Freiburg: Alles hört auf Streich
„Es liegt ein riesiger Berg vor uns“, sagt der Trainer. Er muss eine neues Team entwickeln und spielt in der Europa League.
Freiburg. Man braucht sich keine Illusionen zu machen: Die vergangene Saison mit Platz fünf und Pokalhalbfinale wird vermutlich auf längere Sicht die erfolgreichste des SC Freiburg bleiben. Doch ist es eine automatische Folge, dass nach Sonne ein heftiger Regenguss kommt? Abwarten. Die Intensität der Arbeit im Trainingslager ist noch einmal größer geworden. Die Ernsthaftigkeit und Konzentration bei allen Beteiligten ist auffällig. Alle folgen uneingeschränkt dem Mahner Christian Streich, der wieder fokussiert ist — und allen eintrichtert: „Es liegt ein riesiger Berg vor uns.“
Immerhin hat sich seine Mannschaft für die Europa League qualifiziert. Es ist allen bewusst, das nur ein Hauch nachzulassen bedeuten könnte, dass der Club sich flugs dort wiederfindet, wo ihn viele regelmäßig erwarten: im Tabellenkeller.
Nicht nur Christian Streich hat das nach Verlängerung mit 3:2 gewonnene Pokalspiel im Viertelfinale gegen Mainz 05 als besonderen Moment empfunden. „Da ist ja viel zum Ausdruck gekommen, was diese Mannschaft ausgemacht hat in diesen Moment“, erinnert sich der Trainer. Noch in der 85. Minute führte der Gastgeber mit zwei Toren, doch die Freiburger machten es wie die gesamte Saison: Sie gaben nie auf, machten immer weiter. Das Pokalspiel war exemplarisch.
Aderlass ist eine harmlose Umschreibung dafür, was den Freiburgern widerfahren ist. „Es haben uns allein fünf Spieler verlassen, die immer gespielt haben“, sagt Streich, der mit seinem Trainerteam und dem bald auch offiziell fest installierten Managerduo Saier/Hartenbach einen adhoc-Umbruch vollziehen musste, der seinesgleichen sucht. „Wir müssen zum Teil viel Phantasie entwickeln“, beschreibt es Klemens Hartenbach, der durch die halbe Welt fliegt, um nach Talenten Ausschau zu halten. Doch es ist gut möglich, dass bald niemand mehr etwa Max Kruse oder Cedrick Makiadi hinterher weint. Neuzugänge wie Francis Coquelin oder Gelson Fernandes haben die Qualität, sich in der Bundesliga durchzusetzen. Und Neu-Angreifer Mike Hanke muss das auch nicht mehr beweisen.
Wer Streich ärgern will, sollte den Begriff Star regelmäßig benutzen. Nein, es wird dabei bleiben, und es ist eine Freiburger Grundmaxime: Niemand beim SC ist größer als die Mannschaft. Nicht einmal der Präsident sollte es sein. Potenzial für gesteigerte Aufmersamkeit aus sportlichen Gründen haben einige: zum Beispiel Sebastian Kerk, der um seinen Linksfuß zu beneiden ist.
“ Prognose: Den Freiburgern ist wenigstens eine Saison ohne allzu großen Abstiegsstress zuzutrauen. Platz 12.