Fehlpass-Festival schwächt Oenning und Pezzaiuoli

Sinsheim (dpa) - Mit dem 0:0 zwischen 1899 Hoffenheim und dem Hamburger SV konnten beide Trainer nicht zufrieden sein. Michael Oenning und der HSV ließen die Chance liegen, ganz nah an Platz 5 heranzurücken.

Und die Kritik an Marco Pezzaiuoli wird in Hoffenheim immer lauter.

Nach der schwachen Nullnummer müssen beide Trainer um eine langfristige Perspektive in ihrem Job bangen. Der HSV lässt sich offenbar auch von Oenning nicht im Handumdrehen so etwas wie Beständigkeit und die oft vermisste Siegermentalität vermitteln. Der Tabellensiebte verpasste bei dieser Fehlpass-Orgie die große Chance, bis auf zwei Punkte an die Europa-League-Plätze der Fußball-Bundesliga heranzukommen.

In Hoffenheim wird die Kritik an Pezzaiuoli nach nur einem Sieg in den vergangenen sieben Spielen immer lauter. Die Fans pfiffen ihn am Samstagabend hörbar aus, und auch Sportdirektor Ernst Tanner versah das Bekenntnis zu dem 42-Jährigen mit gewissen Einschränkungen.

„Ich bin zufrieden, dass wir einen Punkt mitgenommen haben. Wir haben uns eine gute Ausgangsposition erhalten, um oben dranbleiben zu können“, sagte Oenning. Allerdings trat der HSV in Hoffenheim eher halbherzig auf der Stelle, als einen großen Schritt Richtung Platz fünf zu tun. Bedenkt man die Vorlage, die der Konkurrent FSV Mainz 05 den Hamburgern zuvor mit dem 1:1 gegen Freiburg gegeben hatte, taten sie in diesem chancen- und niveauarmen Spiel viel zu wenig.

Am deutlichsten brachte mal wieder Frank Rost seine Kritik daran zum Ausdruck. „Das war ein durchschnittlicher Kick“, meinte der Torwart. „Man merkt, dass sich viele Gedanken machen: Was passiert nächstes Jahr? Es ist vor allem für viele junge Spieler schwer, alles zu verarbeiten, was bei uns in den letzten Wochen passiert ist.“

Noch im April soll sich entscheiden, ob der neue Sportdirektor Frank Arnesen den Umbruch mit einer favorisierten „großen“ Lösung wie Stale Solbakken angehen wird oder doch mit Oenning. Dafür müsste der 45-Jährige mit dem HSV aber mindestens an den Europa-League-Rängen dranbleiben. „Wir haben jetzt zwei Heimspiele gegen Dortmund und Hannover“, sagte Joris Mathijsen. „Da müssen wir was machen.“

1899-Manager Tanner hatte das Manko des Gegners genau erkannt. „Wir wussten, dass die Hamburger eine sehr gute Mannschaft mit viel individueller Qualität haben. Wir wussten aber auch, dass sie nicht besonders gut harmonieren. Sie wären zu packen gewesen“, sagte er.

Im eigenen Verein sieht es allerdings nicht wesentlich besser aus. Die Hoffenheimer entwickeln sich eher zurück als nach vorn. Nur zwölf Punkte in der Rückrunde und eine farblose, alles andere als jugendlich-draufgängerische Spielweise lassen die Zweifel an der Arbeit von Pezzaiuoli größer werden. „Es ist ja in Mode, Trainer infrage zu stellen. Daran muss ich mich nicht beteiligen. Wir sind auf dem 9. Tabellenplatz, haben 37 Punkte: Ich kenne keinen Verein, der seinen Trainer in so einer Situation entlässt“, betonte Tanner.

Die Frage ist auch eher, ob Pezzaiuoli über das Saisonende hinaus bleiben darf. Dazu äußerte sich Tanner nur im Konjunktiv: „Wenn der Trainer gut arbeitet, dann ist es klar, dass wir mit ihm in die nächste Saison gehen.“ Im Umfeld beider Clubs wird bereits über einen Wechsel von Holger Stanislawski (FC St. Pauli) zur TSG spekuliert.

Pezzaiuoli selbst warb einmal mehr um Geduld und hatte für die Pfiffe der Anhänger nur bedingt Verständnis. „Die Erwartungshaltung hier ist enorm hoch“, sagte er. „Die Fans verkennen, dass wir enorme Abgänge hatten seit der Winterpause und dass die Automatismen noch nicht stimmen. Das braucht einfach Zeit.“ Pech für Hoffenheim: Boris Vukcevic zog sich nur wenige Minuten nach seiner Einwechselung einen Wadenbeinbruch zu und wird sechs bis acht Wochen ausfallen.