Gezittert und gelernt: Hannover reift in Europa

Poltawa (dpa) - Hannover 96 vertritt die Fußball-Bundesliga im Europapokal viel besser als gedacht. „Vier Spiele mit zwei Siegen und zwei Unentschieden, das ist sehr gut für eine Mannschaft, die das erste Mal international spielt“, lautete die Zwischenbilanz von 96-Kapitän Steve Cherundolo.

Das Überraschungsteam der vorigen Bundesliga-Saison reifte weiter beim wackeligen 2:1-Sieg bei Worskla Poltawa bei der Europa-League-Expedition in die ukrainische Provinz. und sieht sich für das Nordduell gegen Werder Bremen am Sonntag bestens gerüstet.

„Jeder Sieg gibt Selbstvertrauen. Es ist nicht das erste Mal, dass wir nach drei Tagen wieder spielen müssen“, sagte Cherundolo nach der planmäßigen Rückkehr am Freitag. Trainer Mirko Slomka hatte am Nachmittag ein Regenerationstraining angesetzt. „Die Spieler müssen jetzt viel schlafen. Samstagnachmittag haben wir ein Training. Ich glaube, dann sind wir wieder auf Betriebstemperatur“, sagte Slomka. „Im Nord-Derby wollen wir die Nase vorn haben“, fügte er hinzu. Vergleichen könne man die Spiele nicht: „Werder ist Werder.“

Die wenigsten Fußballfans hätten Hannover 96 nach 19 Jahren Europapokal-Abstinenz wohl eine Serie von vier ungeschlagenen Spielen zugetraut. Doch nach dem Playoff-Erfolg gegen das topgesetzte Team aus Sevilla steht 96 punktgleich mit Tabellenführer Standard Lüttich auf Platz zwei der Vorrundengruppe B. „Das ist mehr als viele erwartet haben“, sagte Manager Jörg Schmadtke.

Nach den Toren von Mohammed Abdellaoue (32. Minute) und Christian Pander (44.) musste Hannover in Poltawa den Gegentreffer von Alexej Kurilow (50.) hinnehmen und gegen den Außenseiter unnötig zittern. Doch das verstanden die 96-Verantwortlichen als Teil des Lernens. „Der Reifeprozess dauert“, sagte Schmadtke, der wie die mitgereisten 400 Fans eine unruhige zweite Halbzeit erlebte.

„Bei uns gab es ein paar Fragestellungen im Kopf“, kommentierte er die Schwächen nach dem Wechsel. „In der ein oder anderen Phase hätten wir ruhiger spielen und kontrollieren müssen.“ Den Platz zum Kontern konnte der Bundesligist gegen den bedingungslos stürmenden Nobody jedoch nicht nutzen und rettete die drei Punkte über die Zeit. „Klar, dass man ein bisschen zittert“, gab Cherundolo zu. „Es ist uns nicht gelungen, den Ball in den eigenen Reihen zu halten. Man muss das Spiel beruhigen, das muss man lernen“, sagte der Kapitän.

Hannovers Verantwortliche sehen das Team nach dem glücklichen Ende der Abenteuer-Reise nach Osteuropa auf dem richtigen Weg. „Wenn man häufiger in solche Situationen gerät, dann wird man reifer“, sagte Trainer Slomka: „Dann kommt mehr Gelassenheit am Ball.“ Das solle das Team mitnehmen „in die Bundesliga und in die Europa League“.

Das gelte auch für das Nordderby gegen Werder, wo er auf den positiven Effekt von Poltawa hofft: „Es ist leichter zu regenerieren mit drei Punkten.“ Der Bundesliga-Zweite Werder ist aufgrund der fehlenden Europapokal-Abende ausgeruhter. Hannover 96 will in den nächsten Europapokalspielen souveräner auftreten. Das dritte Spiel der Vorrunde ist am 20. Oktober gegen den FC Kopenhagen. Die Dänen verloren ihr Auswärtsmatch bei Standard Lüttich unerwartet deutlich mit 0:3.