Gladbach, HSV & Co. bestaunen Freiburg und Frankfurt

Hamburg (dpa) - Mehrere Großvereine der Fußball-Bundesliga können beim kleinen SC Freiburg in die Lehre gehen.

Während der letztjährige Abstiegskandidat aus dem Breisgau sogar auf die Qualifikation zur Champions League hofft und Aufsteiger Eintracht Frankfurt auf dem besten Weg zum Durchmarsch in die Europa League ist, müssen sich arrivierte und mit deutlich höheren Etats ausgestattete Clubs wie Borussia Mönchengladbach, der Hamburger SV, VfL Wolfsburg oder Werder Bremen hintanstellen. Sie alle haben in den vergangenen Jahren zwar kräftig in neues Personal investiert, konnten die damit verbundenen hohen Erwartungen aber nicht erfüllen. Allein der HSV hat aus diesem Quartett noch geringe Chancen auf einen Europacup-Platz.

„Wenn wir gewinnen, hätten wir 51 Punkte. Das wäre hervorragend, besser, als wir erwartet haben“, sagt Trainer Thorsten Fink nicht mal zu Unrecht. Denn als er den Club im Herbst 2012 übernahm, stand dieser am Tabellenende und rettete sich erst kurz vor Saisonende. Nach einem Fehlstart besserte der HSV durch Zukauf der Nationalspieler van der Vaart, Jiracek und Badelj für rund 20 Millionen Euro nach. Es ging zwar bergauf, aber letztlich erwies sich das runderneuerte Team des Liga-Dinos als zu inkonstant, um sicher nach Europa zu kommen.

Leichtfertig wurden gegen mehrere Kleine wertvolle Punkte liegen gelassen, und bei Meister Bayern München setzte es ein bitteres 2:9. Folge: Fink und Clubchef Carl Edgar Jarchow erkannten „Mentalitäts- und Qualitätsprobleme“ und kündigten Konsequenzen an. Der Kader soll ausgedünnt und trotz wirtschaftlicher Sorgen punktuell verstärkt werden. Tenor: Damit es beim nächsten Mal für den Europapokal reicht.

Ähnlich sieht es in Mönchengladbach aus. Die Borussen konnten nach einer Topsaison den Verlust der Asse Reus, Dante und Neustädter nicht kompensieren. Zwar feierten sie wie Hannover 96 und der VfB Stuttgart Erfolge in der Europa League, zahlten dafür aber in der Liga Tribut. Aus diesem Trio wird allein der VfB dank des Einzugs ins Pokalfinale auch in der kommenden Spielzeit wieder international vertreten sein.

Anders auch als der VfL Wolfsburg. Der Überraschungsmeister von 2009 ist genauso schnell nach unten gerutscht wie einst unter Felix Magath hochgeschossen. Mit dem Triumph stiegen die Ansprüche, denen die „Wölfe“ nicht gerecht wurden. Es folgten mehrere Trainerwechsel und die zweite Ära Magath, der in 19 Monaten 38 Spieler holte, 43 abgab und Millionen in den Sand setzte. Nun gelten die Hoffnungen dem neuen Duo aus Trainer Dieter Hecking und Sportchef Klaus Allofs. Sie sind dabei, den Kader auszumisten und im Gegenzug sinnvoll zu verstärken. Aktuell war mehr als ein Platz im Mittelfeld nicht drin.

Noch viel schlechter erging es Allofs' Ex-Club Werder Bremen. Mit Mühe schafften die Hanseaten den Klassenverbleib und gaben sogar das Ende der Ära Thomas Schaaf bekannt. Der Coach war mit Werder in 14 Jahren einmal Meister, dreimal Pokalsieger und spielte sechsmal in der Champions League. Zuletzt aber wurde der Europapokal dreimal verpasst. Auch, da der im November zum Rivalen Wolfsburg gewechselte Allofs bei Transfers nicht mehr das goldene Händchen früherer Jahre hatte. Nur der Belgier de Bruyne und der Grieche Sokratis entpuppten sich in diesem Jahr als echte Verstärkungen; die Millionen-Zugänge Elia, Arnautovic und Ekici eher als das Gegenteil. Nun will Werder „einen Neuanfang wagen“, erklärte Allofs-Nachfolger Thomas Eichin.