Auf großer Bühne Jetzt spricht der „Titan“

München · Was sind Oliver Kahns Pläne beim FC Bayern? Welche Ziele, welche Visionen verfolgt der designierte Vorstandschef? Der starke Mann der Zukunft war noch eine Idee von Uli Hoeneß. „Gespannt“ sind viele auf den ersten öffentlichen Auftritt.

Foto: dpa/Andreas Gebert

Jetzt spricht der „Titan“. Oliver Kahn wird am Dienstagvormittag (11.00) auf großer Bühne erstmals öffentlich das Wort als Vorstandsmitglied des FC Bayern ergreifen. In der Münchner Allianz Arena präsentieren der Vorstandsvorsitzende Karl-Heinz Rummenigge und Vereinspräsident Herbert Hainer jenen Mann, den noch Uli Hoeneß als Bayern-Chef der Zukunft auserkoren hatte. Ex-Nationaltorhüter Kahn soll nach einer längeren Einarbeitungsphase in knapp zwei Jahren den dann 66 Jahre alten Rummenigge an der Spitze des Bundesliga-Topclubs ablösen. Die versammelte Liga-Konkurrenz und viele Fußballfans werden den Auftakt des Projektes Kahn mit großer Neugier verfolgen.

Die Erwartungen an den Ex-Nationaltorhüter, der sich nach seinem Karriereende 2008 als Unternehmer und ZDF-Fußballexperte einen Namen machen konnte, sind enorm. Auf der Jahreshauptversammlung des FC Bayern im November feierten die Mitglieder und Fans den 50 Jahre alten Kahn in der Olympiahalle frenetisch. „Da hast du viel Arbeit, um diesen Vorschusslorbeeren gerecht zu werden“, rief ihm Hoeneß vom Rednerpult aus zu. Kahn war Hoeneß' letzte große Idee im Amt.

Der langjährige Vereinspatron, der noch dem Aufsichtsrat angehört, traut Kahn zu, den Branchenführer der Bundesliga mit mehr als 1000 Mitarbeitern und einem Jahresumsatz von 750 Millionen Euro in eine erfolgreiche Zukunft zu lenken. „Oliver kennt den Fußball, er kennt die Wirtschaft, und er trägt die DNA des FC Bayern in sich“, schwärmte Hoeneß. Und Kahn bringe etwas Unverzichtbares mit: „Wir brauchen in der Führungsposition einen, der ehemaliger Fußballspieler war.“ Fachkenntnis und Stallgeruch schätzte Hoeneß schon immer.

„Oliver wird uns bereichern“, sagt Rummenigge. Im zweiten Stock der Bayern-Zentrale an der Säbener Straße hat Kahn vor wenigen Tagen sein Büro bezogen. Einen Fünfjahresvertrag erhielt er als Vertrauensvorschuss. Was sind seine Pläne, seine Ziele, seine Visionen? Darauf wollen die vielen Medienvertreter in der Arena und die auf diversen TV-Kanälen zuschauenden Fans erste Antworten hören. „Große Aufgaben“ liegen vor ihm, twitterte Kahn zum Jahreswechsel. Er sei froh, in die „Bayern-Familie“ zurückzukehren: „Pack ma's!“

Als extrem ehrgeiziger Torwart hatte Kahn den FC Bayern wie kaum ein zweiter Spieler perfekt verkörpert. Zwischen 1994 bis 2008 bestritt der gebürtige Badener im Bayern-Trikot 429 Bundesligaspiele. Er gewann zahlreiche Titel, als Höhepunkt 2001 die Champions League. In Hemd und Jackett will er nun zu weiteren Trophäen beitragen.

Auch aus dem über 5000 Kilometer entfernten Doha wird nach München geblickt. Trainer Hansi Flick hat am Dienstag nur ein Training für die Profis um Kapitän Manuel Neuer angesetzt. Am Nachmittag ist frei. Wenn Kahn mittags (Ortszeit) in Deutschland spricht, dürfte er auch in dem Emirat etliche aufmerksame Zuhörer haben.

„Ich bin sehr gespannt, wie er auftritt, weil er sich, was den FC Bayern betrifft, sehr zurückgehalten hat“, sagte Neuer. „Ich habe gegen ihn ja noch gespielt und ihn natürlich auch beobachtet, wie er sich in den ersten Jahren nach der Karriere verhalten und entwickelt hat“, sagte der 33 Jahre alte Ex-Schalker über Kahn, der wie er heute ebenfalls Kapitän des FC Bayern und der Nationalmannschaft war. „Ich finde es sehr positiv, was er alles gemacht hat. Ich freue mich darauf, dass Oliver Kahn zu uns stößt und bin sehr gespannt.“

Die meisten aktuellen Bayern-Profis kennen den „Titan“ als Spieler nur aus dem Fernsehen. „Er ist ein Leader-Typ. Er war einer, der über Emotionen gekommen ist, der sehr erfolgreich gewesen ist in seiner Karriere“, sagte Joshua Kimmich (25). „Natürlich ist das jetzt eine ganz andere Rolle, die er einnehmen wird. Ich weiß gar nicht so genau, was sich mit ihm verändert. Ich lasse das auf mich zukommen.“

Persönlich in Kontakt treten können Neuer und Co. mit Kahn noch in Katar. Der künftige Bayern-Chef wird noch am Dienstag zum Team nach Doha fliegen. „Wir freuen uns alle, dass der Olli ins Trainingslager kommt. Er wird beim Training zuschauen, wir werden viele Gespräche führen“, kündigte Sportdirektor Hasan Salihamidzic an.

(dpa)