Guardiola besucht Fanclub: „Gefährliche Fragen“
Glonn (dpa) - Pep Guardiola ist sichtlich gerührt. So etwas hat der weitgereiste Spanier noch nicht erlebt. Krachende Böllerschüsse empfangen den berühmten Fußball-Trainer des FC Bayern München, als er in Glonn eintrifft.
Nach dem Eintrag ins Goldene Buch der kleinen Gemeinde vor den Toren Münchens marschiert der Spanier, jugendlich-sportlich in Jeans und Turnschuhe gekleidet, von der Blasmusik angeführt in die Halle ein. In der folgenden Stunde werden ihn gerade die Fragen der kleinen Fans ins Schwitzen bringen. „Kinder stellen immer die gefährlichen Fragen“, stöhnt Guardiola lächelnd.
„Ich freue mich, hier zu sein“, sagt er. Neuland betritt er am Sonntag beim Besuch des Fanclubs „FC Bayern Stammtisch '94“. Der knapp 200 Mitglieder zählende Verein hat das große Los gezogen bei den traditionellen Fanclub-Besuchen der Bayern-Profis. Natürlich wird ihm auch die Ehrenmitgliedschaft verliehen. „Es ist das erste Mal, dass ich diese Fanclub-Besuche beim FC Bayern mitmache“, berichtet Guardiola. Er staunt, er lächelt - und er taut schnell auf.
Der „Stargast“ muss viele Hände schütteln, dann stimmen die rund 450 Personen in der Halle ein Geburtstagsständchen an. Guardiola ist am Vortag 43 Jahre alt geworden. Schwester Carmen von den „Guten Hirten“, einen Bayern-Fanschal um den Hals, gratuliert ihm auf dem Podium. Als Präsent für den „Stargast“, wie der Fanclub-Vorsitzende Hans Wagner ihn anpreist, gibt es eine Trachtenjacke aus Schafswolle mit seinem Namenszug. Guardiola streift sie gleich über und bis zum Abschied aus Glonn nicht mehr ab. Eine riesige Torte gibt's auch.
Guardiola beantwortet alle Fragen - auf Deutsch. Auch den bayerischen Basis-Sprachtest für „Zuagroaste“ besteht er in den Augen des Publikums. Jedenfalls bringt er das Wort „Oachkatzlschwoaf“ (Eichhörnchenschwanz) halbwegs verständlich über die Lippen.
Bei den Kinderfragen nach Wunsch- und Lieblingsspielern oder ob er seine alte Mannschaft vom FC Barcelona vermisse, die er „nach wie vor im Herzen“ trage, lässt sich Guardiola nicht aufs Glatteis führen. „Ich werde mein Bestes tun“, antwortet er auf die Herausforderung, mit dem Champions-League-Sieger den historischen Triple-Gewinn zu wiederholen. Und fügt am Tag nach dem 0:3 bei Red Bull Salzburg an: „Gestern sind wir nach Österreich gefahren und haben verloren...“
Das mediterrane Essen sei „ein bisschen besser“, bekennt der Katalane beim Thema Leibgericht. Als seinen „Lieblingsspieler“ nennt er vorsichtshalber seinen Sohn Marius. Einen Wunschspieler, den er gerne zum FC Bayern holen würde, verrät er auch besser nicht: „Es gibt auf der Welt viele außergewöhnliche Spieler.“ Und auch beim FC Bayern möchte er keinen Einzelnen über die anderen Stars stellen. „Ich liebe alle Spieler. Wir können nicht mit elf Neuers, elf Ribérys oder elf Schweinsteigers spielen.“ Und dann kommt's: Kann er es sich vorstellen, Trainer einer Frauen-Mannschaft zu sein? „Ja, ich warte auf ein Angebot“, sagt Guardiola mit seinem smarten Lächeln. Alle Fragen sind unfallfrei beantwortet - es beginnt der anstrengendste Teil: Guardiola schreibt Autogramme, die Schlange will kaum enden.