Freiburg nach 1:2 gegen Mainz um Ruhe bemüht
Freiburg (dpa) - Als die Spieler des SC Freiburg geschlagen vom Platz getrottet waren, hielt Christian Streich erst einmal schützend die Hand über sie.
Er sei zufrieden mit seinen „Jungs“, weil sie gegen den FSV Mainz 05 „sehr präsent“ gewesen seien, sagte der SC-Trainer. Von Kritik war nach der zweiten Saison-Niederlage der Badener fast nichts zu hören bei ihm. Stattdessen hob Streich die positiven Dinge hervor und versuchte, nach der spielerisch schwachen Vorstellung Gelassenheit zu verbreiten.
Bei seinem Mittelfeldspieler Gelson Fernandes hörte sich das nach dem leistungsgerechten 1:2 (0:0) gegen die Mainzer vor 23 100 Zuschauern ein wenig anders an. Das Dilemma des Sportclubs, dem die Konkurrenz in der Sommerpause fast die gesamte Offensive und noch mehr weggekauft hat, fasste der Neuzugang aus seiner Sicht so zusammen: „Wir brauchen Zeit, auch wenn wir eigentlich keine haben.“
Dass den Breisgauern beim Heimauftakt nun schon seit sieben Spielzeiten kein Sieg gelungen ist, war eher eine Randnotiz. Viel wichtiger ist, dass sie nach dem Fehlstart mit null Punkten aus zwei Spielen gleich einmal in den unteren Gefilden der Bundesliga-Tabelle und damit unter Druck stehen. Von dem begeisternden Offensivfußball, der den Verein in der vergangenen Saison bis in die Europa League führte, ist das neu formierte Team gegenwärtig weit entfernt. Überraschend ist das nach den vielen Personalwechseln aber nicht.
Bevor im September die Gruppenphase des europäischen Wettbewerbs beginnt und die Belastung noch größer wird, hat es auch das Programm in der Liga in sich: Am Samstag steht das badische Derby bei 1899 Hoffenheim an, drei Tage später geht es gegen Triple-Sieger Bayern München. Viel Zeit, beim Neuaufbau die spielerischen und taktischen Mängel abzustellen, bleibt also nicht - siehe Fernandes.
Dsss das Team die Abgänge von Leistungsträgern wie Max Kruse oder Cedrick Makiadi noch lange nicht verkraftet hat, war gegen Mainz offensichtlich. Dennoch wiederholte Streich das, was er schon nach dem 1:3 beim Champions-League-Teilnehmer Bayer Leverkusen gesagt hatte: „Wir müssen sehen, dass wir von Tag zu Tag weiterkommen.“ Er habe gewusst, was auf das Team zukomme und sei „total vorbereitet“.
Dabei setzte er gegen den FSV auf Sicherheit. Statt wie in Leverkusen mit vier ließ er mit nur zwei Neuzugängen beginnen. Im Angriff kam der lange verletzte Sebastian Freis zu seinem Startelf-Comeback. „Die Jungs von heute sind schon lange da und kennen die Abläufe“, begründete Streich seine Maßnahme. Freis gelang in der 71. Minute zumindest der Anschlusstreffer zum 1:2-Endstand.
Doch auch die „Alten“ wie Kapitän Julian Schuster oder Torwart Oliver Baumann trugen mit Patzern zur Freiburger Verunsicherung bei. Dennoch sprach Streich angesichts der größeren Disziplin und besseren Ordnung im Spiel von einem „absoluten Fortschritt gegenüber Leverkusen. Mehr kann man von der Mannschaft nicht verlangen“.
Seinem Mainzer Kollegen Thomas Tuchel war dagegen ein taktischer Schachzug gelungen. Statt offensiv wie beim 3:2 gegen den VfB Stuttgart traten die Gäste zunächst sehr defensiv auf, um erst nach der Pause aufzudrehen und den Gegner mit den Toren der starken Niki Zimling (64. Minute) und Nicolai Müller (68.) zu schlagen. Damit ist Mainz gegen Freiburg seit sechs Liga-Spielen ohne Niederlage.
„Wir wollten nicht noch einmal 15 Torschüsse kassieren wie gegen den VfB, wir wollten kompakter auftreten“, begründete Tuchel seine Maßnahme und lobte die FSV-Profis. „Aktuell strahlt die Mannschaft einen großen Zusammenhalt aus, das müssen wir pflegen.“ Der glänzende Saisonstart mit zwei Siegen und sechs Punkten sei aber nur eine „Momentaufnahme“. Genießen darf Tuchel ihn dennoch.