Bundesliga Gesicht des Schalker Aufschwungs: Tedesco lobt Meyer

Gelsenkirchen (dpa) - Nach dem perfekten Abschluss einer starken Halbserie scharte Domenico Tedesco seine Spieler auf dem Rasen um sich und redete gestenreich auf sie ein.

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„Die Mannschaft wollte frei haben, hat sie aber nicht bekommen“, verriet der Trainer des FC Schalke 04 nach dem Einzug in das Pokal-Viertelfinale mit dem mühevollen 1:0-Sieg gegen den 1. FC Köln schmunzelnd. Stattdessen traf sich das von den Fans gefeierte Team des Bundesliga-Zweiten zum gemeinsamen Frühstück und einem öffentlichen Training, um sich dann in die kurze Winterpause bis zum 1. Januar zu verabschieden.

„Die Spieler haben es verdient, mal den Kopf frei zu bekommen. Die Halbserie war ein Riesenkraftakt“, bilanzierte Tedesco nach dem 13. Pflichtspiel ohne Niederlage. Zuweilen ist dem 32 Jahre alten Coach „der Hype“ nach der längsten Erfolgsserie seit gut zehn Jahren „schon ein bisschen zu groß“. Er weiß alles gut einzuschätzen. „Das Spiel gegen Köln war ein Sinnbild der Saison. Wir schießen keinen aus der Arena. Da ist viel Disziplin dabei, viel harte Arbeit. Das machen wir super. Aber wenn du nur ein oder zwei Spiele weniger gewinnst, bist du auf einmal Sechster oder Siebter.“

Für den Pokalsieg gegen den Bundesliga-Letzten sorgte Max Meyer (63.). Ausgerechnet der nur 1,73 große Nationalspieler traf mit einer eher unbeabsichtigten Kopfball-Bogenlampe über FC-Keeper Timo Horn hinweg ins lange Eck. „Normalerweise bin ich bei Standardsituationen nicht eingeteilt. Ich wollte den Ball eigentlich nur verlängern. Dass er dann hinten rein gegangen ist, ist umso schöner“, meinte der U21-Europameister. Auch wenn es sein erstes Saisontor war, verkörpert der 22-Jährige den Aufschwung der Königsblauen wie kaum ein anderer.

Vom Bankdrücker unter Tedesco-Vorgänger Markus Weinzierl, der für den Spielmacher keinen Verwendung fand, entwickelte sich Meyer im Saisonverlauf zum unverzichtbaren Herzstück der Elf. „Max kam wegen der U21-EM erst verspätet in die Vorbereitung. Deswegen haben wir ihn anfangs nicht spielen lasen“, erläuterte Tedesco. „Den Impuls hat er dann selbst gesetzt und sehr fleißig trainiert.“

Mit Zusatzschichten brachte sich Meyer wieder in Form. Auf die Idee, den ballsicheren Profi zum „Sechser“ umzufunktionieren und in die defensive Schaltzentrale zu beordern, sei man im Trainerteam gemeinsam gekommen, sagte Tedesco. Seit dem 2:0 in Berlin am achten Spieltag bekleidet Meyer diese Position ohne Fehl und Tadel - und hat sich damit angefreundet. „So habe ich das ganze Spiel vor mir“, sagte Meyer, der die „sehr positive Entwicklung“ auf Schalke lobt und am Coach festmacht. „Ich fühle mich bei dem Trainer einfach wohl. Zum ersten Mal seit langer Zeit habe ich das Gefühl, dass mich ein Trainer besser machen kann. Ich spüre das Vertrauen.“

Gleichwohl ist die Zukunft des Eigengewächses weiter ungewiss. Meyers Vertrag läuft wie der des gleichaltrigen Leistungsträgers Leon Goretzka im Sommer 2018 aus. Eine Verlängerung lehnte Meyer bisher ab. Einen „Schnellschuss“ werde es nicht geben. Er will die Entwicklung in den kommenden Monaten abwarten. „Ich habe keinen Zeitdruck. Aber bis zum 20. März wird es eine Entscheidung geben. Es gibt noch keine Tendenz in die eine oder andere Richtung.“

Sportvorstand Christian Heidel hat den Kampf um die umworbenen Goretzka und Meyer noch nicht aufgegeben, ist aber auch Realist. „Natürlich würden wir gerne mit Beiden weiterarbeiten, aber das Fußball-Geschäft ist kein Wunschkonzert. Ich glaube, das Allerwichtigste für die Spieler ist, dass sie das Gefühl haben, dass sich auf Schalke etwas entwickelt und sie Teil davon sein möchten.“