Hannover 96 sucht Slomka-Nachfolger in Europa
Hannover (dpa) - Bei der schwierigen Suche nach einem geeigneten Nachfolger für Mirko Slomka blickt Hannover 96 notgedrungen über die deutschen Grenzen hinaus.
Weil dem Fußball-Bundesligisten Wunschkandidaten bereits absagten oder nicht verfügbar sind, schwebt Clubchef Martin Kind nun eine europäische Trainerlösung vor. „Der deutsche Markt ist überschaubar. Wir gucken schon europäisch“, sagte Kind der „Bild am Sonntag“.
Der Unternehmer hält nichts von den üblichen Verdächtigen á la Bruno Labbadia, Markus Babbel, Thorsten Fink oder Holger Stanislawski, die verfügbar wären und deshalb schon reflexartig als Slomka-Nachfolger gehandelt wurden. „Wir haben mit keinem, der in der Öffentlichkeit genannten Namen Kontakt gehabt“, bekräftigte Kind bei Sky Sport News HD. Der 96-Präsident will „eine mutige Entscheidung“.
Die könnte laut „Bild“ Murat Yakin heißen. Der 39 Jahre alte frühere Stuttgarter Profi trainiert derzeit den FC Basel, soll aber für die Bundesliga eine Ausstiegsklausel besitzen. Denn eine Ablösesumme für einen vertraglich gebundenen Coach wollen sich Kind und der Club nach der Millionen-Abfindung für Slomka sparen. Bis zum Trainingsstart am 5. Januar soll der neue Coach gefunden sein. Die Niedersachsen gehen auch davon aus, dass dies klappt.
Ob nun Yakin oder ein anderer Deutsch sprechender Coach in den kommenden Tagen vorgestellt wird: Der neue Mann müsste mit dem Makel leben, nicht erste Wahl zu sein. Der mit der Trainersuche beauftragte Sportdirektor Dirk Dufner hatte sich bereits nach der Trennung von Slomka am Freitag von der Wunschlösung verabschiedet. „Manchmal bekommt man die Idealvorstellung aber nicht“, sagte Dufner vor den Sondierungsgesprächen mit „mehr als zwei oder drei Kandidaten“.
Denn die Fahndung in ganz Europa geschah nicht ganz freiwillig. Kinds Wunschkandidat Thomas Schaaf hatte bereits erste Sondierungsanfragen abgelehnt, als Slomka noch im Amt war. Dies gilt auch für erste Spekulationen über André Breitenreiter aus Paderborn und Frank Kramer aus Fürth. Zumindest Breitenreiter bescheinigte Kind einen „guten Job“, als der Clubchef bei der Frage, ob man sich nach zweieinhalb erfolgreichen und knapp anderthalb weniger erfolgreichen Jahren wirklich von Slomka trennen solle, noch zauderte.
Auch wenn Kind nun bei Sport1 darauf verwies, „bei Herrn Kramer und Herrn Breitenreiter gar nicht angefragt“ zu haben, bezeichnete er die öffentliche Demontage Slomkas in der vergangenen Woche doch als unglücklich: „Auf jeden Fall haben wir insgesamt keine gute Krisenstrategie gehabt. Das ist deutlich zu sehen. Ich persönlich habe auch einige Fehler gemacht, die man mit Abstand sicher anders beurteilt und anders reagiert hätte.“ Am Ende konnte der Club wohl gar nicht anders, als sich von Slomka zu trennen. Am Wochenende offenbarte sich zudem, dass 96 aller öffentlichen Aussagen zum Trotz bei der Trainersuche noch am Anfang stand.
Die Niedersachsen stehen nun nicht nur bei der Suche unter Druck. Dies gilt beim Rückrundenstart auch für den neuen Coach; vor allem dann, wenn tatsächlich ein junger, unerfahrener Mann kommen sollte. Nur eines der ersten vier Spiele im neuen Jahr findet zu Hause statt und das dazu gegen das Spitzenteam Borussia Mönchengladbach. „Für den neuen Trainer ist der Start sicher risikobehaftet“, räumte Kind ein.