Großbaustelle Köln - Sportdirektor und Präsident gesucht
Köln (dpa) - Erst kapitulierte der Präsident, vier Monate später nahm auch der Sportdirektor Abschied - die größte Bundesliga-Baustelle steht in Köln. Mit Hohn und Spott reagierte Fußball-Deutschland auf das jüngste Possenspiel im Schatten des Geißbockheims.
„Es gibt Clubs, die brauchen das“, urteilte Franz Beckenbauer. Den ironischen Unterton konnte sich der Ehrenpräsident des FC Bayern in seinem Kommentar beim Sender Sky angesichts der neuen Schlagzeilen nicht verkneifen: „Wolfgang Overath ist gegangen, Volker Finke ist weg, Podolski wird wahrscheinlich gehen. Ich frage mich, ist der Geißbock noch da?“
Solche Häme wollen sich die Kölner in Zukunft ersparen. Mit dem Ende des Machtkampfs zwischen Finke und Stale Solbakken ist die Hoffnung auf ein Ende der Chaostage verbunden. Entgegen marktüblicher Mechanismen traf es diesmal den Sportdirektor und nicht den Trainer. Das Bekenntnis zum Coach soll dazu beitragen, dass die Mannschaft in den restlichen neun Spielen ohne Störgeräusche um den Klassenverbleib kämpfen kann. Dennoch mag Solbakken nicht so recht an ein harmonisches Saisonfinale glauben. Seine rund acht Monate in Köln haben ihn Skepsis gelehrt: „Immer wenn ich glaubte, es könnte etwas ruhiger werden, sorgte ein anderes Thema für neue Aufregung.“
Die Großwetterlage spricht eher für weitere Turbulenzen. Schließlich muss der Club nicht nur nach einem Nachfolger für den Mitte November zurückgetretenen Präsidenten Overath Ausschau halten, sondern neuerdings auch einen neuen Sportdirektor suchen. Als Favoriten für dieses Amt werden Andreas Rettig und Dietmar Beiersdorfer gehandelt. Der gebürtige Leverkusener und ehemalige FC-Manager Rettig, der am Saisonende seine erfolgreiche Arbeit beim Aufsteiger FC Augsburg beenden wird, äußerte sich in der „Kölnischen Rundschau“ vielsagend: „In Köln habe ich meine Wohnung, und in dieser Region möchte ich auch künftig wieder arbeiten.“
Ebenfalls gute Chancen werden Beiersdorfer eingeräumt. Mit dem einstigen FC-Profi und HSV-Manager sollen die Kölner bereits vor rund 15 Monaten gesprochen, sich aber danach für Finke entschieden haben. „Ich werde auf jeden Fall in den Fußball zurückkehren - ins Management. Aber konkret will ich dazu nichts sagen“, kommentierte der im April 2011 als Red-Bull-Fußballkoordinator beurlaubte Beiersdorfer auf Nachfrage der Nachrichtenagentur dpa am Montag.
Die Kölner Vereinsführung sieht bei der Neubesetzung der freien Stelle keinen Grund zur Eile. „Wir haben viele im Club, die eine Menge von Fußball verstehen“, befand Verwaltungsratchef Werner Wolf. Der ehemalige Coach Frank Schaefer und Scouting-Chef Boris Notzon könnten Solbakken stärker zur Hand gehen.
Keinen Einfluss dürften die jüngsten Geschehnisse auf den Transfer von Lukas Podolski haben. Obwohl der Nationalspieler mit Finke seinen wohl größten vereinsinternen Kritiker los ist, scheint der Wechsel zum FC Arsenal beschlossene Sache. Den anhaltenden Dementis zum Trotz vermeldete die englische Zeitung „Daily Mail“ am Montag, dass sich beide Seiten auf einen 10,9 Millionen Pfund teuren Wechsel (13 Millionen Euro) geeinigt hätten. Demnach soll der Torjäger in London ein wöchentliches Salär von 100 000 Pfund (119 000 Euro) kassieren.
Möglich, dass die Kölner schon im kommenden Spiel in Hannover ohne Podolski auskommen müssen. Wie ein FC-Sprecher bestätigte, wurde der Torjäger nach seiner Roten Karte im Spiel gegen Hertha BSC (1:0) vom DFB-Sportgericht für ein Spiel gesperrt. Nach Informationen des „Express“ will der Verein gegen dieses Urteil vorgehen. „Wir haben dagegen Einspruch eingelegt. Die Fernsehbilder zeigen klar, dass kein Vergehen vorliegt“, sagte Geschäftsführer Claus Horstmann der Zeitung.