Hannover 96 holt Bader - Frontzeck steht vor dem Aus
Hannover (dpa) - Auf Martin Bader wartet reichlich Arbeit. Offiziell fängt der 47-Jährige am kommenden Donnerstag als Geschäftsführer Sport bei Hannover 96 an. Und wenn kein kleines Fußball-Wunder geschieht, dann wird der neue Manager wohl als erstes einen neuen Trainer suchen müssen.
Nur ein Sieg am Samstag beim VfL Wolfsburg dürfte Michael Frontzeck vorerst den Job retten.
Die Verpflichtung des langjährigen Nürnberg-Managers ist für Hannovers Clubchef Martin Kind die erste gute Nachricht seit vielen Wochen. „Für Hannover 96 ist das eine zukunftsweisende Personalentscheidung“, sagte der Präsident am Donnerstagmorgen, nachdem er einen fürchterlichen Abend verdaut hatte.
In seiner unnachahmlichen Art hatte Kind unmittelbar nach dem Abrutschen auf den letzten Platz ein gnadenloses Urteil gefällt. „Sicher kann man erkennen, dass die Argumente, die Profile und die Leistungsstärke der Spieler sich bisher nicht bestätigt haben“, sagte der Präsident von Hannover 96 über die neuen Profis des Fußball-Bundesligisten.
Auf die Zukunft des Trainers angesprochen, antwortete Kind: „Wir müssen die Herausforderung annehmen. Wir müssen Ergebnisse liefern - das ist keine Frage.“ Anders ausgedrückt: Liefert Frontzeck nach dem schlechtesten Saisonstart der Vereinsgeschichte im Niedersachsen-Derby kein entsprechendes Ergebnis, dürfte seine Zeit als 96-Coach nach insgesamt nur zwölf Partien schon wieder beendet sein.
Nach dem desaströsen Auftreten beim 1:3 gegen die bis dahin punktlosen Stuttgarter hat auch Kind die Realität erkannt. „Bauchschmerzen habe ich auch und Sorgen mache ich mir auch“, sagte der Clubchef: „Von möglichen 18 Punkten nur einen geholt und letzter Platz - das entspricht der derzeitigen Leistung.“ Die bisherigen Partien machen „sehr wenig Hoffnung, das muss man deutlich sagen“. Frühzeitig den Anschluss zu verlieren, „da liegt jetzt das größte Risiko“.
Der Bonus des Trainers als Retter ist inzwischen auch bei den meisten Fans aufgebraucht. Neben den fast schon traditionellen „Kind-muss-weg“-Rufen war die Forderung der 96-Anhänger nicht zu überhören: „Frontzeck raus!“ Der Coach zeigte „Verständnis, dass die Fans nach drei Heimniederlagen sauer sind, und da steht einer dafür, das ist der Trainer, das ist nichts Neues“. Er begründet die Probleme mit dem „großen Umbruch“ nach der Rettung in der neuen Saison. Doch der eigentliche Umbruch steht Hannover 96 erst bevor. Die Einstellung von Bader, der auch einen Sportdirektor suchen soll, ist nur der erste Schritt.
Ob ein Trainerwechsel wirklich hilft? Es gibt durchaus ernstzunehmende Zweifel, dass ein neuer Trainer mit den vorhandenen Profis mehr erreicht. Frontzeck ist andererseits auch für den Kader mit neun neuen Spielern verantwortlich, den er mit dem inzwischen ausgeschiedenen Manager Dirk Dufner zusammengestellt hat. Das Angebot des Clubchefs, kurz vor Transferschluss noch nachzubessern, hatte der Coach Ende August abgelehnt. „Die Empfehlung war, noch Spieler zu holen“, sagte Kind.
Der 96-Boss gab in seiner ganz eigenen Art eine geradezu vernichtende Einschätzung über Frontzecks Kader: „Auf Basis der Spiele, die wir gesehen haben, ist die Leistungsstruktur nicht ausreichend.“ Nicht nur in der Führungsebene unterhalb des Clubchefs, auch bei den Spielern dürfte es in dieser Saison noch mehrere Neueinstellungen geben.