Nachhaltigkeit: Hasenhüttl will Leipzig etablieren
Leipzig (dpa) - Die neue Zeitrechnung Fußball-Bundesliga begann für Spieler und Fans von RB Leipzig gleich mit einer kalten Dusche. Als das Team um den neuen Trainer Ralph Hasenhüttl am Montag die Trainingsanlage betrat, sorgte die Rasensprenganlage für die erste Abkühlung.
Es sollte die einzige unangenehme Überraschung am ersten Trainingstag sein. Von nun an liegt der Fokus der Leipziger auf einer konzentrierten, siebenwöchigen Arbeit bis zum Bundesliga-Auftakt bei der TSG 1899 Hoffenheim.
Mit mutigem Fußball und Nachhaltigkeit will Hasenhüttl die Sachsen in der Bundesliga etablieren. Bei seiner Vorstellung vor Beginn der ersten Trainingseinheit wirkte der frühere Ingolstädter Coach entschlossen, aber auch demütig. Der Respekt vor dem Abenteuer Bundesliga sei im Verein sehr groß. Dennoch wolle man mit dem Abstieg nichts zu tun haben.
Dazu sollen auch die bisher unter Vertrag genommenen vier neuen Spieler beitragen: Marius Müller (1. FC Kaiserslautern), Benno Schmitz, Naby Keita (beide RB Salzburg) und Timo Werner (VfB Stuttgart) kamen für rund 28 Millionen Euro nach Leipzig. Ob noch weitere Spieler geholt werden, wollen Hasenhüttl und Sportdirektor Ralf Rangnick von der Saisonvorbereitung abhängig machen.
„Ein konkretes Ziel habe ich nicht, ich mache Ziele nicht an Tabellenplätzen fest“, sagte der 48-jährige Hasenhüttl. Das Hauptaugenmerk des Österreichers liegt auf der Entwicklung der Mannschaft. „Es wird nicht leicht, sich in der Bundesliga zu behaupten. Man muss unserer jungen Mannschaft Zeit zum Lernen geben. Trotzdem wollen wir mutig, aktiv, mit hoher Laufbereitschaft und Pressing agieren, auch wenn wir dafür nicht immer belohnt werden“, sagte er. Man wolle aber zeigen, dass man Bundesliga spielen könne und dorthin gehöre.
Hasenhüttl galt schon vor der vergangenen Saison als Wunschkandidat von Rangnick. Nach dem Aufstieg der Ingolstädter 2015 sagte Hasenhüttl aber noch während der Aufstiegsfeier kurzfristig ab. „Es spricht für den Charakter von Ralph Hasenhüttl, dass er dieses Projekt nicht verlassen wollte. Nun aber schließt sich der Kreis. Mein Einspringen als Trainer hatte also doppelten Sinn“, bemerkte Rangnick, der RB in Doppelfunktion als Trainer und Sportdirektor in die Bundesliga geführt hatte und nun den Platz auf der Bank wieder räumt.
Hasenhüttl schwärmte bereits vor dem ersten Training am Montagnachmittag mit 23 Feldspielern und drei Keepern von den Bedingungen in Leipzig. „Die Infrastruktur ist ja mittlerweile deutschlandweit bekannt. Was hier entstanden ist, zeigt, wie nachhaltig der Verein arbeitet und denkt“, sagte Hasenhüttl. Er sei Teamplayer, brauche gute Leute um sich. All das habe er in Leipzig vorgefunden. „Ich habe gefühlt, dass ich mit offenen Armen empfangen wurde. Die Möglichkeiten hier sind einzigartig“, betonte der Trainer, der seine EM-Fahrer Stefan Ilsanker, Marcel Sabitzer, Emil Forsberg und Peter Gulasci erst vom 20. Juli an erwartet.
An seiner Philosophie, Fußball zu spielen, werde er nichts ändern. „Es ist ja schon erschreckend, wie ähnlich wir uns da mit Ralf Rangnick sind. Die Mannschaft muss sich gar nicht groß umgewöhnen. Vielleicht spiele ich das Pressing noch intensiver“, sagte Hasenhüttl. Im Mittelpunkt des Handelns stehe die Arbeit gegen den Ball. Das sei mittlerweile im modernen Fußball ein Muss. „Wir werden hoffentlich unangenehm für die anderen Mannschaften zu bespielen sein. Niemand soll sich gegen uns ausruhen und locker zum Sieg kommen“, sagte der neue Trainer, der sich keine langfristigen Ziele setzen möchte.