Friedrichs erfolgreiche Rückkehr: Von Tag zu Tag besser
Mainz (dpa) - Einen halben Tag lang hat Manuel Friedrich bei seiner Rückkehr Hände geschüttelt, Interviews gegeben und Gratulationen entgegengenommen. Nur am Ende bekam er dann noch Ärger. „Mein Vater ist richtig böse“, sagte der Verteidiger von Borussia Dortmund - und man muss das verstehen.
Hubert Friedrich ist Jugendleiter und Vorstandsmitglied bei Mainz 05, er hatte gerade mit ansehen müssen, wie der neue Verein seines Sohnes eher glücklich als verdient mit 3:1 (0:0) in der Coface Arena gewann. Mit etwas Abstand wird aber selbst der eingefleischteste Nullfünfer erkennen, dass dieses Spiel für Manuel Friedrich die vorläufige Krönung einer wundersamen Geschichte war. „Heute ist für mich ein besonderer Tag“, sagte der 34-Jährige selbst.
Noch vor drei Wochen war er ein arbeitsloser Ex-Nationalspieler, der sich mit einigen Trainingseinheiten bei einem Viertliga-Club und regelmäßigen Joggingrunden vor der eigenen Haustür fit hielt. Auf einmal aber ist Friedrich ein fester Bestandteil der Abwehr eines Champions-League-Finalisten - und ausgerechnet das Spiel bei seinem Heimatverein Mainz 05 gab allen Beteiligten am Samstag zum ersten Mal das Gefühl, dass diese Geschichte tatsächlich gut ausgehen kann.
„Er bringt keine Verunsicherung, sondern Stabilität rein. Das hilft uns in dieser Situation. Er hat heute einen Schritt nach vorne gemacht“, sagte BVB-Trainer Jürgen Klopp nach diesem durch einen Freistoß von Pierre-Emerick Aubameyang (70.) und zwei Elfmeter von Robert Lewandowski (78./90.+4) gewonnenen Spiel. Friedrich empfand das trotz einiger Wackler in den ersten Spielminuten und einiger Probleme mit dem flinken Mainzer Torschützen Eric-Maxim Choupo-Moting (74./Foulelfmeter) ganz ähnlich. „Ich merke, dass es von Tag zu Tag besser wird“, erklärte er. „Vom Timing, von der Spritzigkeit, vom Kopfball und vom Antizipieren her ist es fast schon wieder, wie es früher war. Das ging schneller, als ich dachte.“
Zu dieser Geschichte gehört auch, dass der Ex-Mainzer, Ex-Bremer und Ex-Leverkusener wahrscheinlich nie in Dortmund gelandet wäre, wenn der Trainer dort nicht Klopp heißen würde. Beide spielten und arbeiteten früher schon in Mainz zusammen - und wurden bei ihrer gemeinsamen Rückkehr lautstark gefeiert. „Das ist außergewöhnlich, wie frühere Spieler hier begrüßt werden. Diese Warmherzigkeit ist einzigartig“, meinte Friedrich. Er habe Mainz „alles zu verdanken. Hier bin ich groß geworden und Nationalspieler geworden. Der Aufstieg mit Mainz 05 war die geilste Sache der Welt“.
Aber selbst Klopp hätte den Routinier wahrscheinlich nie nach Dortmund geholt, wenn ihn das fast schon unheimliche Verletzungspech des BVB nicht zur Verteidigersuche gezwungen hätte. Neven Subotic, Mats Hummels, Marcel Schmelzer und Ilkay Gündogan stehen allesamt nicht zur Verfügung, Lukas Piszcezk spielte in Mainz zum ersten Mal nach seiner Hüftoperation wieder von Beginn an.
Und dann kamen zu allem Überfluss noch drei weitere Sorgenkinder hinzu: „Marco (Reus) hat es mit der Wade, Manni (Bender) mit dem Oberschenkel, Kuba (Blaszczykowski) mit der Hüfte. Das ist alles nicht so günstig“, zählte Klopp auf. Man müsse gucken, „wen wir in Saarbrücken noch bringen können“. Am Dienstag trifft sein Rumpfteam im DFB-Pokal auf den einzigen verbliebenen Drittligisten im Wettbewerb. Der typische Klopp-Satz dazu lautete: „Wir sind nett genug, uns auf ein Niveau herunterzuverletzen, dass das am Ende doch noch ein spannender Wettkampf wird.“ Auf Manuel Friedrich wird der BVB also auch in Saarbrücken wieder nicht verzichten können. Diesmal allerdings wird ihm auch sein Vater wieder die Daumen drücken.