Frankfurt rettet sich - Schaafs Zukunft bleibt fraglich

Frankfurt/Main (dpa) - Auf seinen bislang wichtigsten Sieg als Trainer von Eintracht Frankfurt folgte eine Geste mit großer Symbolkraft. Thomas Schaaf blieb noch auf dem Rasen stehen und streichelte Attila über das Gefieder.

Foto: dpa

Der Adler ist das lebende Wappentier der Eintracht, stärker kann man seine Verbundenheit mit diesem Verein eigentlich kaum zum Ausdruck bringen. Doch trotzdem bleibt auch nach dem rettenden 3:1 (3:0) gegen 1899 Hoffenheim die große Frage: Lässt sich in Frankfurt noch einmal reparieren, was zwischen dem Trainer, seinen Spielern und dem Verein ganz offensichtlich kaputt gegangen ist zuletzt? Wird Schaaf auch in der kommenden Saison noch die Adlerträger trainieren?

„Wir standen zu keiner Zeit auf einem Abstiegs- oder Relegationsplatz“, betonte der 54-Jährige am Sonntag in der TV-Sendung „Doppelpass“ von Sport 1. „Es wäre wichtig, dass diese Arbeit jetzt kontinuierlich weitergeführt und nicht irgendetwas Neues ausprobiert wird.“ Tatsächlich beendete die Eintracht gegen Hoffenheim nicht nur eine Negativserie von sechs Spielen ohne Sieg, sondern beseitigte auch noch alle kurzzeitig wieder aufgekommenen Zweifel am Klassenverbleib. Das einzige, was dieser Sieg nicht geschafft hat, ist die Diskussionen um den Trainer zu beenden.

Schaaf ist in den vergangenen Tagen aus mehreren Richtungen massiv in die Kritik geraten. Ihm werden vor allem eine mangelnde Kommunikation mit seinen Spielern und die schwankenden Leistungen in der Rückrunde vorgehalten. Auffällig ist, dass ihm auch am Samstag niemand aus der Mannschaft oder dem Verein wirklich zur Seite sprang.

„Es ist nicht das erste Mal, dass wir hier unruhige Wochen erleben“, sagte Vorstandschef Heribert Bruchhagen. Torwart Kevin Trapp meinte sogar: „Bisher gehen wir schwer davon aus, dass Schaaf unser Trainer bleibt. Uns ist nichts anderes bekannt. Er hat ja noch ein Jahr Vertrag.“ So klingt normalerweise ein Manager oder Vorstand, kurz bevor er diesen Trainer entlässt. Und nicht ein Kapitän, der gerade die Gelegenheit hat, alle im Raum stehenden Vorwürfe zu dementieren.

Das belastete Verhältnis zwischen den Spielern und ihrem Trainer ist in Frankfurt schon länger ein offenes Geheimnis. Am Donnerstag nahm diese Debatte durch einen entsprechenden Bericht der „Bild“-Zeitung zum ersten Mal richtig Fahrt auf. Das Blatt legte am Spieltag selbst noch einmal nach und schrieb, dass Schaaf mittlerweile auch in Teilen des Aufsichtsrats sehr kritisch gesehen wird. Und der Verein tat bislang ungewollt alles dafür, um dieses Thema eher zu verstärken als zu beruhigen. So trug Kapitän Trapp in Namen der Mannschaft eine langatmige öffentliche Erklärung vor - ohne den Trainer oder das Verhältnis zu ihm darin auch mit nur einem Wort zu erwähnen.

Auch Bruchhagen, de facto der stärkste Befürworter Schaafs bei der SGE, gab kein klares Bekenntnis zu ihm ab: „In einer enttäuschten Mannschaft finden sich immer enttäuschte Spieler, die sich enttäuscht äußern“, sagte er im ZDF-Sportstudio.

Und Schaaf selbst? Der erklärte nach dem Sieg gegen Hoffenheim nur: „Ich habe mich auf meine Arbeit konzentriert.“ Am Sonntag fügte er dann im „Doppelpass“ hinzu: „Es steht etwas im Raum, aber bislang hat nie jemand konkret einen Namen genannt oder etwas konkret belegt.“ Deshalb werde er sich an diesem Thema auch nicht beteiligen.

Die Tore von Bastian Oczipka (18.), Haris Seferovic (27.) und Timothy Chandler (34.) bei nur einem Gegentreffer von Kevin Volland (51.) machten am Samstag noch einmal deutlich, dass es in dieser Debatte auch gewichtige Argumente pro Schaaf gibt. Die Eintracht hat vorzeitig das einzige Ziel erreicht, das ihr nach den Abgängen so wichtiger Spieler wie Pirmin Schwegler oder Sebastian Rode mit auf den Weg gegeben wurde: den Klassenerhalt. Schon jetzt hat das Team mehr Punkte geholt (39) als in der gesamten vergangenen Saison (36). Auch Schaafs Akribie und Arbeitseifer erkennt in Frankfurt jeder an.

Eine Trennung nach der Saison scheint im Moment trotzdem die wahrscheinlichste Version zu sein. Es ist nach den Aussagen bzw. Nicht-Aussagen der vergangenen Tage nur schwer vorstellbar, dass alle Seiten noch einmal zusammenfinden. Auch wenn wenigstens Manager Bruno Hübner am Samstag noch erklärte: „Das hat er als Trainer und Mensch nicht verdient. Wir hoffen, das jetzt Ruhe einkehrt.“

Klar ist, dass die SGE auf Mittelfeldspieler Slobodan Medojevic verzichten muss. Der Serbe erlitt einen Muskelbündelriss im linken Oberschenkel. „Es ist bereits der vierte langfristige Ausfall am Ende dieser Saison“, sagte Schaaf. „Gerade bei Slobodan tut es mir besonders leid, denn er war nach diversen Verletzungen gerade dabei, sein spielerisches Potenzial zu erreichen.“