Bundesliga FC Bayern: Ancelottis erster Auftritt

Die Frage, in welcher Sprache der neue Trainer seine Premiere in München bestreiten würde, war nicht ohne Brisanz. Diese Aufgabe meisterte der Italiener schon mal geschickt

Der neue Trainer Carlo Ancelotti bei der Pressekonferenz. Knapp eine Dreiviertelstunde hat er die Fragen der Journalisten beantwortet.

Foto: Matthias Balk

München. Carlo Ancelotti hat doch überrascht — und das gleich in zweifacher Hinsicht. Die Frage nämlich, in welcher Sprache der 57-Jährige seine erste Pressekonferenz als Trainer des FC Bayern halten würde, war nicht ohne Brisanz. Schließlich ist Giovanni Trapattoni, der bis dahin letzte Italiener auf dem Münchner Trainerstuhl, bei seinem ersten Anlauf als Bayern-Coach auch an seinen lückenhaften Deutschkenntnissen gescheitert. Ein Grund für Ancelottis Vorgänger Pep Guardiola, seine einjährige Auszeit vor allem für das Pauken deutscher Grammatik zu nutzen. Der Spanier beeindruckte die Medien bei seinem ersten Münchner Auftritt vor drei Jahren dann auch mit beeindruckend strukturiertem deutschen Satzbau. Später allerdings kam er häufig durcheinander.

Auch Carlo Ancelotti hat das letzte halbe Jahr fleißig Deutsch gelernt. Trotzdem hatte der FC Bayern verbreitet, der neue Trainer sei für eine Pressekonferenz in deutscher Sprache noch nicht weit genug. Das aber wollte der Italiener nicht ohne Gegenwehr auf sich sitzen lassen. „Vielen Dank. Ich bin glückli und stolt, weil i bin bei eine der beste Klub der Welt …“ trug er seine Eröffnungssätze ein wenig holperig, aber verständlich vor.

Der Neue ist da: FC Bayern München empfängt Coach Ancelotti
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Inhaltlich war es das, was man als Neuer eben so sagt und was auch Guardiola vor drei Jahren erklärt hat. Im Unterschied zu damals waren gestern Vormittag, neben den üblichen 30 Kameras, deutlich weniger Journalisten in die Allianz- Arena gekommen. Ein gutes Drittel der 90 Sitzplätze im Pressebereich war frei gebleiben. Das mag am EM-Finale tags zuvor gelegen haben, vielleicht war es aber einfach nur so, dass der Ancelotti-Verpflichtung jener große Zauber fehlt, der den Auftritt des FC-Barcelona-Gestalters Guardiola umgab.

Darüber hinaus war dem Spanier indirekt auferlegt, Unmögliches möglich zu machen: nämlich das Triple seines Vorgängers Jupp Heynckes zu wiederholen und es, wenn möglich, mit noch strahlenderem Glanz zu versehen. Wie man nun weiß, ist Guardiola in drei Anläufen gescheitert.

Für Ancelotti, der die Champions League als Spieler und Trainer insgesamt fünf Mal gewonnen hat, ist das Feld dagegen offener. Vom Triple hat am Montag keiner gesprochen. „Ich spüre keinen Druck“, hat Ancelotti gesagt. Nicht aber in seiner Muttersprache, wie es zu erwarten gewesen wäre, auch nicht auf Französisch oder Spanisch, Sprachen die er seit seinen Engagements bei Paris St.-Germain und Real Madrid beherrscht, sondern auf Englisch — das er als Trainer des FC Chelsea erworben hat.

Eine knappe Dreiviertelstunde lang hat er die Fragen der Journalisten beantwortet. Nicht so charmant und ausführlich, wie das Pep Guardiola über die Jahre getan hat, aber verbindlich. Neben ihm saß der Vorstandschef des FC Bayern, Karl-Heinz Rummenigge. Die beiden kennen und schätzen sich aus gemeinsamen Zeiten als Spieler in der italienischen Serie A. Ein Umstand, der die Vertragsverhandlungen stark beschleunigte.

… Trainerverpflichtung „Ich hab ihn gefragt, kannst du dir vorstellen, nächste Saison Trainer beim FC Bayern zu werden. Er hat ,Ja‘ gesagt. Da war keine lange Kommunikation. Wir wollten beide. Dann hat man sich die Hand gegeben und das Thema war durch.“

... Spielerwechsel „Die Tür für Neuzugänge ist nicht komplett zu.“

… Peps Hinterlassenschaft „Ein Zettel an der Wand im Büro, auf dem er mir Glück wünscht.“

… Mario Götze „Ich muss über ihn nachdenken. Für mich ist er ein Bayern-Spieler.“

… Spielphilosophie „Ich weiß, dass der Bayern-Stil von Angriffsfußball geprägt ist. Ich liebe diesen Stil. Ich bin nicht hier, um eine Revolution durchzuführen.“

… Erwartungsdruck „Ich hatte immer das Glück, dass ich Top-Teams trainiert habe. Ich fühle den Druck nicht so sehr, weil ich liebe, was ich mache. Meine Arbeit wird nicht leichter oder schwieriger als die meines Vorgängers.“

… München „Ich liebe diese Stadt. Sie ist Italien sehr ähnlich. Das wird es mir hier leichter machen.“