicht leicht gefallen, weil der Ulle ein feiner Kerle ist. Aber ich bin ein Überzeugungstäter. Wenn ich überzeugt bin, dass ich was tun muss, dann tu' ich das auch“, erklärte Veh die Wahl pro Kirschbaum. Der 27-Jährige machte gegen Hannover seine vierte Bundesliga-Partie. Es war das erste VfB-Pflichtspiel der Saison ohne Gegentor. „Es würde keinen Sinn machen, wenn ich alle zwei Spieltage die Torhüter wechsle. Sie können davon ausgehen, dass ich das nicht tue“, sagte Veh. Ulreich hat seinen Stammplatz im Tor des VfB also zum dritten Mal in seiner Karriere vorerst verloren.

Gentner wollte sich nicht groß zum Tausch auf der sensiblen Position äußern. „Es ist schwierig zu sagen, welchen Einfluss das hatte“, sagte er. Dass Bobics Aus etwas zu den zwei ungeschlagenen Partien in Serie beitrug, bestritt Gentner dagegen vorsichtig. „Ich glaube, wie die bisherigen Leistungen zustande gekommen sind, hat nichts damit zu tun, dass er weg ist. Es ist immer noch sein Gesicht auf der Mannschaft“, meinte der 29-Jährige. Veh sagte: „Ich hab' das Gefühl, dass wir die vier Punkte auch mit Fredi geholt hätten.“

Ob mit oder ohne Bobic, für dessen Nachfolgersuche man sich Zeit lassen will: Die drei Punkte nehmen viel Druck aus dem Umfeld des schwäbischen Traditionsvereins. „Das heute war sehr wichtig für die Entwicklung“, sagte Gentner. Auf dem Papier steht der Club nach sechs Spieltagen mit fünf Zählern auf Rang 15 der Tabelle. Den Erfolg ohne Gegentor ins Ziel gebracht zu haben, war aber vor allem psychologisch von enormem Wert. In der vergangenen Saison verschenkte das Team so viele Punkte wie sonst kein anderer Verein nach einer Führung. „Das hast du natürlich im Kopf aus der letzten Saison“, erzählte Veh.

Mit Kirschbaum im Tor gerät der Gegentor-Fluch nun vielleicht in Vergessenheit. „In letzter Zeit haben wir uns für gute Arbeit nicht belohnt. Der Sieg heute tut gut“, gestand der im Sommer 2013 aus Cottbus zum VfB gewechselte Unterfranke. „Das ist ein brutal wichtiger Schritt gewesen. Das gibt uns einen Schub“, sagte der Mann, der von seinen Defensivkollegen unmittelbar nach Schlusspfiff euphorisch geherzt worden war. Dabei mittendrin: Abwehrspieler Daniel Schwaab. Der hatte mit seinem ersten Bundesliga-Tor im 134. Spiel die gelöste Stimmung erst möglich gemacht.