FC Bayern ist auch Meister der Rotation
München (dpa) - Die wertvollen Einsatzkräfte für Barcelona durften durchschnaufen. Das Schaulaufen zu weiteren Rekorden können bei den Meister-Bayern auch mal Hinterbänkler und Bundesliga-Frischlinge wie die Teenager Emre Can oder Pierre Emile Hojbjerg erledigen.
Mit Franck Ribéry als Anführer einer von Jupp Heynckes radikal durchrotierten Reservistentruppe hauten die Münchner zwischen den großen Aufgaben in Champions League und DFB-Pokal mal eben in der Fußball-Bundesliga den 1. FC Nürnberg im 186. Bayern-Franken-Derby mit 4:0 (3:0) weg.
„Wir sind immer seriös, und wir müssen im Rhythmus bleiben, das ist wichtig“, verkündete der am Dienstag im Pokal-Halbfinale gesperrte Ribéry nach 90 lockeren Arbeitsminuten, in denen er erstmals Kapitän war, was ihn mit Stolz erfüllte: „Das war ein komplett anderes Gefühl, schön, gut. Aber jetzt wollen wir gegen Wolfsburg gewinnen und nach Berlin - und dann kommt Barcelona!“
Es sind wahre Festwochen für den deutschen Meister, und der Trainer tut alles für eine optimale Titelausbeute. Gegen den „Club“ saß Personal für fast 200 Millionen Euro auf der Bank (Martínez, Neuer, Mandzukic, Robben, Dante, Alaba) und Tribüne (Lahm, Schweinsteiger, Müller) - na und? „Das Spiel hat gezeigt, dass jeder zu jeder Sekunde spielen kann“, lobte Heynckes seine Reservisten: „Wir sind eine positive Clique!“
Das Toreschießen beim 25. Sieg in dieser Saison (Ligarekord eingestellt) übernahmen vor 71 000 Zuschauern Jérome Boateng (5. Minute), Mario Gomez (17.), Rafinha (24.) und Xherdan Shaqiri (56.).
Und für das 19. Zu-Null-Spiel der laufenden Spielzeit (auch eingestellter Ligarekord) durfte Ersatztorwart Tom Starke sorgen, der einen Foulelfmeter von Timmy Simons mit dem Kopf abwehrte (47.).
Alle Mitglieder seines Kaders sollen sich als „richtige deutsche Meister“ fühlen können, wie Rotations-Meister Heynckes betonte. „Die Spieler, die neu reingekommen sind, wollten beweisen, dass sie zu Recht zum Kader gehören. Das haben sie auch. Man kann da nur den Hut ziehen“, lobte Bayern-Chef Karl-Heinz Rummenigge: „Toll!“
Die Wehrlosigkeit der Nürnberger, die wie Gratulanten für den Meister Spalier standen, ermöglichte es Heynckes sogar, neben dem 19-jährigen Can in der Endphase auch noch den Dänen Pierre Emile Hojbjerg mit 17 Jahren und 251 Tagen zum jüngsten Bundesligaspieler des FC Bayern zu machen. „Die ersten zehn Minuten habe ich ein bisschen in die Hose geschissen“, gestand das „überragende Talent“ (Heynckes) nach dem „wunderbaren Erlebnis“ Bundesliga.
Die Hosen voll hatte auch der „Club“, obwohl zuvor neun Spiele ohne Niederlage und die Aufstellung des Gegners bei Trainer Michael Wiesinger Hoffnungen geweckt hatten - vor dem Anpfiff. „Nach fünf, sechs, sieben Minuten habe auch ich erkennen müssen, dass auch diese Bayern-Mannschaft funktioniert“, gestand Wiesinger.
Allein Torwart Raphael Schäfer stemmte sich gegen die Münchner Angriffswellen, pfefferte nach dem 0:3 seine Trinkflasche gegen eine Werbebande, schrie seine Mitspieler wutentbrannt an. „Ich habe versucht, die Leute aufzuwecken“, erläuterte der Kapitän. Er hatte Angst, „dass es uns sonst ergeht wie dem HSV“. Mit 2:9 waren die Hamburger zuletzt in München untergegangen, aber die Bayern hätten dann zum Glück „zwei, drei Gänge rausgenommen“, dankte Schäfer.
Das geschah - trotz Barça und Lionel Messi im Hinterkopf - erst einmal für das Pokal-Halbfinale. „Viele Spieler konnten sich ausruhen und kommen gegen Wolfsburg mit klaren Köpfen zurück“, erklärte Bayern-Routinier Daniel van Buyten: „Jeder von uns hat das Ziel Berlin. Das 4:0 heute war eine kleine Vorbereitung dafür.“