Ganz Schalke huldigt Raúl
Der spanische Superstar stellt beim 3:0 gegen Hannover unter Beweis, wie wichtig er für die Mannschaft von Huub Stevens ist.
Gelsenkirchen. Horst Heldt wirkte nach den 90 Minuten entspannt. Dabei musste er sich eigentlich um seine Gesundheit Sorgen machen. Denn das 3:0 des FC Schalke gegen Hannover 96 hatte seinen Angaben zufolge gravierende Folgen für seine Zähne. „Beim zweiten Tor sind mir die Plomben herausgefallen. Da stand mir der Mund offen“, sagte der Manager der Schalker.
Es war einer dieser Treffer, dessen besonders kunstvolle und technisch anspruchsvolle Ausführung gepaart war mit einer scheinbaren Leichtigkeit und Selbstverständlichkeit, für die Raúl einen Alleinanspruch zu besitzen scheint. Das Publikum in der Schalker Arena erhob sich spontan von den Sitzen und schien sich für dieses Kunstwerk, bei dem der 34-Jährige den Ball mit der linken Fußsohle zur Seite bugsierte und in einer flüssigen Bewegung mit dem rechten Fuß aus spitzem Winkel einschob, besonders bedanken zu wollen.
„Manchmal muss man einfach anerkennen, wenn ein Spieler eine so tolle Aktion zeigt. Raúl war Weltklasse“, sagte Hannovers Torhüter Ron-Robert Zieler ehrfürchtig. Doch die Niedersachsen waren nicht nur wegen der ehrlich gemeinten Anerkennung für diesen Treffer angenehme Gegner für die Schalker. Das Aus im Europacup gegen Atletico Madrid drei Tage zuvor schien tiefe Spuren bei den Niedersachsen hinterlassen zu haben.
„Wir hatten, ehrlich gesagt, keine Chance“, sagte 96-Trainer Mirko Slomka. Für die Schalker bedeutete dieser Sieg bereits ein Teilerfolg auf dem Weg zu ihrem wichtigsten Saisonziel. Die Qualifikation für die Europa League in der kommenden Saison haben sie damit bereits geschafft.
„Es gilt für uns jetzt weiterzumachen“, sagte Klaas-Jan Huntelaar, der sein 43. Tor in seinem 42. Saisonspiel für Schalke erzielte. Mit dem Tor zum 3:0 hat der Torjäger zugleich den Schalker Uralt-Rekord geknackt. Bislang hielt Hermann Eppenhoff mit 42 Toren aus der Saison 1940/1941 die Vereinsbestmarke. Derzeit liegen die Königsblauen mit fünf Punkten Vorsprung vor Borussia Mönchengladbach auf Platz drei in der Bundesliga-Tabelle und haben die direkte Qualifikation für die so lukrative Champions League unmittelbar vor Augen.
Mit einem Sieg am Mittwoch beim 1. FC Nürnberg wäre ihnen die Teilnahme an der europäischen Königsklasse auch angesichts der schwächelnden Gladbacher kaum mehr zu nehmen. Sollten dies gelingen, könnte das auch Auswirkungen auf die Zukunftspläne von Raúl haben, dessen Vertrag am Saisonende ausläuft.
„Es könnte sein, dass er erst mal schauen möchte, ob wir uns für die Champions League qualifizieren“, sagte Horst Heldt. Die seit einigen Monaten andauernden Verhandlungen zwischen den Schalkern und Raúl waren zuletzt ins Stocken geraten. Die spanische Zeitung „Marca“ vermeldete jüngst, der Spanier werde nach der Saison nach Katar wechseln.
„Was ich von seinem Berater vermittelt bekomme, ist etwas völlig anderes. Und ich glaube, was der mir sagt“, erklärte Heldt. Ein Jahr soll Raúl nach den Vorstellungen des Klubs noch in Gelsenkirchen bleiben. Zuletzt hatte er erklärt: „Schalke hat mir ein gutes Angebot gemacht.“