„Grandioser Tag“ für Rekordmann Altintop
Augsburg (dpa) - Alle herzten und feierten Halil Altintop, aber der Augsburger Matchwinner reagierte erstaunlich unterkühlt auf die Euphorie um ihn herum.
„Wenn ich jede Woche auf dem Niveau spielen würde, würde ich vielleicht bei Real Madrid oder Barcelona spielen“, verkündete der 30 Jahre alte Türke trocken nach seinem Doppelpack beim hochverdienten 2:0 (2:0) des FCA gegen 1899 Hoffenheim.
Ein erfahrener Profi wie Altintop kennt die Schnelllebigkeit des Profi-Fußballs. „Ich bin schon ein bisschen länger im Geschäft. Heute geht man raus und meint, man kann die Welt erobern. Aber die Bundesliga ist brutal“, referierte der Angreifer. Es war auch ein Warnruf an die vielen jungen Kollegen im Augsburger Team, das nach 13 Spieltagen 16 Punkte eingefahren hat - so viele wie noch nie in einer gesamten Bundesliga-Hinrunde!
„Wir wissen genau, was diese drei Punkte bedeuten - ein bisschen Luft“, betonte Altintop nach dem schon vierten Heimsieg. Für den hatte allen voran er gesorgt, innerhalb von nur sechs Minuten; erst mit einem reaktionsschnellen Abstauber zum 1:0 nach einem Patzer von Hoffenheims Torwart Koen Casteels (17.), dann mit einem Klasse-Tor im Stile eines Mittelstürmers nach einer feinen Augsburger Kombination.
Es waren Altintops Treffer 50 und 51 in der deutschen Eliteliga. Und das ausgerechnet in seinem 249. Bundesligaspiel, mit dem er zum Rekordspieler mit türkischem Pass aufstieg, gleichauf mit Yildiray Bastürk, der bis 2011 für Bochum, Leverkusen, Hertha und Stuttgart 249 Partien machte. „Yildiray war der bessere Fußballer, aber ich hoffe, bei mir kommen noch ein paar Spiele dazu“, meinte Altintop.
Von einem „grandiosen Tag für Halil“, schwärmte Stefan Reuter. Alle freuten sich mit und für Altintop, den der gewiefte Augsburger Manager im Sommer ohne einen Cent Ablöse aus der Türkei (Trabzonspor) zurück nach Deutschland locken konnte. „Halil hat sich endlich auch mal belohnt. Er reißt sich unheimlich den Arsch auf. Er ist mit seiner Routine unheimlich wichtig für uns“, bemerkte Teamkollege Tobias Werner. Ein „ganz erfahrener Baustein“ sei Altintop im Gebilde FC Augsburg, erklärte Trainer Markus Weinzierl.
„Man sieht, wir sind jetzt reif für die Bundesliga“, sagte Flügelflitzer Werner nach dem schwungvollen Auftritt. Auf 15 Punkte in der Hinrunde brachten es die Schwaben 2011 als Aufsteiger, nur neun waren es 2012 im zweiten Bundesligajahr. „Es wäre schon richtig geil, wenn wir bis Weihnachten die 20-Punkte-Marke knacken könnten“, sagte Altintop mit Blick auf die noch ausstehenden vier Partien. Zum Wechsel nach Augsburg beglückwünschte er sich schon am Samstag. „Das macht hier riesig Spaß, der Teamspirit wird hier groß geschrieben.“
Markus Gisdol war der Spaß dagegen vergangen. Nach der dritten Niederlage in Serie war der Hoffenheimer Chefcoach stinksauer auf sein Team. „Das werden wir schonungslos aufarbeiten“, kündigte er verärgert an. „So will ich meine Mannschaft nicht sehen.“ Die Einstellung zum Spiel und zum Gegner hatte nicht gestimmt. 13 Punkte sind kein Ruhekissen für den Fast-Absteiger der Vorsaison. „Jetzt stecken wir mitten im Abstiegskampf“, mahnte Kapitän Andreas Beck.